Hanf zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Erde. Aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften setzten die Menschen sie bereits vor Tausenden von Jahren als Heilpflanze ein. Sie spendete wertvolles Öl, Medizin und Fasern, bis sie aus wirtschaftlichen Gründen geächtet wurde. Nun ist sie auf dem Weg zurück ins Rampenlicht, zumindest in kleinen Schritten.
Schon vor mehreren tausend Jahren nutzten die Menschen die Hanfpflanze für verschiedene Zwecke. Sie kam unter anderem als Heilpflanze und für die Herstellung von Textilien zum Einsatz. Später verschwand sie wieder von der Bildfläche. Inzwischen ist die Forschung erneut auf die Nutzpflanze und ihre besonderen Eigenschaften aufmerksam geworden. Aber warum endete der Siegeszug dieser vielseitigen Nutzpflanze eigentlich? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst zurück ins 28. Jahrhundert vor Christus gehen. Bereits zu dieser Zeit stellten die Menschen offenbar Kleidung aus Hanffasern her. Hinweise darauf liefert zum Beispiel ein erhaltenes Textil, das auf die Zeit um 1.000 vor Christus datiert wurde. Hanftextilien waren im 17. Jahrhundert im Trend. Vor allem die Schifffahrt profitierte von den robusten Fasern und ließ ihre Segel aus Hanf fertigen. Aber auch Seile, Flaggen, Netze und Uniformen bestanden aus reißfesten, widerstandsfähigen Hanffasern. Doch damit nicht genug: Aus alten Hanfstoffen wurde Zellstoff, der sich für die Herstellung von Papier einsetzen ließ.
Bis ins 18. Jahrhundert hinein konnten die Menschen in Europa Textilien aus Hanf kaufen. Den Niedergang brachte schließlich die Industrialisierung (eine Begriffserklärung findet sich hier). Baumwolle ließ sich maschinell spinnen. Immer mehr Baumwoll-Spinnereien entstanden und drängten die anderen Betriebe vom Markt. Zudem war die Segelschifffahrt weniger aktiv. Zellstoff wurde zunehmend aus Holz hergestellt und natürliche Fasern durch synthetische ersetzt.
Darüber hinaus war aus Hanf gewonnene Medizin bis vor einigen Jahrzehnten noch legal in den Apotheken erhältlich. Dann verdrängte die Marihuana-Prohibition jede Art von Hanf, ganz gleich, ob es sich um Drogen- oder Nutzhanf handelte. Hier stellte sich die stetig wachsende Pharmaindustrie gegen eine Fortführung der erfolgreichen Hanfproduktion und -nutzung. Aber ist Marihuana eigentlich dasselbe wie Cannabis? Nein. Zwischen Cannabis, Marihuana und Haschisch gibt es Unterschiede:
Das Wort Marihuana entwickelte sich hierzulande übrigens aus dem mexikanischen Slangwort Marijuana. Dieses nutzte Harry J. Aslinger in den 1930er Jahren in den USA im Rahmen von Kampagnen zum Verbot von Hanf. Ziel war es, der Pflanze ein negatives Image zu verleihen. Beide Wörter bezeichnen heute die getrockneten Blüten der Hanfpflanze.
Wie eingangs erwähnt, wartet die Hanfpflanze mit zahlreichen positiven Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten auf, nicht nur in der Textilbranche, sondern unter anderem auch im therapeutischen und medizinischen Bereich.
Hanf enthält mehr als 100 Wirkstoffe. Zu den am besten erforschten zählen die beiden Cannabinoide Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Während THC dafür bekannt ist, aufgrund seiner berauschenden Wirkung die Stimmung anzuheben, löst CBD keinen berauschenden Zustand aus. Jeder Mensch besitzt ein körpereigenes Endocannabinoidsystem. Dieses ist für zahlreiche Funktionen im Körper zuständig. Die Wirkstoffe der Cannabispflanze, wie THC oder CBD, können dieses System beeinflussen. Sie wirken
Aufgrund des breiten Wirkspektrums lässt sich Cannabis, zum Beispiel in Form von CBD Öl, heute bei einer Vielzahl von Erkrankungen einsetzen. Neben freiverkäuflichen Produkten wie Öl, Salbe oder Creme können Ärzte in Deutschland zudem per Betäubungsmittelrezept cannabishaltige Arzneimittel, Dronabinol (THC) oder Cannabisextrakte verschreiben. In Einzelfällen decken die Krankenkassen die dafür anfallenden Kosten. Grundlage hierfür bildet das im Jahr 2017 verabschiedete deutsche Gesetz „Cannabis als Medizin“.
Wichtig zu wissen: Anders als andere Heilpflanzen wie Salbei, Thymian, Kamille oder Lavendel, die im eigenen Garten bedenkenlos angebaut werden dürfen, gilt dies für Cannabis nach wie vor nicht. Auch nach der neuen Gesetzeslage bleibt der Eigenanbau eine Straftat.
Menschen, die sich heute für das Wiedererstarken der Hanfpflanze einsetzen, wissen auch um das wirtschaftliche und ökologische Potenzial der Nutzpflanze. In diesem Zusammenhang sind zwei wesentliche Vorteile zu nennen:
Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle. Damit verbunden kehrt auch die Nutzpflanze mit ihren zahlreichen Vorteilen zunehmend auf die Äcker und in das Bewusstsein der Menschen zurück.
Was die Zukunft für Hanf bringen wird, kann natürlich niemand eindeutig voraussagen. Experten und Forscher sprechen sich allerdings dafür aus, die Verwendung von Hanf in verschiedenen Bereichen voranzutreiben. Dies aus gutem Grund: Denn die Nutzpflanze lässt sich mit ihren wertvollen Inhaltsstoffen vielfältig einsetzen und leistet sogar einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Wie sich die Gesetzgebung rund um Cannabis in Europa und der Welt entwickeln wird, bleibt abzuwarten.