Do, 19.09.2019 , 13:51 Uhr

Aufklärungsaktion - Gegen Tablettenflut in Klo und Spüle

Dresden - Die Stadtreinigung und Stadtentwässerung Dresden starten eine gemeinsame Aufklärungsaktion. Gunda Röstel (kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden GmbH, SEDD) und Frank Siebert (Geschäftsführer der Stadtreinigung Dresden GmbH, SRD) haben am Donnerstag auf der Kläranlage Dresden-Kaditz eine gemeinsame Info-Offensive vorgestellt, welche alle Dresdner/-innen über die richtige Entsorgung von Altmedikamenten informiert.

Frank Siebert: „Seit Ende 2016 sind die Apotheken nicht mehr verpflichtet, alte Medikamente entgegenzunehmen. Das Rücknahme- und Entsorgungssystem REMEDICA für die fachgerechte Entsorgung von Altmedikamenten wurde eingestellt. Umso wichtiger ist es, die Verbraucher darüber aufzuklären, wie alte Medikamente umweltgerecht entsorgt werden sollten: Diese gehören in die Restmülltonne. Auch flüssige Arzneimittel sind in der geschlossenen Flasche über den Restmüll zu entsorgen. Auf keinen Fall dürfen alte Medikamente in die Toilette oder den Ausguss gekippt werden.

Ein Müllfahrzeug der SRD fährt ab sofort mit dem Bild eines Rentners durch Dresden, der mit runtergelassener Hose auf einer Mülltonne sitzt. Der Spruch dazu: „Macht doch auch keiner.“ Das Foto stammt aus der vielbeachteten Kampagne der Stadtentwässerung Dresden, die seit 2017 mit deftigen Sprüchen und witzigen Plakaten zum Schmunzeln und Nachdenken einlädt. Sämtliche Motive und Informationen findet man unter www.kein-muell-ins-klo.de.

Seit diesem Sommer können Dresdner Schulen, Vereine und Festveranstalter einen kostenlosen WC-Trailer der Stadtentwässerung Dresden ausleihen, der über das Thema aufklärt. “Eine aktive Werbung, die gut ankommt“, so Gunda Röstel. „Wir hatten den Hänger u. a. beim Elbhang- und Dresdner Stadtfest im Einsatz. Die Reaktionen auf die witzige Gestaltung sind durchweg positiv. Insgesamt war das rollende WC bereits 10 Mal auf Festen unterwegs.“

Wichtige Kooperationspartner, um zielgenau zu informieren, sind dabei Ärzte und Apotheker. So findet bspw. am 11. Oktober 2019 ein zertifiziertes Fortbildungsangebot für Ärztinnen und Ärzte zum Thema „Arzneimitteleinnahme und Gewässerschutz“ auf der Kläranlage statt. Rund 100 Dresdner Apotheken bieten ihren Kunden seit dieser Woche darüber hinaus kostenlose Papiertüten an. Sie zeigen den Weg zur richtigen Entsorgung alter Medikamente und appellieren für einen bewussten Umgang mit Arzneimitteln.

Gunda Röstel: „Wir haben in Kanalisation und Klärwerken immer häufiger mit Dingen zu kämpfen, die nicht in die Toilette gehören. Die Aufklärung darüber ist eine wesentliche Säule unserer Öffentlichkeitsarbeit. Jährlich besuchen 7.000 Gäste unser Klärwerk – darunter viele Schulklassen. Spätestens am Rechen wird das Problem für alle Besucher offensichtlich, wenn Feuchttücher und Nahrungsmittel wieder auftauchen. Doch das Problem mit Medikamenten ist komplexer.“

Weitere Aufbereitungsstufen am Ende der Kette – Stichwort 4. Reinigungsstufe – stehen ebenso in der bundesweiten Diskussion wie die Vermeidung und Verminderung von umweltschädlichen Einträgen an der Quelle. Ein auch wirtschaftlich spannendes Thema hierbei – die Forschung und Entwicklung biogener Grundstoffe für die Pharma- und Chemieindustrie.

Auch deshalb beteiligt sich die Stadtentwässerung Dresden an Forschungsprojekten und dem nationalen Wasserdialog. „Die Wasserwirtschaft darf nicht zum Reparaturbetrieb unserer Gesellschaft werden“, so das Credo von Gunda Röstel.

Hintergrund

Unsere Lebenserwartung ist heute höher denn je. Die moderne Medizin kommt allen zugute. Zugleich haben sich unsere Lebensverhältnisse verändert: Wir sitzen viel und bewegen uns wenig, Arztbesuche und Medikamenteneinnahme werden häufiger. Das hat auch Folgen, die nicht offensichtlich und deshalb vielen Menschen nicht bewusst sind.

Eine Studie des Instituts für sozial ökologische Forschung (ISOE) zeigt: Knapp der Hälfte der Deutschen ist nicht bekannt, dass allein schon durch die Einnahme von Medikamenten Arzneimittelwirkstoffe über die Toilette in den Wasserkreislauf gelangen. Zudem werfen immer noch viele Menschen nicht genutzte oder abgelaufene Medikamente in die Toilette oder Spüle (siehe Grafik). Sie wissen nicht, dass sie Medikamente am besten über den Hausmüll entsorgen können.

Medikamentenrückstände, die sich nicht auflösen und mobil verhalten, können die Umwelt gefährden. Ein sensibler Umgang mit Medikamenten dient der Gesundheit und der Umwelt.

Text: 
Torsten Fiedler, PR Stadtentwässerung Dresden GmbH