Sa, 27.01.2024 , 17:00 Uhr

Greta Thunberg nahm an Kundgebung in Leipzig teil

„Brutalster Angriff auf Pressevertreter seit Jahren" - Reaktionen nach Angriff auf Sachsen Fernsehen-Reporter abseits einer Pro-Palästina-Demo in Leipzig

Leipzig - Es war eine brutale Attacke auf einen Sachsen Fernsehen-Reporter und seine Begleitperson. Nach einer Pro-Palästina-Kundgebung in Leipzig, an der auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg teilnahm, wurden Beide von mehreren Demonstranten, darunter offenbar auch einem Ordner, verfolgt und an einer Straßenbahnhaltestelle zusammengeschlagen. Die Reaktionen.

Es sei der "brutalste Angriff auf Pressevertreter seit Jahren", beurteilt Lucas Munzke, ver.di Gewerkschaftssekretär, die körperliche Attacke auf einen Reporter, der am Mittwochabend im Auftrag von Sachsen Fernsehen auf einer Demonstration in Leipzig Aufnahmen drehte. Munzke im Sachsen Fernsehen-Interview:

"Wir kennen bereits Schläge auf Medienschaffende beziehungsweise deren Ausrüstung. Wir kennen auch Schubse. Aber wir kennen dieses Ausmaß aktuell noch nicht. Diese Attacke schockiert, macht die ernsthafte Gefahrenlage deutlich, der Journalisten bei der Berichterstattung ausgesetzt sind."

Der Präsident der Sächsischen Landesmedienanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM), Prof. Markus Heinker, sowie die Medienpolitik-Sprecherin der Grünen im Landtag, Claudia Maicher, verurteilen den Angriff im Gespräch mit Sachsen Fernsehen-Reporter Jan Kaufhold: 

Das war passiert: Am Mittwochabend überraschte Klimaaktivistin Greta Thunberg mit der Teilnahme an einer pro-palästinensischen Demonstration auf dem Leipziger Marktplatz. Das Demo-Geschehen und den ersten offiziellen Besuch der 21-jährigen Schwedin in Leipzig hielt ein freier Journalist, im Auftrag von Sachsen Fernsehen, mit der Kamera fest. Bereits während der Kundgebung wurde unser Reporter, der in Begleitung eines Freundes war, von Ordnern und Demonstranten der Anti-Israel-Demonstration massiv bedrängt. Nach Abschluss der Kundgebung verfolgten Demonstranten den Videojournalist und seine Begleitung bis zur Haltestelle am Leipziger Augustusplatz. Dort wurden Beide von drei Demonstranten, darunter wohl auch einem Ordner, erst verbal attackiert, anschließend brutal zusammengeschlagen. Auch als der Journalist bereits am Boden lag, wurde weiter auf ihn eingetreten. Beide Opfer wurden verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Dort konnten die Ärzte mehrere Prellungen und Gewalteinwirkungen auf den Kopfbereich feststellen. Die Bereitschaftspolizei war schnell vor Ort, fahndete nach den Tätern - ohne Erfolg.

Auch am heutigen Freitag gibt es offenbar keine heiße Spur zu den Schlägern - zu den laufenden Ermittlungen wollte sich die Polizeidirektion Leipzig auf Anfrage nicht weiter äußern. Man ermittle intensiv, sichere Videomaterial und vernehme Zeugen. Polizeisprecherin Sandra Freitag sagte unserem Sender:

"Angriffe auf Journalisten sind inakzeptabel. Wir werden hier mit aller Konsequenz strafrechtlich ermitteln."

Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) verurteilte den Angriff. Auf der Plattform X (früher Twitter) heißt es:

 

"Nach der Pro-Palästina-Demo gestern in Leipzig ist ein für Sachsen Fernsehen arbeitender Journalist brutal attackiert worden. Wir verurteilen den Angriff auf das Schärfste. Gewalt gegen Journalisten ist absolut inakzeptabel und bedroht die Grundwerte der Pressefreiheit."
 
Die pro-palästinensischen Demo-Organisatoren "Handala Leipzig" äußerten sich inzwischen zu dem Vorfall, stritten den brutalen Angriff allerdings ab. Auf Instagram heißt es:
"Aus Medien und Polizeibericht haben wir von Angriffen auf zwei Journalisten nach unserer Demo erfahren. Wir möchten betonen, dass wir mit diesen Angriffen nicht in Zusammenhang stehen, auch wenn Medienvertretende dies gern so formulieren möchten, um Schlagzeilen zu generieren. Laut Bericht fanden die Angriffe auf dem Augustusplatz statt, unsere Kundgebung war auf dem Marktplatz. Weiterhin schließen wir aus, dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern um Menschen aus unserem - wie berichtet - Ordnerkreis handelte."
 
Man sei es gewohnt, medial diffamiert zu werden. Diese Art der Berichterstattung sei ein weiterer Punkt einer Hetzkampagne.
 
Fakt ist allerdings: Unserer Redaktion liegt Videomaterial vor, dass einen der Schläger zuvor auf der Demonstration von "Handala Leipzig" zeigt. Zudem berichten der angegriffene TV-Journalist und seine Begleitung glaubwürdig, dass ein weiterer Angreifer zuvor Ordnertätigkeiten auf der Demonstration übernommen haben soll.