Fr, 04.08.2017 , 18:06 Uhr

Bürgerumfrage zum Klimawandel startet am 5. August

Dresden - Erstmalig befragt die Landeshauptstadt Dresden ihre Bürgerinnen und Bürger zum Klimawandel. Etwa 12 500 per Zufall ausgewählte Personen erhalten ab Sonnabend, 5. August 2017, den Fragebogen per Post. Ziel der Befragung ist es, die persönliche Belastung durch Hitze und andere Wetterextreme, die Vorstellungen über Grünflächen in der Stadt sowie den Wunsch nach möglichen Anpassungsmaßnahmen im eigenen Wohnumfeld zu erfassen und anschließend entsprechende Handlungsbedarfe zu ermitteln. Die Bürgerinnen und Bürger können den ausgefüllten Fragebogen im beigefügten Freiumschlag zurücksenden oder mit dem Zugangscode online teilnehmen unter www.dresden.de/klimaumfrage. Die Bürgerumfrage hatte der Stadtrat am 6. März 2017 per Beschluss beauftragt.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert bittet um Unterstützung: „Die Ergebnisse dienen dem Stadtrat und den Ämtern als wichtige Entscheidungsgrundlage. Sie sollen Einfluss auf die Gestaltung von Konzepten und Richtlinien insbesondere in den Bereichen Stadt- und Grünraumplanung haben. Für die statistische Repräsentativität und Belastbarkeit der Ergebnisse ist es erforderlich, dass möglichst viele der angeschriebenen Dresdnerinnen und Dresdner an der Umfrage teilnehmen. Legen Sie den Fragebogen also nicht beiseite, sondern füllen Sie ihn am besten gleich aus.“

Auch Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen freut sich auf eine rege Teilnahme und erklärt die Notwendigkeit der Befragung: „Dresden ist und wird auch zukünftig von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein. In nahezu allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens stellt uns das vor Herausforderungen. In Dresden haben wir jedoch eine Vielzahl von Chancen: Gewässer können offen gelegt, renaturiert und naturnahe Rückhalteräume geschaffen werden. Grünflächen, Baumpflanzungen, Dach- und Fassadenbegrünungen als Vorsorge für die Folgen des Klimawandels werden von den Akteuren in der Praxis unterschätzt. Klimaanpassung ist auch Gesundheitsvorsorge. Die Rückmeldung der Bürgerinnen und Bürger ist dafür von unschätzbarem Wert.“

Hitzewelle, Starkregen, Jahrhunderthochwasser – in den vergangenen Jahren häuften sich die meteorologischen Rekorde. Die Wissenschaft prognostiziert drastische Klimaänderungen bis zum Jahr 2100 – auch in Dresden. Hitze- und Trockenperioden treten häufiger auf und werden durch heftige Starkregenereignisse unterbrochen. Bis zum Ende des Jahrhunderts wird für Sachsen ein Temperaturanstieg um zwei bis drei Grad im Jahresmittel erwartet. Im Vergleich zum Klimareferenzzeitraum 1961 bis 1990 stieg in Dresden die mittlere Lufttemperatur in den letzten 30 Jahren um 0,6 Grad. Die damit verbundenen Klimaänderungen sind bereits deutlich spürbar. Sehr viel seltener können die Dresdnerinnen und Dresdner mit weißen Weihnachten rechnen, die Dampfschifffahrt kämpft in jüngerer Vergangenheit vermehrt mit Niedrigwasser und heftige Regengüsse verursachen häufiger lokale Überschwemmungen. Mit zunehmenden Hitze- und Trockenperioden steigt auch die thermische Belastung für den Menschen – insbesondere für gesundheitlich Beeinträchtigte, Ältere und Kleinkinder. Hitzestress und Hitzetodesfälle sind noch unterschätzte Gefahren, wie sich bei der Hitzewelle im Jahr 2003 zeigte, als laut einer Studie in Westeuropa rund 70 000 Menschen ums Leben kamen – davon allein etwa 7 000 in Deutschland.

Neben den Änderungen der klimatologischen Bedingungen muss sich die Landeshauptstadt weiteren Veränderungen stellen: Dresden ist eine wachsende Stadt. Der Wohnraumbedarf ist deutlich spürbar und der Baudruck ist enorm. Neue Wohnblocks verdrängen eine Vielzahl schattenspendender Bäume und Grünflächen. Besonders im Innenstadtbereich ist diese Entwicklung bedenklich. So würde sich beispielsweise nach Bebauung der Cockerwiese deren klimatisch ausgleichende Wirkung stark verringern und damit der überwärmte Innenstadtbereich weiter ausdehnen. In der Bauleitplanung sollte auf eine möglichst geringe Versiegelung und eine möglichst reichhaltige Bepflanzung in Form von Bäumen, Dach- und Fassadenbegrünung geachtet werden. Diese Maßnahmen dienen dem Schutz vor Überschwemmungen bei Starkregenereignissen, ermöglichen den Erhalt von Flächen für Arten und Biotopen und sie stellen überdies eine Möglichkeit der Gesundheitsvorsorge durch ihre positive mikroklimatische Wirkung (Abkühlung durch Verdunstung über Grünstrukturen, Staubbindung, Lärmminderung) dar. Diese Vielzahl von positiven Effekten sollte bei der Stadtplanung mehr Beachtung finden.

Die Landeshauptstadt Dresden ist unter anderem Mitglied des Klima-Bündnis-Netzwerks, des Netzwerks "ICLEI – Local Governments for Sustainability" sowie des europäischen Netzwerks „Gesunde Städte" der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und setzt sich seit mehr als 25 Jahren für eine nachhaltige Stadtentwicklung ein.