Leipzig - Krankenhäuser gehen wieder in den Regelbetrieb über, gleichzeitig ist vielerorts die Spendenbereitschaft aktuell noch nicht so groß wie vor der Corona-Krise. Blutbanken sind deshalb sachsenweit auf Blutspender angewiesen. Und die Lage könnte sich im Sommer noch zuspitzen.
Etwa 650 Blutspenden werden jeden Tag in Sachsen benötigt, um kranke und verletzte Menschen zu versorgen. Deutschlandweit liegt der Bedarf bei rund 14.000 pro Tag. Ein Teil davon kommt aus der Blutbank des Universitätsklinikums Leipzig (UKL). Hier hat man in den letzten Tagen einen deutlichen Anstieg des Bedarfs festgestellt. "Im Moment herrscht bei der Blutversorgung eine angespannte Situation", sagt Prof. Reinhard Henschler, Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin (ITM) am UKL. "Wir erklären uns das so, dass in Krankenhäuser wieder mehr operiert wird und Schwerkranke behandelt werden."
Während man in Leipzig in den Anfängen der Corona-Pandemie von einer hohen Spendenbereitschaft spricht, heißt es von der Gesundheitsministerin Petra Köpping, dass es in dieser Zeit im Freistaat durchaus zu Problemen kam. "Also es war während der Corona-Zeit auch so, dass die Menschen nicht zum Blutspenden gegangen sind, zum Beispiel weil sie dachten, dass der bekannte Ort gar nicht zur Verfügung steht ist. Wir haben da viel Aufklärung betrieben."
Nächster Engpass droht im Sommer
Am Uniklinikum in Leipzig hält man unter gewöhnlichen Umständen Blutkonserven für etwa drei Wochen im Voraus vor. Aktuell liegt der Puffer bei einer Woche Vorlauf. Mit Beginn der Ferienzeit könnte sich die Lage aber noch weiter zuspitzen. "Wir wissen, dass Sommer anstrengend sind, aber darauf bereiten wir uns auch schon jetzt vor", erklärt Henschler.
Nicht neu, aber wieder aktuell ist momentan die Diskussion, ob homo- oder bisexuelle Männer auch gewöhnlich Blutspenden dürfen. Das ist bislang nicht der Fall und gilt nur, wenn sie ein Jahr lang keinen Geschlechtsverkehr hatten. Diese Regelung gibt es seit den 1980er Jahren und sei heute überholt, sagt Prof Reinhard Henschler. "Man soll niemanden aufgrund seines Sexualverhaltens hinsichtlich der Blutspende beurteilen, sondern anhand des Risikoverhaltens. Daran arbeiten wir - gemeinsam mit den Behörden - und ich bin zuversichtlich, dass wir nicht mehr lange brauchen, um in Deutschland bessere Regelungen zu haben."
Junge und alte Spender willkommen
Auch wenn die Lage bei den Blutbanken aktuell nicht dramatisch, trotzdem aber angespannt ist, rufen sie weiterhin zur Blutspende auf. Als Spender in Frage kommt fast jeder, der zwischen 18 und 68 Jahre alt ist, mindestens 50 Kilogramm wiegt und sich gesundheitlich fit fühlt.