München/Dresden - Der Gymnasialbesuch von Kindern hängt in Sachsen besonders stark vom Einkommen und Bildungsniveau der Eltern ab. Die Ungleichheit der Bildungschancen ist nach einer Studie des Ifo-Instituts bundesweit stark ausgeprägt. Zwar gebe es Unterschiede zwischen den Ländern, aber kein Bundesland biete auch nur annähernd gleiche Chancen für alle Kinder, schreiben die Autoren des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Uni München. Faktoren wie der Migrationshintergrund oder die wirtschaftliche Lage eines Bundeslandes spielten keine Rolle, auch gibt es bei der Chancengerechtigkeit keinen systematischen Ost-West-Unterschied.
Im Freistaat liegt laut Studie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Kind mit zwei Elternteilen ohne Abitur und einem monatlichen Haushaltseinkommen von unter 5000 Euro netto das Gymnasium besucht, bei 26,8 Prozent. Demgegenüber liegt für Schüler mit sogenanntem höherem Hintergrund die Wahrscheinlichkeit bei 66,9 Prozent – der bundesweit höchste Anteil, wie aus der am Montag veröffentlichten Studie hervorgeht. In diesem Fall hat mindestens ein Elternteil Abitur oder das Haushaltseinkommen liegt im oberen Viertel. Deutschlandweit besuchen der Untersuchung zufolge 26,7 Prozent der Kinder mit niedrigerem Hintergrund ein Gymnasium, mit höherem Hintergrund sind es hingegen 59,8 Prozent.
Mit Blick auf die sogenannte Chancendifferenz, also den absoluten Unterschied zwischen den Kindergruppen, ist die Ungleichheit in Sachsen mit 40,1 Prozentpunkten bundesweit am größten. Der Freistaat belegt damit im Ländervergleich den letzten Platz vor Sachsen-Anhalt (38,1) und Hessen (36,5). Den geringsten Unterschied sahen die Experten in Mecklenburg-Vorpommern (26,4 Prozentpunkte). Auch in Rheinland-Pfalz (28,4) und dem Saarland (29,3) liegt der Wert unter 30.
"Das große Ausmaß der Ungleichheit der Bildungschancen ist zum Glück nicht unumstößlich. Politische Maßnahmen könnten Kinder aus benachteiligten Verhältnissen gezielt fördern, am besten schon im frühkindlichen Alter",
sagte Florian Schoner, Mitautor der Studie, laut Mitteilung. Wichtige Ansatzpunkte seien eine gezielte Unterstützung von Eltern und Schulen in herausfordernden Lagen, eine datenbasierte Sprachförderung sowie Mentoring-Programme. Schließlich könnte auch eine spätere schulische Aufteilung etwas an der ungleichen Chancenverteilung ändern. (mit dpa)