So, 13.02.2022 , 11:09 Uhr

13. Februar: Dresden gedenkt der Zerstörung der Stadt

Dresden - Vor 77 Jahren ist Dresden bei alliierten Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Jedes Jahr erinnern die Dresdner am 13. Februar an dieses Ereignis. Viele Gedenkveranstaltungen sind geplant. Es werden aber auch Demonstrationen aus dem rechten und linken Spektrum in Dresden erwartet. 

Bildquelle: Archiv Hirsch Film

Menschenkette zum 13. Februar

Unter dem Motto „Erinnern für eine Zukunft des friedlichen Miteinanders in Vielfalt“ hat die Menschenkette 2022 in diesem Jahr wieder live stattgefunden.18 Uhr schloss sich die Kette zwischen Neumarkt und Altmarkt über die Wilsdruffer Straße. Kurzzeitig wurde diese für den kompletten Verkehr gesperrt. Auf einer Länge von 4,5 Kilometern konnten etwa 3.000 Personen teilnehmen.

Die Dresdner Glocken läuteten 10 Minuten während des Zusammenschlusses. Oberbürgermeister Dirk Hilbert und die Rektorin der Technischen Universität Dresden, Dr. Ursula M. Staudinger, sprachen Grußworte zum Auftakt in der Dresdner Kreuzkirche.

Um den Mindestabstand entsprechend der Corona-Notfall-Verordnung zu gewährleisten, wurden gelbe Distanzbänder vergeben.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Staatsministerin Barbara Klepsch, Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert und Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch haben auch an der Menschenkette teilgenommen und so ein Zeichen für Versöhnung, Weltoffenheit und gegen Rassismus gesetzt. 

Wir haben Ministerpräsident Kretschmer im Anschluss gefragt: "Was ging in Ihnen während der zehn Minuten Glockengeläut vor?"

Gedanken des Dresdner OBs zum 13. Februar

 

Zeitzeugen, die die Bombardierung der Stadt 1945 miterlebt haben, werden immer weniger. Ein Fakt, um den auch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert weiß. Deshalb ist es für ihn wichtig, auch heute noch der Ereignisse zu gedenken.

 

Nach wie vor missbrauchen am 13. Februar rechts Gesinnte den Gedenktag für ihre Zwecke. Die Demos führen jährlich zu einem Großeinsatz der Polizei.

Gedenkstelle Dresdner Altmarkt

An der Gedenkstelle für den 13. Februar auf dem Dresdner Altmarkt wurden Kränze und Blumen niedergelegt. Außerdem brannten Kerzen für die Verstorbenen.

Demonstrationen am 13. Februar

Im Dresdner Stadtzentrum haben am Sonntag Personen aus dem linken und rechten Spektrum demonstriert. Die Polizei hatte sich für einen Großeinsatz gerüstet und ist mit mehreren Einheiten in der Stadt präsent gewesen.

15.20 Uhr Zwischenbilanz der Polizei

Am Morgen fanden mehrere Veranstaltungen auf Dresdner Friedhöfen statt. Sie verliefen allesamt störungsfrei.
Gegen 12.30 Uhr startete ein von Rechtsextremisten angezeigter Aufzug am Bahnhof Dresden-Mitte. Anschließend liefen die Teilnehmer über die Ostra-Allee zum Postplatz und über die Freiberger Straße wieder zurück zum Bahnhof Dresden-Mitte. Gleichzeitig protestierten im Umfeld zahlreiche Menschen gegen den Aufzug. Die Versammlung endete gegen 15 Uhr.

So kam es zu einer symbolischen Blockadeaktion auf der Ostra-Allee. Auch am Postplatz sowie später am Bahnhof Dresden-Mitte fanden sich mehrere hundert Menschen zum Gegenprotest ein. Die Einsatzbeamten gewährleisteten den Protest in Hör- und Sichtweite und verhinderten ein Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Lager. Insbesondere am Bahnhof sorgte die Polizei dafür, dass der Gegenprotest näher an die Abschlusskundgebung gelangte.

