Dresden- Die Koordinierungs- und Beratungsstelle Radikalisierungsprävention - kurz Kora - hat zum gleichnamigen digitalen Forum eingeladen. Das Thema der Veranstaltung war die Nutzung der modernen Medien durch extremistische Organisationen. Über diese werden in den letzten Jahren vermehrt neue Anhänger mobilisiert. Außerdem ging es um den Einfluss der Coronapandemie auf extremistische Strukturen. Eingeleitet hat die Veranstaltung die Sächsische Sozialministerin Petra Köpping. Sie rückte einen ganz besonderen Schwerpunkt in den Fokus.
Köpping verweist dabei auf den Attentäter aus Halle, der seinen Angriff auf eine Synagoge im Jahr 2019 live auf der Videospielplattform Twitch streamte. Doch Köpping distanziert sich auch klar von der Stigmatisierung der Videospiel-Szene im Allgemeinen.
Aus London zugeschaltet wurde die Extremismusforscherin und Autorin Julia Ebner. Sie hatte sich zwei- Jahre lang undercover in verschiedene extremistische Organisationen eingeschleust und deren Arbeit von innen beobachtet. Dabei fand sie heraus was für eine Wirkung Gamification durch Extremisten besonders bei jungen Menschen haben kann.nEbner zufolge sei diese Form der Mobilisierung so erfolgreich, weil der spielerische Charakter die Grenzen zwischen Spaß und Realität verwische. So würden Tabubrüche und illegale Taten einfach legitimiert. Dabei gäbe es verschiedene Formen, wie Spiele für den Extremismus missbraucht werden. Beispielsweise durch das Bekämpfen eines bestimmten Feindbildes in Videospielform. Aber auch in der Realität würden spielerische Elemente genutzt.
Durch Einsamkeit oder Jobverluste steige die Unzufriedenheit in der Bevölkerung. An dieser knüpften Extremisten an, indem sie einen Schuldigen ausmachten. Außerdem hätte es besonders zu Beginn der Pandemie noch zahlreiche Informationslücken gegeben, die von Extremisten gezielt mit Falschinformationen gefüllt worden seien. Die Tatsache dass mehr Zeit online verbracht wurde, soll die Verbreitung von falschen Informationen beschleunigt haben. Neu sei diese Entwicklung jedoch nicht. Schon oft hätten Krisen einen Nährboden für Radikalisierung hergegeben. Laut Ebner wäre die neue Herausforderung, dass es sich bei der Coronapandemie gleichzeitig um eine Gesundheitskrise und Wirtschaftskrise handele. Dies verschärfe die Situation zusätzlich. Außerdem mache sie sich Sorgen darüber, dass sich immer mehr Menschen aus der politischen Mitte dem Extremismus hinwenden würden. Insbesondere Bürger welche lediglich besorgt wären über die eigene Gesundheit oder die von Angehörigen, würden sich schrittweise radikalisieren. Worin so etwas gipfeln kann zeige sich in den Angriff auf einen Tankstellenkassierer in Idar-Obarstein im September dieses Jahres. Hier wurde ein 20-jähriger Mitarbeiter erschossen, weil er einen Kunden auf die Maskenpflicht hinwies.