Dresden - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Zusammenhalt in der Gesellschaft angemahnt. "Wirtschaftlicher Aufschwung gelingt in einem Land, das zusammenhält, das sich nicht spalten lässt. Und deshalb ist es ganz wichtig, dass wir auch denen widersprechen, die unser Land auseinandertreiben wollen", sagte er am Donnerstag zum Auftakt eines Dresden-Besuches in den Elbe Flugzeugwerken (EFW).
Bei den Gesprächen mit der Geschäftsführung und Beschäftigten ging es auch um den Arbeitskräftemangel. Deutschland brauche gut qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Deshalb sei es wichtig, dass in Betrieben ausgebildet werde und alle gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten hätten. Davon hänge der Erfolg eines Unternehmens ab.
Man brauche Arbeitskräfte aus anderen Ländern, betonte Scholz. "Der wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands in den letzten zehn Jahren war wesentlich davon getragen, dass viele hier mit angepackt haben und das wird auch für die Zukunft wichtig bleiben." Er habe bei EFW auch über die Anforderungen an die Arbeitskräftezuwanderung diskutiert. Diese seien erleichtert worden, viele Wünsche der Unternehmen würden durch das neue Gesetz gelöst. Es sei in Zukunft einfacher und unbürokratischer möglich, Talente einzubinden und weiteres Wachstum zu generieren.
In den Elbe Flugzeugwerken sind aktuell rund 2200 Beschäftigte aus mehr als 30 Nationen beschäftigt. Das Unternehmen hat sich auf die Umrüstung von Passagier- auf Frachtmaschinen spezialisiert und ist dabei für Airlines in aller Welt im Einsatz. Geschäftsführer Jordi Boto und Finanzchef Kai Mielenz stellten klar, wie entscheidend ein offenes Klima in der Gesellschaft für die Anwerbung ausländischer Fachkräfte ist. Boto sagte:
"Wir sind darauf angewiesen, dass die Leute zu uns kommen. Sie sollen hier mit den Familien eine Heimat finden."
Man brauche eine weltoffene Gesellschaft, die bereit sei, die Leute auch aufzunehmen. Andernfalls sei das Geschäftsmodell von EFW gefährdet.
EFW möchte nach eigenem Bekunden in diesem Jahr 200 weitere Mitarbeiter einstellen. Als Problem wurde Bürokratie genannt. Die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse dauere viel zu lange. Im vergangenen Jahr habe man bei 200 Bewerbungen von Fachkräften von den Philippinen nur 35 einstellen können, weil alle anderen aufgrund bürokratischer Hürden lieber einen Job in einem anderen Land angenommen hätten.
Scholz wollte am Nachmittag nach Glashütte unweit von Dresden fahren, um den Uhrenhersteller Nomos zu besichtigen. Die Firma ist für mechanische Uhren bekannt. Anschließend stand ein Treffen mit Akteuren eines Dresdner Demokratieprojektes auf dem Programm. Zum Abschluss setzt Scholz am Abend seinen Bürgerdialog fort. Schauplatz ist dann das Kraftwerk Mitte – ein Kulturzentrum an Rande der Innenstadt. (mit dpa)