Mo, 19.11.2018 , 13:46 Uhr

Beitrag über Dresdner Mietskandal erneut ausgezeichnet

Dresden - Vor ziemlich genau einem Jahr schockierten uns die Geschichten von fünf Mitparteien eines Hochhauses auf der Blasewitzer Straße. Die Wohn- und Lebensumstände, unter denen die Bewohner während der Gebäudesanierung durch den Betreiber Vonovia leiden mussten, schlugen deutschlandweit große Wellen. Der Beitrag, den unser Redaktionsteam erstellt hat, wurde mit dem Deutschen Lokalfernsehpreis 2018 geehrt. Auch bei der Verleihung des Mitteldeutschen Rundfunkpreises am Freitag in Leipzig zählte der Beitrag zu den Besten.

Der BEitrag vom 30.11.2017

Der Beitrag zeigt die Geschichte von Stefan und Ute Kawik, Beate Hirschmann, John Fitzgerald, Petra Borrmann und ihrem Lebensgefährten Dieter Gössl. Vor genau einem Jahr haben wir die Bewohner besucht. Im Video sind die unzumutbaren Lebens- und Wohnumstände zu sehen.

Hintergrund

Bis zu 130 Menschen sollen in einem Container auf dem Hof duschen und ihr tägliches Geschäft verrichten. Und das auch jetzt über die Winterzeit. Das berichten die Anwohner eines Wohnblocks in Dresden-Johannstadt. Aktuell werden die Badezimmer des 15-Geschossers saniert. Grund dafür sind notwendige Brandschutzmaßnahmen und Modernisierungen. Insgesamt soll die Sanierung circa ein Jahr dauern. An die Bewohner hat das Unternehmen mit Sitz in Bochum wohl eher nicht gedacht. Die harten Monate stehen noch bevor, aber schon jetzt heißt es: „Durch die Kälte, ab in die Dusche“. Ein Badbesuch sollte wohl überlegt sein.

Besonders hart getroffen hat es John Fitzgerald. Auf seinen Rollstuhl ist er angewiesen. So wird allein der Weg zum

alltäglichen Geschäft eine Herausforderung. In dem provisorischen Toilettenhäuschen angekommen, wird es für ihn richtig schwierig. Von Barrierefreiheit kann wohl kaum die Rede sein. Auf einem knappen Meter muss er sich zum Klo hangeln. Nach dem Geschäft wird’s dann richtig eklig. Er muss ins Pissoir greifen, um auf dem engen Raum mit dem Rollstuhl zu wenden. Auch jetzt über die Wintermonate soll weiter gearbeitet werden. Das teilt der Vermieter, die Vonovia, auf Anfrage von Dresden Fernsehen mit.

"Derzeit laufen die ersten 3 Stränge parallel. Baubeginn war am 06.11.17 für den Strang 04. Dort sind zum angekündigten Fertigstellungstermin alle Bäder mit Sanitärkeramik ausgestattet und wieder benutzbar gewesen. Verzögerungen von ca. 1 Woche gibt es noch bei den Malerleistungen, da der Reparaturaufwand höher ist, als bisher angenommen. Einzelne

Härtefälle im Strang werden bei der Fertigstellung in Abstimmung mit den Mietern und der Bewirtschaftung priorisiert. Uns ist klar, dass das alles Umstände für unsere Mieter bedeutet. Das bedauern wir ausdrücklich, können das im Rahmen der notwendigen Arbeiten aber leider nicht vollständig verhindern. Nach Beendigung der Maßnahme erhalten die Mieter eine Entschädigung", teil das Unternehmen mit Sitz in Bochum mit.

Lärm, Dreck und Kälte gehören derzeit zum Alltag von Frau Hirschmann und ihren Nachbarn. Nur eine dünne Wand aus Stoff trennt den Wohnraum von der 69-Jährigen von der Baustelle. Doch die Posse an der Blasewitzer Straße geht noch weiter.

Die Bewohner wollten ihr altes Bad behalten. Anwohner Stefan Kawik beklagt, das Bad sei eine Fehlplanung. Kawik, ein groß gewachsener Mann, stößt mit seinen Beinen auf der Toilette künftig gegen die Waschmaschine. Für einen Rollstuhl sei in dem künftigen Bad noch weniger Platz, zeigt er im Interview.

Noch bis zum Sommer sollen die Bauarbeiten in dem Haus an der Blasewitzer Straße andauern. Für die Bewohner ist das Ende also noch in weiter Ferne. "Dass die Mieter sich trotz der Umstände wohlfühlen, ist uns sehr wichtig. Die sanitären Wasch- und WC-Anlagen werden regelmäßig auf Ordnung und Sauberkeit überprüft. Der Reinigungsturnus wird ab sofort auf 3 x wöchentlich erhöht", erläutert die Vonovia in der DRESDEN FERNSEHEN-Anfrage.

Text: Natascha Hofmann, Jonathan Wosch & Lucas Böhme