Falkenstein - Wackersteine nannten Menschen die Grauwacke früher. Jetzt wird sie als Gestein des Jahres im Vogtland getauft. Die größten Abbaugebiete in Sachsen liegen in der Lausitz – der Bedarf bleibt hoch.
Vom Hoch- und Tiefbau bis hin zum Garten- und Landschaftsbau: Grauwacke wird als vielseitig verwendbares Material geschätzt. Deswegen haben es Geowissenschaftler zum Gestein des Jahres 2023 gekürt. Auch in Ostsachsen wird in mehreren Steinbrüchen abgebaut. Lausitzer Grauwacke kam etwa beim Flughafen BER, der Bahnstrecke Berlin–Dresden, beim Panda-Gehege im Berliner Zoo und im Umfeld des Tesla-Baus im brandenburgischen Grünheide zum Einsatz, wie der Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Mineralische Baustoffe (UVMB) Bert Vulpius sagte.
«Das Gestein besitzt aufgrund seiner hohen Druckfestigkeit und Witterungsbeständigkeit eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung», sagte Vulpius. Wie der Name schon sagt, handele es sich bei Grauwacke um dunkelgrau bis grünlich-bräunlich gefärbten Sandstein, der aus Quarz, Feldspat, Chlorit und Glimmermineralen besteht.
Gegenwärtig existieren sechs aktive Grauwackesteinbrüche in Sachsen, sagte Vulpius. Neben den zwei Steinbrüchen im Landkreis Meißen in Brößnitz und in Ebersbach am Wetterberg befinden sich die übrigen im Kreis Bautzen. Der Steinbruch Koschenberg liege genau an der sächsisch-brandenburgischen Grenze. Die Größenordnung der in beiden Bundesländern gewonnenen Grauwacke dürfte bei sechs Millionen Tonnen pro Jahr liegen, schätzt Vulpius.
Der Begriff «wacker» habe früher «fest» bedeutet, erläuterte der Geschäftsführer des Geo-Umweltparks Vogtland, Denis Loos. «Bereits in alten Märchen ist von Wackersteinen die Rede.» Mit der Industrialisierung sei die Grauwacke in sächsischen Steinbrüchen in stetig größerem Umfang abgebaut worden, informierte das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. In der Lausitz werde sie in großen Mengen als Schotter oder Split gewonnen. Verwendet wird das Gestein hauptsächlich im Straßen- und Gleisbau, aber auch als Mauerstein, für Terrassenplatten oder als klassischer Pflasterstein.
Die aktuellen Grauwacke-Vorkommen mit wirtschaftlicher Bedeutung liegen laut Landesamt hauptsächlich in den Landkreisen Bautzen und Görlitz. Weitere gibt es in den Kreisen Meißen und Sächsische Schweiz – Osterzgebirge sowie in Dresden. Bundesweit werden Grauwacken den Angaben zufolge noch in 21 Steinbrüchen abgebaut.
Nach der Kür zum Gestein des Jahres sollte am Sonnabend in Falkenstein im Vogtland mit einer Gesteinstaufe auf die Geologie und die wirtschaftliche Bedeutung der Grauwacke aufmerksam gemacht werden. Dazu wurden am Schlossfelsen neben Geowissenschaftlern auch die Vizepräsidentin des Bundestages und Schirmherrin des Umweltparks Vogtland, Yvonne Magwas (CDU), erwartet. Der 20 Meter hohe Stein in der Stadtmitte besteht aus Grauwacken-Quarzit. «Das ist eine Unterform, bei der die Grauwacke besonders fest ist», sagte Loos.
(dpa)