Während das Piercing vor knapp 25 bis 30 Jahren noch als pure Provokation galt, liegen Piercings seit ein paar Jahren schon total im Trend. 2014 veröffentlichte die Ruhr-Universität in Bochum eine Studie, zu der Stichprobenartig rund 2000 Personen befragt wurden. Männer und Frauen ab 16 Jahren gehörten zur Zielgruppe. Rund 7 Prozent der Befragten trugen ein Piercing (keine gewöhnlichen Ohrringe). In der Altersgruppe von 25- bis 34-Jährigen waren die meisten Piercings vertreten.
Das Piercing ist mittlerweile nicht mehr nur als Modeschrei zu finden. Es wird im hohen Alter toleriert und ist unlängst in der Gesellschaft angekommen.
Zu den beliebtesten Piercings zählen Piercings im Kopfbereich und am Bauchnabel. Dermal Anchors, die unter die Haut gesetzt werden und überall getragen werden können, erfreuen sich ebenfalls immer mehr an Beliebtheit.
Während hierzulande Piercings gern als Statement genutzt werden, um seinen individuellen Charakter zu unterstreichen, gehören sie andernorts zu Teilen fester und langjähriger Traditionen.
Das Durchstechen verschiedener Körperstellen blickt auf eine Vergangenheit von über 7000 Jahren zurück.
Ein Blick auf die alten Mayas zeigt, dass sie sich bereits vor 4000 Jahren die Zunge durchstechen ließen. Der Grund: Den Göttern die eigene Unterwerfung zu zeigen und ihnen zu huldigen.
Auch zur Zelebrierung, zur symbolischen Darstellung oder zum Abgrenzen von anderen Stämmen wurden Piercings genutzt. Viele junge Männer, die bei feierlichen Zeremonien ein Piercing bekamen, trugen sie voller Stolz.
Der Schmuck bewies, dass sie von nun an als vollwertige Mitglieder des Stamms und als erwachsen angesehen wurden.
In wieder anderen Kulturen haben Piercings bis heute einen religiösen oder mythischen Hintergrund. Der Körperschmuck dient als eine Art Talisman, der böse Geister und Dämonen fernhalten oder gar vor Flüchen schützen soll.
Ein Blick auf deutsche Straßen verrät: Der Kultschmuck hat wenig mit kulturellem Hintergrund zu tun und dient vorrangig dem Schmücken des eigenen Körpers.
Während manch einer auf dezente Highlights in Form von Nasenpiercings, Bauchnabelpiercings oder auch Lippenpiercings setzt, nehmen andere das Thema durchaus ernster.
Sie möchten sich ausdrücken und stellenweise auch abgrenzen. Das gilt seitdem die Punks sich in den 1970er-Jahren durch diese Art von Körperschmuck von der Gesellschaft abgehoben haben.
So oder so setzt ein Piercing ein klares Statement und symbolisiert die einzigartige und unabhängige Persönlichkeit des Trägers. Mittlerweile ist der Körperkult sogar in allerlei Berufssparten vertreten, ohne dabei negativ aufzufallen.
Die lange Wundheilung, die beispielsweise bei einem Bauchnabelpiercing auftritt, stört kaum einen Piercing Fan.
Wer sich in die Materie richtig einlesen will und richtig auffällige Kunstwerke sehen möchte, sollte einen Blick auf diesen Fachartikel rund um extreme Piercings ansehen.
Während sich an jungen Mädchen häufig glitzernder und funkelnder Schmuck entdecken lässt, tragen Jungs gern besondere Symbole. Menschen der höheren Altersklasse bevorzugen oft minimalistischen und klassischen Schmuck. Wenn der Körperschmuck nicht mehr gefällt, wird er einfach durch ein neues Schmuckstück ersetzt.
Was die einen richtig toll finden, wird von anderen als hässlich empfunden. Zum Septum (oft als Nasenring getragen) lassen sich durchaus Sprüche wie „Sieht aus wie ein Bulle.“ hören. Gemeinhin eher „Das Loch geht doch nie wieder weg, wie sieht das denn aus?“ Piercing Fans hingegen betiteln den Schmuck nicht selten als wunderschön, sexy oder aufregend.
Die Meinungen zum Thema Piercing gingen und werden immer weit auseinander gehen. Genau das ist aber auch gut, denn so bleibt die Individualität jedes einzelnen Menschen immer bewahrt – gepierct oder nicht.