Di, 04.06.2019 , 18:09 Uhr

"Chemnitzer Kita gleicht einem Gefängnis"

Chemnitz-  Die Kita „Stupsnasen“ ist laut Medienberichten vergleichbar mit einem Gefängnis. Ein Rundumsichtschutz umzäunt die Kindertagesstätte. Der Grund? „Dealer in Chemnitz verticken ihre Drogen vor den Augen kleiner Kita-Kinder!“ – so heißt es in den Schlagzeilen, die seit einigen Tagen durchs Netz kursieren.

Wir wollten genauer wissen, was hinter der ganzen Aufregung steckt. Um uns selbst einen ersten Eindruck von der Kita-Umgebung zu machen, fuhren wir in die Wiesenstraße. Die Kita liegt in einem Wohngebiet in der Nähe des Zentrums. Umrundet wird das Grundstück von Grünflächen und einem Spielplatz. Die Sicht hinter den Zaun wird jedoch durch einen Sichtschutz versperrt.
Laut Medienberichten ist die Ursache dafür ein reges Drogengeschäft, vor dem die Kinder geschützt werden sollen. Wir haben bei der Stadt nachgefragt.

„Der Sichtschutzzaun ist bereits 2018 angebracht worden, da es zur damaligen Zeit vermehrt Einsätze von Ordnungskräften wegen allgemeiner
Straßenkriminalität gegeben hat. Der Sichtschutz dient zum einen, um den Kitabetrieb nicht zu stören. Zum anderen dient der Sichtschutz auch dazu, den Blick von außen auf die Kita – als Privatraum – zu verwehren, wie es bei vielen Kitas, Gärten und anderen Privatgrundstücken üblich ist, ob durch Hecken oder Zäune.“

Als wir die Stadt mit den aktuell kursierenden Nachrichten zur „Gefängnis-ähnlichen“ Kita-Atmosphäre konfrontierten, erhielten wir eine überraschende Antwort.

„Anders als in einzelnen Medienberichterstattungen dargestellt, ist die Drogenkriminalität von diesem Ort weitgehend vertrieben worden. Eine Stadt, wie die der Größenordnung von Chemnitz, verzeichnet leider auch Drogenkriminalität. Aber diese war kein alleiniger Grund für den Sichtschutz.“

Nachdem wir unsere Antworten zum Sichtschutz hatten, wollten wir noch von der Polizei erfahren, wie die aktuelle Lage des Drogenkonsums und Drogenhandels in Chemnitz aussieht. Jana Ulbricht, Pressesprecherin der Polizei Chemnitz, erklärte uns die aktuelle statistische Lage.

„Dass hier keine Maßnahmen ergriffen werden, um die Dealer für immer zu vertreiben, ist ein Skandal.“ heißt es in den Medien. Wir erfragten deswegen, wie die Situation in der Wiesenstraße aussieht und was die Polizei tut um die Verbrechen zu bekämpfen.

Nachdem die Berichterstattung der Medien schon einige Tage für Aufregung gesorgt hatte, lässt sich nun klar stellen, dass die Darstellung der Ereignisse überspitzt und falsch veröffentlicht wurde. Chemnitz hat als Großstadt wie andere auch mit diesen Problemen zu kämpfen, ergreift allerdings regressive Maßnahmen dagegen.