Sa, 04.11.2023 , 11:47 Uhr

85. Jahrestag der Reichspogromnacht - Reclam Verlag will Lesung der Freien Wähler gestatten

Dresden - In Dresden soll eine Lesung prominenter Persönlichkeiten aus Victor Klemperers "LTI – Notizbuch eines Philologen" am 9. November 2023 stattfinden. Diese Veranstaltung, organisiert von der Fraktion Freie Wähler/Freie Bürger, wurde zunächst vom Reclam Verlag untersagt. Jetzt interveniert die Stadt.

Die Veranstaltung der Fraktion "Freie Wähler" sollte anlässlich des Gedenkens zum 85. Jahrestag der Pogrome 1938 stattfinden. Der Reclam Verlag, der anfangs eine Durchführung aufgrund von Aufführungsrechtsfragen untersagte, gab nun doch grünes Licht. So lange sich die Lesung konzeptionell in die von der Stadt geplanten Gedenkveranstaltungen einfüge, werde der Verlag die Anfrage genehmigen, heißt es in einer E-Mail vom Donnerstag, wie Medien berichten.

Die Krux: Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch stellte auf der Nachrichtenplattform "X" klar, dass die Lesung eben "keine städtische Veranstaltung und auch nicht Teil des städtischen Gedenkens" sei. Um "Schaden von der Stadt und vom Stadtmuseum abzuwenden", der durch eine befürchtete "Verunglimpfung der Holocaust-Opfer" bei der Veranstaltung entstehen könnte, untersagte Klepsch die Nutzung des Stadtmuseums. Auf Plakaten wirbt die Fraktion "Freie Wähler" dennoch weiterhin für ihre Lesung im Stadtmuseum.

Die Fraktion betonte die Bedeutung des Gedenkens und verwies in einer Mitteilung auf die korrekte Handhabung des Urheberrechts durch Einholen einer Lizenz beim Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH.

Durch die Entscheidung des Verlags könne die Fraktion Freie Wähler/Freie Bürger nun ihre Vision einer Lesung mit Dresdner Prominenten realisieren. Persönlichkeiten wie Arnold Vaatz, Antje Hermenau und Uwe Steimle sollen dabei helfen, die Botschaft von Klemperers Werk in die Öffentlichkeit zu tragen. 

Das umfassende Programm der Stadt umfasst neben der Lesung aus Klemperers Buch weitere Veranstaltungen, die an die Opfer der NS-Diktatur erinnern und demokratische Werte vermitteln sollen. Die Kulturbürgermeisterin rief alle Fraktionen zum Mitwirken auf. In Abstimmung mit jüdischen Gemeinden und anderen Institutionen wird ein facettenreiches Gedenkprogramm angestrebt. Verschiedenste Veranstaltungen sind geplant, um diverse Generationen und Milieus zu erreichen, Raum für Diskurs zu bieten und ein umfassendes Gedenken sichtbar zu machen.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels war fälschlicherweise von einer "städtischen Veranstaltung" die Rede. Die Redaktion bittet dafür um Entschuldigung und hat den Artikel überarbeitet (Stand 06.11. 12:58 Uhr).