Do, 07.09.2023 , 14:37 Uhr

Eine kurze Geschichte zur Hanfpflanze

Der Hanf ist wieder frei

Während die meisten bei „Hanf“ heute an Cannabis denken, versteckt sich hinter der Pflanze noch viel mehr. So galt sie Jahrtausende lang als wichtige Nutzpflanze und wird auch heute noch etwa für die Herstellung von Kleidung genutzt. Gleichzeitig finden in den letzten Jahren einzelne Cannabinoide wie CBD zunehmend hauptsächlich in der Kosmetik Verwendung. Gerade wurde die Gesetzesänderung zugunsten der Legalisierung des Cannabiskonsums verabschiedet. Zeit für eine Bestandsaufnahme – und vielleicht auch für eine Prognose.

Hanf und Cannabis: Eine kurze Begriffsklärung

Da „Cannabis“ das lateinische Wort für „Hanf“ ist, bezeichnen beide eigentlich dasselbe. In Deutschland ist es allerdings üblich, den Begriff „Hanf“ für Industriehanf zu werden, also für Pflanzen, deren THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. Von Cannabis ist entsprechend die Rede, wenn der THC-Gehalt 0,2 Prozent übersteigt.

Die Verwendung von Hanf und Cannabis in der Geschichte

Tausende Jahre lang galt die Hanfpflanze als wichtige Quelle für Textilien und Lebensmittel. Später galt sie als wichtiger Papierrohstoff. So wurde etwa die erste Gutenberg-Bibel auf Hanf gedruckt.

Aber auch die medizinische Verwendung von Cannabis ist seit langem bekannt. Vor zweitausend Jahren wurde es im alten China etwa in einem der heute ältesten bekannten Bücher über Heilpflanzen bei Malaria, Rheuma oder Verstopfung empfohlen.

Auch hierzulande verbreitete sich das Wissen um mögliche medizinische Wirkungen von Cannabis. Im „Neuw Kreuterbuch“ empfiehlt der deutsche Mediziner und Botaniker Jacobus Tabernaemontanus im Jahr 1588 die Anwendung der Hanfpflanze bei Unterleibsschmerzen. Dennoch war die Hanfpflanze schon damals nicht unumstritten und geriet unter anderem durch die katholische Kirche in Verruf.

Bundestag in Berlin

Als dann Anfang des 20. Jahrhunderts Medikamente wie Aspirin auf den Markt kamen, war Cannabis im Vergleich nicht nur teurer, sondern die Wirkung auch schwerer kalkulierbar. Es folgten weltweit zunehmende, immer schärfere Cannabisverbote. In Deutschland folgte ausgerechnet in den wilden Siebzigern eine Verschärfung: Ab 1972 war nicht mehr nur der Verkauf, sondern etwa auch der Besitz von Cannabis illegal.

Frei verkäuflich dagegen sind in Deutschland Kosmetika mit dem Cannabinoid CBD, deren THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. Einige der anbietenden Firmen garantieren sogar einen Gehalt von weniger als 0,01 Prozent THC in ihren Produkten – so der Fall etwa bei Kosmetikprodukten mit CBD von VAAY.

Deutschland gibt jetzt das Cannabis frei

Mitte August verabschiedete das Bundeskabinett das „Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften“ (CanG). Bis Ende 2023 soll es in Kraft treten. Laut CanG soll künftig auch der Freizeitgebrauch von Cannabis erlaubt sein. Unter anderem wird der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis straffrei sein.

Teil des CanG ist auch die Einführung sogenannter „Cannabis Clubs“. Dabei handelt es sich um Anbauvereinigungen mit bis zu 500 Mitgliedern. In Abgrenzung zu den „Cannabis Social Clubs“, wie es sie etwa in Spanien gibt, soll das Cannabis aber ausdrücklich nicht dort konsumiert werden. Schutzzonen, in denen ein Konsumverbot gilt, soll es nicht nur um Anbauvereinigungen herum geben, sondern etwa auch in und um Schulen und Spielplätze.

Im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes sind im Zuge des CanG etwa auch weitflächige Aufklärungskampagnen geplant. Durch die kontrollierte Abgabe aus geprüftem Anbau soll der Schwarzmarkt eingedämmt und Gefahren für Kinder und Jugendliche eingedämmt werden.

Hanf und Cannabis heute

Die Verbote tun der Verbreitung von Cannabis keinen Abbruch: Laut Epidemiologischem Suchtsurvey hatten 2018 3,7 Millionen Menschen in Deutschland in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert.

Indessen erfährt die medizinische Verwendung von Cannabis in Deutschland eine Renaissance. So dürfen seit 2017 Ärzte medizinisches Cannabis ohne Ausnahmegenehmigung auf Rezept verschreiben. In Studien wurde etwa nachgewiesen, dass Cannabis Übelkeit und Appetitlosigkeit bei der Anwendung von Chemotherapien lindern kann. Bei schweren, seltenen Formen von Epilepsie ist eine positive Wirkung des Cannabinoids CBD nachgewiesen und eine entsprechende Anwendung inzwischen auch zugelassen worden.

CBD stammt zwar genau wie THC aus der Hanfpflanze, wirkt aber im Gegensatz zu seinem großen Bruder nicht psychoaktiv. Nichtsdestotrotz berichten CBD-Anwender von einer insgesamt entspannenden Wirkung. Als Nahrungsergänzungsmittel ist CBD in Deutschland derzeit nicht zugelassen.

Im Sinne einer nachhaltigen Lebensweise erfährt etwa auch Kleidung aus Hanf einen Boom. Während die Pflanze beim Anbau mit wenig Wasser auskommt, zeichnet sich das Material etwa durch schmutzabweisende Eigenschaften aus.

Die Zukunft von Cannabis?

Inwieweit sich die Legalisierung des Cannabiskonsums auch anderweitig auf die Verwendung von Cannabis und seiner Bestandteile auswirken wird, ist noch unklar. Während die Verwendung des Cannabinoids CBD bisher etwa nur zu kosmetischen Zwecken möglich ist, bleibt offen, ob es künftig auch als Nahrungsergänzungsmittel anerkannt werden könnte.

Für die medizinische Anwendung von Cannabis gilt: Obwohl diese in Deutschland 2017 vereinfacht wurde, sehen sich Anwender nach wie vor einer Stigmatisierung ausgesetzt. Die weitergehende Legalisierung des Cannabiskonsums könnte es Patienten künftig extrem erleichtern, ihre Medikamente im Alltag zu verwenden. Zudem könnten sich Ärzte, die mitunter noch Vorbehalte gegen die Anwendung von medizinischem Cannabis haben, der Verschreibung des Medikaments künftig mehr öffnen.

In der Geschichte der Hanfpflanze war das letzte Jahrhundert wohl eines derer mit den meisten Restriktionen. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Liberalisierung gilt es nun ein Gleichgewicht zu finden: Mit Regelungen, die einerseits den Risiken der Anwendung und dem Jugendschutz Rechnung tragen und andererseits den ohnehin stattfindenden Konsum sicherer machen. Im Zuge der Cannabislegalisierung dürfte sich auch die Situation für Cannabispatienten verbessern.