Leipzig - Bei einer Podiumsdiskussion zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes zeigt der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sich versöhnlich und gibt Ratschläge, wie die Politik die Menschen, vor allem in Ostdeutschland, wieder für sich gewinnen kann.
Das Grundgesetz feiert 75. Geburtstag und für mindestens einen Mann hat die Wende und die Einführung des Grundgesetzes in ganz Deutschland einen positiven Effekt: Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer. Denn Artikel 9 des Grundgesetzes regelt unter anderem das Recht Vereinigungen, also Gewerkschaften, zu bilden.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Kulturforums der Sozialdemokratie Sachsen in Leipzig diskutierte er mit Petra Köpping, Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Prof. Olaf Jacobs und dem Journalisten Robert Ide über das Grundgesetz und wie dieses im ehemaligen Osten und im ehemaligen Westen von Deutschland verinnerlicht wird.
Eine Studie der Universität Leipzig aus 2023 stellte den Menschen in Ostdeutschland ein schlechtes demokratisches Zeugnis aus - rund zwei Drittel sehnten sich nach einem autoritären Staat. Claus Weselsky stellt dieses schlechte Zeugnis aber nicht den Menschen aus, sondern der Politik:
"Ich weiß nicht, ob die Menschen das Grundgesetz kritisieren. Ich glaube die größere Kritik, wenn ich das so wahrnehme, ist an der Stelle bei den Regierenden. Keine Visionen. Keine langen Strategien, vor allem auch nichts, was sie erklären.
Ein Thema für ihn sei vor allem klare Kommunikation der Inhalte. Da hat Claus Weselsky innerhalb der GDL eigene Erfahrungen gesammelt, die auch für die Politik interessant sein könnten:
"Wenn ich so schlecht die Politik innerhalb der GDL gemacht hätte, hätten mich meine Mitglieder schon lange nie wieder gewählt. Das hat etwas damit zu tun, dass sie den Menschen auch Sicherheit geben müssen und dass sie den Menschen erklären müssen, dass Dinge länger dauern - viel länger, als einem lieb ist. Viele versprechen immer alles sofort und zum Schluss kommt es nicht. Wir sagen mitunter, dass manche Dinge 10 Jahre dauern, wenn man eine langfristige Strategie hat."
Wäre die Wende und die Wiedervereinigung von Deutschland nicht eingetreten, wäre vermutlich auch das Leben von Claus Weselsky ganz anders verlaufen, wie er in unserem Interview zugibt:
"[Ich wäre] wahrscheinlich ein unpolitischer Mensch, der sich im Rahmen des DDR-Systems nicht politisch engagiert, aber einen wunderschönen Beruf hat: nämlich den des Lokomotivführers."