Leipzig - Eine Studie der Uni Kassel zeigt, dass ein 365-Euro Ticket sehr hohe finanzielle Verluste für die Stadt mit sich bringt, der gewünschte Effekt aber ausbleiben würde. Oberbürgermeister Burkhard Jung sieht trotzdem nicht von der Einführung des Tickets ab. Das Gutachten soll nun in den Gremien des Leipziger Stadtrates und der kommunalen Unternehmen diskutiert werden.
Gegenwind für die Befürworter eines 365-Euro Tickets: eine Untersuchung der Universität Kassel zeigt, dass ein solches Ticket für Leipzig sehr teuer wäre, gleichwohl aber nur geringe Effekte brächte. Eine Umsetzung in der Tarifzone 110, also im Stadtgebiet, würde zu Einnahmeverlusten von bis zu 29 Millionen Euro pro Jahr führen. Das Gutachten soll laut Informationen der LVZ am Mittwochabend im Verwaltungsausschuss des Stadtrates präsentiert worden sein. Unter den Leipzigern sorgt das Gutachten und die Diskussion um das Ticket für unterschiedliche Meinungen.
Untersucht wurden nicht nur die finanziellen Auswirkungen, sondern auch die der Fahrgastzahlen. Sie würden laut Studie um zwei bis sieben Millionen Passagiere pro Jahr steigen. Eine bessere Steigerung ließe sich aber erzielen, wenn die bis zu 29 Millionen Euro pro Jahr in eine Verbesserung des Angebots, und auch des Fuhrparks und Infrastruktur investiert werden würden, so das Fazit der Studie.
Für Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung war die Einführung eines solchen Tickets eines seiner großen Wahlkampfthemen. Zuletzt hatte die Corona-Pandemie sein Prestige-Vorhaben zurückgeworfen, weil, wie er selbst sagt, finanzielle Möglichkeiten weggebrochen sind oder sich verändert haben. Nun ließ er schriftlich mitteilen, dass das Gutachten nur einen Teil der offenen Fragen beleuchtet. Hinsichtlich der Finanzierung sei von Anfang an klar gewesen, dass dies ohne zusätzliche Gelder von Bund und Land nicht sofort und nachhaltig für eine Kommune realisierbar sein werde, heißt es weiter.
Schließlich macht Jung deutlich, das sein Ziel unmissverständlich die Einführung eines 365-Euro-Tickets für Leipzig bleibt, auch wenn der Weg steinig sei und das Ziel möglicherweise auch erst stufenweise erreicht werde. In den nächsten Wochen wollen sich die Gremien des Leipziger Stadtrates und der kommunalen Unternehmen mit den sozialen Aspekten, der Rahmenplanung und dem Gutachten auseinandersetzen. Dem Stadtrat wird im Ergebnis voraussichtlich noch in diesem Jahr eine entsprechende Entscheidungsvorlage zugeleitet, heißt es von der Stadt.