Dresden – Die Elbmetropole hat 260 neue Meister. 38 Frauen und 222 Männer haben im Kammerbezirk Dresden am Wochenende ihre Meisterbriefe erhalten. Mit einer großen Gala wurde das in der Messe gefeiert. Damit haben seit 1990 über 16.200 Handwerker ihre Meisterausbildung im Kammerbezirk Dresden absolviert.
Als unvergesslichen Augenblick für die Absolventen bezeichnete Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, die Übergabe der Meisterbriefe. „Bewahren Sie ihn und genießen Sie ihn“, so sein Appell in seiner Festrede an die neue Meistergeneration und die rund 2.000 Gäste. Gleichzeitig forderte Dittrich, selbst Dachdeckermeister, die neue Generation auf, „Themen aufzugreifen und zu gestalten, damit wir nicht nur gestaltet werden. Ich bin zutiefst überzeugt, dass vor allem die jungen Menschen entscheiden sollten, wie unsere Gesellschaft einmal aussehen soll.“ In jedem Fall solle diese auch in Zukunft handwerksfreundlich gestaltet sein. Daher mahnte der Handwerkskammer-Präsident in Richtung Politik Chancengleichheit und Bürokratieabbau an. Letzteres adressierte Dittrich auch bewusst an die Europäische Union, betonte aber zugleich: „Europa hat Kollateralkosten. Der Frieden, die grenzenlose Freiheit und der wohlfahrtsstärkende Binnenmarkt sind es jedoch auf jeden Fall wert.“
„Das deutsche Handwerk in Europa“ hatte auch Festredner Rolf Dieter Krau-se, Journalist und langjähriger Leiter des ARD-Studios in Brüssel, im Fokus – passend zum Meisterfeier-Motto „Grenzübergreifend + regional = gemeinsam“. Für ihn steht fest: „Die duale Ausbildung ist wichtiger als ein möglichst reibungsloser Binnenmarkt. Deswegen muss es bei der Privilegierung der Meisterbetriebe bleiben.“ Mit Blick auf das Konstrukt EU und dessen Zukunft machte Krause aber auch deutlich: „Ich kann mir schwer vorstellen, dass eine EU auf Dauer überleben wird, in der es einigen Ländern sehr gut geht und die anderen sich mit kaum lösbaren Problemen herumschlagen. Deswegen wird Deutschland auf andere zugehen müssen. Allerdings sollte es dabei sehr genau aufpassen, auf welchen Feldern es dies tun will und wie weit es dabei gehen soll.“
Auch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert gratulierte den neuen Meistern und ermunterte sie, aus dem Erreichten das Beste herauszuholen: „Handwerksmeister macht sich genauso wie Deutscher Meister, Europameister oder Weltmeister gut im Briefkopf. Nutzen Sie das! Sie haben viele Möglichkeiten: Führungsverantwortung übernehmen, den eigenen Betrieb gründen, studieren oder Lehrlinge ausbilden.“ In Anlehnung an den Vergleich mit dem Spitzensport rief Hilbert die Absolventen dazu auf, ihrem Verein treu zu bleiben: „Dresden und die Region bieten Ihnen beste Voraussetzungen!“ Eine starke lokale Handwerkerschaft sei ihm persönlich wichtig. Dabei sprach Hilbert auch noch einmal gezielt den Aktionsplan „Handwerk in Dresden 2025“ an, den Handwerkskammer und Landeshauptstadt Dresden im Oktober gemeinsam unterzeichnet hatten.
Verantwortung für ihr Handwerk übernehmen will auch Steinmetz- und Steinbildhauermeisterin Jacqueline Hausotte. Aus dem Wunsch heraus, ein eigenes Unternehmen zu führen, entschied sich die heute 39-jährige Leipzigerin für die Meisterausbildung. Auf der Meisterfeier der Handwerkskammer Dresden sprach Jacqueline Hausotte, die als eine der besten Absolventen ausgezeichnet wurde, stellvertretend für den Jahrgang. „Es war nicht ganz einfach – der Spagat zwischen Familie, Selbstständigkeit und Meisterschule hat mich zwischendurch sehr gefordert“, berichtete sie und betonte zugleich, dass sie das Meisterstudium vor allem wegen des geistigen Inputs sehr genossen habe. Zukünftig möchte sie Kinder und Jugendliche über eine offene Werkstatt an das Handwerk heranführen. Denn: „Für uns alle ist eine Welt ohne Handwerk und Handwerker unvorstellbar. Also müssen wir uns immer wieder sichtbar und wahrnehmbar machen und dabei viele Wege gehen“, so ihr eindringliches Statement.
Übergabe Meisterbonus und Meisterdarlehen
Um das Engagement der Meister zu würdigen, hatte die sächsische Landes-regierung im Vorjahr auf Druck und Drängen der Handwerkskammern und Fachverbände die Einführung des Meisterbonus in Höhe von 1.000 Euro beschlossen. Diesen erhalten neue Meister, die ihren Hauptwohnsitz oder Beschäftigungsort im Freistaat haben. In diesem Jahr werden über 180 Meister, die im Kammerbezirk Dresden ihren Meister gemacht haben, davon profitieren. Stellvertretend für diese bekam Orthopädieschuhmachermeisterin Sarah Bätz aus Chemnitz die Urkunde und Förderzusage für den Meisterbonus vom stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Martin Dulig sowie vom Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft Thomas Schmidt überreicht.
Um neue Meister auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen, gibt es seit dem Jahr 2010 das Meisterdarlehen. Es handelt sich dabei um ein Angebot für ein zinsverbilligtes Darlehen der Sächsischen Aufbaubank von maximal 100.000 Euro. Diese Angebote können im Rahmen der Meisterfeier an bis zu drei jahrgangsbeste Meister aus dem Kammerbezirk ausgegeben werden, die sich in naher Zukunft selbstständig machen wollen. Die Minister Dulig und Schmidt überreichten in diesem Jahr die Meisterdarlehens-Angebote an Tischlermeister Sebastian Schmidt aus Vierkirchen, Zimmerermeister Stefan Pietzsch aus Dresden sowie Steinmetz- und Steinbildhauer-meister René Wittke aus Radeburg.
Zahlen und Fakten
Die 260 frischgebackenen Meister vertreten insgesamt 25 Gewerke. Dabei können die meisten neuen Meister – insgesamt 40 – erneut im Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk verbucht werden. Es folgen Bäcker (24), Elektrotechniker und Tischler (jeweils 21) sowie Friseure (17). Es gibt aber auch Gewerke – Uhrmacher, Zahntechniker sowie Schilder- und Lichtreklamehersteller –, in denen es in diesem Jahr im Kammerbezirk Dresden nur jeweils einen Absolventen im Meisterstudium gab. 198 der neuen Meister (76 Prozent) kommen aus Sachsen. Zudem stammen die Absolventen aus zehn weiteren Bundesländern – aus Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Berlin und Brandenburg ebenso wie aus Bayern und Baden-Württemberg. Auch Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehören zu den Heimat-Bundesländern der Absolventen. Doch nicht nur mit Blick auf die Gewerke oder die regionale Herkunft zeigt sich ein breites Spektrum: Der jüngste Meister ist vor wenigen Tagen erst 21 geworden, der älteste neue Meister ist 52 Jahre alt.