Mi, 18.09.2019 , 10:14 Uhr

Aktionstag gegen Glücksspielsucht

Dresden - „Das Suchtpotenzial von Wetten, Chatten und Zocken ist riesig. In Dresden gibt es dafür spezielle Beratungs- und Hilfeangebote.“ erklärt Dr. Kristin Ferse, Koordinatorin für Suchthilfe und Suchtprävention. Anlässlich des bundesweiten Aktionstages gegen Glücksspielsucht macht das Gesundheitsamt auf die Risiken und das enorme Suchtpotenzial von Glücksspiel, Gaming und Social Media aufmerksam. Der Aktionstag gegen Glücksspielsucht findet jährlich am 25. September statt. In Deutschland haben rund 500 000 Menschen Probleme mit übermäßigem Glücksspiel. Hinzu kommen zahlreiche Angehörige, die von der Abhängigkeit und ihren negativen Folgen betroffen sind.

Suchttherapeutin Katrin Wolff von der integrativen Suchtberatungs- und Behandlungsstelle der GESOP gGmbH ergänzt: „Die Medienwelt entwickelt sich rasant. Ständig kommen neue Angebote auf den Markt. Die Anfragen nach einer Beratung sind für uns ein Seismograf für die allgemeine Entwicklung.“ Dabei sei es wichtig, zwischen Glücksspielsucht mit finanziellem Einsatz und Abhängigkeiten zu Chats, Handy, Social Media, Computer- oder Videospielen zu differenzieren.

Von einer verhaltensbezogenen Sucht wegen zu viel Glücksspiel, Computerspiel oder Medienkonsum sprechen Experten, wenn ein Betroffener mindestens drei Abhängigkeitskriterien über einen Zeitraum von einem halben Jahr oder länger aufweist. Dazu gehört, dass Glücksspiel, Gaming und Co. die meiste Zeit des Tages einnimmt, dass es unmöglich ist, die Zeit zu reduzieren oder es zu unterbrechen, dass stetig die Dosis erhöht wird, dass bei vorübergehender Unterbrechung Entzugserscheinungen wie Unruhe, Gereiztheit auftreten, dass Beziehungen oder Leistungen beeinträchtigt sind, Nahestehende über die Nutzung belogen werden und dass gespielt wird, um negative Gefühle zu verdrängen.

Kinder und Erwachsene können gleichermaßen abhängig werden. Katrin Wolff: „Wichtig ist es, auf klare Regeln zu achten und diese auch einzuhalten. Eltern sind Vorbild im Umgang mit Medien. Das muss man im Blick behalten. Darum: technische Möglichkeiten wie Zeitfenstereinstellungen nutzen, Kindersicherung für Internetseiten verwenden, das Handy nicht mit ins Bett nehmen und vor allem gemeinsam Freizeit ohne Mediennutzung gestalten. Das stärkt das familiäre Miteinander und unterstützt zudem die Entwicklung der Kinder, die die Lebenswelt mit allen Sinnen erfahren sollen.“

Die Suchtberatungs- und Behandlungsstelle der GESOP berät Einzelpersonen und Familien sowie Schulen und Multiplikatoren. Das GESOP-Präventionsprogramm „ESCapade“ richtet sich speziell an Familien mit Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren. Im Jahr 2018 nahmen 23 Familien mit computersuchtgefährdeten Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren an ESCapade teil. Darüber hinaus können sich seit zehn Jahren Menschen mit verhaltensbezogenen Abhängigkeiten in einer Suchtfachklinik behandeln lassen.

Das Gesundheitsamt zählte 2016 insgesamt 277 Personen, die aufgrund einer Glücksspielproblematik und wegen problematischem Medienkonsums eine der sechs von der Stadt geförderten Suchtberatungsstellen aufsuchten. 2017 waren es 282. Die Dunkelziffer der tatsächlich Betroffenen dürfte deutlich höher liegen.