Einzelne Versuche von Teilnehmern des Gegenprotestes die Absperrungen der Polizei zu durchbrechen, wurden von den Einsatzbeamten unterbunden. Dabei kam es auch zum Einsatz von Pfefferspray. Die Polizei leitete gegen zwei Deutsche im Alter von 21 und 27 Jahren Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs ein. Gegen einen 24-jährigen Deutschen wird wegen Widerstandes gegen Vollzugsbeamte ermittelt.

Gegen 14.30 Uhr trennten Einsatzkräfte zwei unterschiedliche Lager bei einer Versammlung am Neumarkt.

Quelle: Polizeidirektion Dresden

15.10 Uhr

Die Kundgebung der rechten Demonstranten ist beendet. Die Teilnehmenden reisen über den Bahnhof Mitte ab. 

13.00 Uhr

Der rechte Demonstrationszug in die Innenstadt ist unterwegs. Nach Schätzungen von SACHSEN FERNSEHEN sind es um die 1000 Teilnehmer. Vom Bahnhof Mitte aus ziehen die Demonstranten u.a. über den Postplatz. Dort findet ein lauter Gegenprotest statt. Linke starten erste Versuche, mit Sitzblockaden den Demonstrationszug zu verhindern.

11.40 Uhr

Mehrere hundert Personen der rechtsextremen Szene haben sich für einen "Trauermarsch" am Bahnhof Mitte versammelt. Ein linker Gegenprotest ist direkt an den Demonstranten vorbeigezogen.

"Stilles Gedenken" mit Kranzniederlegung auf dem Nordfriedhof

 

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Landesverband Sachsen hat am 13. Februar 2022 auf dem Dresdner Nordfriedhof der Opfer des Luftangriffs vom 13./14. Februar 1945 gedacht.

Am „Stillen Gedenken“ beteiligten sich Vertreter von Landeshauptstadt, Landtag, Staatsregierung, Bundeswehr, Reservistenverband und zahlreiche Mitglieder des Volksbunds.

Das Grußwort sprach der Oberbürgermeister der Stadt Dresden, Dirk Hilbert, die Ansprache hielt Detlef Fritzsch, vormals Präsident der Bundespolizeidirektion Pirna und Mitglied des Bundesvorstandes des Volksbunds.

Die schweren Luftangriffe des 13./14. Februar 1945 markieren die bedeutendste Zäsur der Stadtgeschichte, die heute immer nur in den Kategorien des „Davor“ und „Danach“ gedacht werden kann. In der Nacht vom 13./14. Februar 1945 erlebte die vormalige Haupt- und Residenzstadt die zweite Zerstörung nach dem preußischen Bombardement von 1760.

Dabei gingen Kulturgüter unschätzbaren Wertes verloren, vor allem erlitt die Zivilbevölkerung erhebliche Verluste von 25.000-30.000 Personen, mithin circa 5 % der vor Kriegsbevölkerung.

Obgleich die Verluste des Bombenkriegs in anderen Städten numerisch und prozentual deutlich höher ausfielen – man denke an Darmstadt oder Würzburg – oder Angriffe mit höherem Kräfteansatz erfolgten, wie zum Beispiel die 1000-

Bomber-Angriffe auf Hamburg oder Köln, so figuriert die Zerstörung Dresdens dennoch als Chiffre des Luftkriegs schlechthin, ähnlich wie Coventry oder Hiroshima, wobei die Höhe der Verluste bei der Bewertung nicht der ausschlaggebende Faktor ist.

Die unfruchtbare Diskussion um die Zahl der Toten vergiftete lange Zeit die Atmosphäre des Gedenkens, und noch immer finden die amtlichen Zahlen der Historikerkommission von 2010 Kritiker.

Während der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die „Versöhnung über den Gräbern“ als Leitmotiv verfolgt, konterkariert die seit einigen Jahren verstärkt propagierte Parole „Deutsche Täter können keine Opfer sein“ diesen Versöhnungsgedanken.

Angesichts der Tragödien des 20. Jahrhunderts schiene indes Demut vor den ungezählten Toten die angemessenere Haltung, um dem Anspruch der „Versöhnung über den Gräbern“ gerecht zu werden.

Quelle: Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Landesverband Sachsen