Fr, 24.06.2022 , 14:43 Uhr

Aktuelle Herausforderungen der Logistikbranche

Von der Coronakrise wurde auch die Logistikbranche stark getroffen. Lieferketten wurden massiv gestört und erholen sich immer noch nur langsam. Gerade Branchen, die weniger Teile lagern, also eine Just-in-time-Produktion betreiben, konnten auf nur einen kleinen Teilebestand zurückgreifen und mussten die Produktionen teils komplett einstellen.

Was bedeutete Corona für die Branche?

Die Logistikbranche und die Logistikbereiche der Unternehmen hatten durch verschiedene Effekte sehr unter der Coronakrise zu leiden. Relativ schnell schlossen einzelne Länder ihre Grenzen, um die Ausbreitung des Virus möglichst zu verlangsamen. Dadurch kam es zu massiven Staus und Verzögerungen der Lkw an den Grenzen. Gleichzeitig hatten die Unternehmen in breiten Teilen mit großen Zahlen an Krankheitsausfällen zu kämpfen. In vielen Ländern mussten auch Lkw-Fahrer, die aus bestimmten anderen Ländern kamen, in eine 14-tägige Quarantäne und fielen so für 14 Tage komplett aus. Der sowieso schon vorhandene Fachkräftemangel in der Industrie wurde dadurch noch stark verschärft. So schätzt die Industrie- und Handelskammer, dass die Unternehmen aufgrund der Coronakrise ca. 50 % an Umsätzen einbüßen mussten und auch heute noch darunter leiden.

Die aktuelle Lage

Der Fahrermangel für den Transport auf der Straße bleibt weiterhin bestehen. Diesen in den Griff zu bekommen, wird eine der größeren Herausforderungen bleiben. Auch heute noch besteht eine große Nachfrage an Leercontainern - momentan ist es kaum möglich, diese zu beziehen. Trotzdem nimmt der Welthandel stetig an Fahrt auf und die Zahlen steigen wieder. Verschiedene Branchen erholen sich wieder, was auch für steigende Zahlen in der Logistik sorgt. Das neue Jahr 2022 bringt nun aber eine neue Krise, nämlich den Ukraine-Krieg. Durch den russischen Überfall auf den Nachbarn Ukraine leiden hauptsächlich die Verbindungen zwischen Westeuropa und China. Sie verlaufen durch die Ukraine, Russland oder Belarus und können jetzt teilweise nicht mehr bedient werden.

Ukraine-Krieg und Corona in China

Die störanfälligen Lieferketten, die gerade anfingen, sich von der Coronakrise zu erholen, stehen damit wieder unter massivem Druck. Auch die aktuellen Coronaausbrüche in China, durch die wichtige Häfen stillgelegt werden, verschlechtern die Lage noch weiter. Fabriken in den betroffenen Regionen Chinas müssen geschlossen werden, wodurch dann wichtige Lieferketten in Europa nicht versorgt werden. Die Bahnverbindung zwischen China, Duisburg und Hamburg bekam gerade wegen des immer schlechter operierenden Lkw- und Schiffstransports eine wichtigere Rolle und war zwischenzeitlich komplett ausgebucht. Immer mehr Unternehmen meiden aber aufgrund von Sanktionen diese Transportstrecken: Beispielsweise hat Maersk am 04. März einen entsprechenden Stopp angekündigt.

Sanktionen treffen die Logistikbranche

Durch die Sanktionen wird auch die Logistikbranche hart getroffen. Das große Embargo auf russische Produkte, vorwiegend Dual-Use-Gütern, stört auch in der deutschen Wirtschaft zahlreiche Lieferketten. Unternehmen müssen nun Alternativen finden und sich schnell auf die neue Situation einstellen. Bestehende Lieferengpässe bei Bauholz und Holzprodukten werden immer größer. Möchte man beispielsweise für die Lagertechnik ein Palettenregal kaufen, so hat man teilweise mit sehr langen Wartezeiten zu kämpfen. Gerade die Nahrungsmittelversorgung leidet massiv unter dem Krieg. Die Ukraine war einer der weltweit größten Getreidelieferanten und die Logistikbranche hat indessen die unmögliche Aufgabe, die Nahrungsmittel aus der Kriegsregion herauszuschaffen.

Steigende Energie- und Treibstoffpreise

Schon vor dem Ukraine-Krieg waren die Preise für Strom und Kraftstoff auf einem Hoch. Der Ukraine-Krieg hat die Preise jetzt weiter in die Höhe schießen lassen. Gerade der Transportweg auf der Straße leidet stark unter den Preiserhöhungen, und bei einem wirtschaftlichen Betrieb müssen die steigenden Kosten auch auf die Kunden umgelegt werden.

Lieferketten optimieren

Die Logistikbranche muss mit der Zeit immer effizienter werden, um nicht nur den Krisen auf der Welt flexibler begegnen zu können, sondern auch Aufträge günstiger abwickeln, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Digitalisierung kann helfen, die Lieferketten zu optimieren und mit weniger Personal größere Kapazitäten ausführen zu können. Egal, ob es Elemente wie das Zeitfenstermanagement, eine effektive Verwaltung der Angestellten oder eine optimierte Kommunikation mit den Kunden sind. Logistik 4.0 ist auch gerade hier ein wichtiges Stichwort, das die Branche stark voranbringen wird.

Ausblick

Nach der Coronakrise hat man auf eine Erholung der Industrie gesetzt. Kaum einer hat mit dem russischen Überfall auf die Ukraine gerechnet. In Zukunft wird sich die europäische Industrie auf eine unsicherere und schlechter planbare Umgebung einstellen müssen. Die Möglichkeit, schnell auf neue Situationen zu reagieren, wird auch in der Logistikbranche essenziell sein. Gleichzeitig wird es für die Unternehmen immer wichtiger sein, auch in der Logistik auf nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen zu setzen. In der Coronakrise hat der Schienenverkehr eine gewisse Stabilität gebracht und er gilt als nachhaltiger im Vergleich zum Transport per Lkw. Insbesondere die Logistikbranche im Endkundenkontakt hat ein schlechtes Image. Für die Unternehmen wird es immer wichtiger sein, dieses Image aufzuwerten, sowohl mit grünen Ideen, aber auch einer fairen Behandlung der Angestellten.

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