Leipzig – Am Dienstag wurde es ziemlich eng in der Küche des Ratskeller Leipzig als Küchenchef Mathias Rescher elf Migranten erzählt, was sie gemeinsam kochen werden: Ein exquisites 3-Gänge-Menü soll es werden, das sie über die nächsten zwei Tage zubereiten.
Die Küchengehilfen aus Pakistan, Syrien, Afghanistan und Libyen wirkten anfangs noch ein wenig unsicher angesichts der bevorstehenden Mammutaufgabe. Karamellisierte Kürbissuppe als Vorspeise stand auf dem Plan, gefolgt von Hirschfilet im Kartoffel-Lauchmantel auf Blaubeeren, abgerundet durch ein Quitten-Birnen-Ragout. Unterstützung bekamen die Nachwuchsköche dabei von Koch-Azubis.
Initialisiert wurde dieses Projekt durch den DEHOGA Hotel- und Gaststättenverband Sachsen in Kooperation mit der Leipziger Arbeitsagentur sowie verschiedenen gastronomischen Einrichtungen der Stadt. „Jeder von den Teilnehmenden sucht Nachwuchs – speziell auch in der Küche. Im Sinne der Fachkräfteallianz des Freistaates ist dieses Projekt entstanden“, erklärte der Pressesprecher der Agentur für Arbeit Leipzig, Herrmann Leistner. „Ähnliche Ideen werden auch im Handwerk und der Industrie verfolgt. Das ist gelebte Integration.“
Mittlerweile herrscht reger Betrieb in der Küche. An mehreren Stationen wird geschnitten, gerieben und gerührt. Der Duft verschiedenster Gewürze liegt in der Luft. Am Ende des ersten Tages zeigte sich der Küchenchef sehr zufrieden mit der Leistung der ungewöhnlichen Küchengehilfen. „Wir haben heute viel geschafft, gelacht und auch dazugelernt. Jeder war sehr eifrig mit dabei“, so Mathias Rescher.
Am zweiten Tag herrscht Zeitdruck. Um 15 Uhr soll der erste Gang Beteiligten der Initiative serviert werden. Den Nachwuchsköchen bleiben nur noch wenige Stunden, um den Hauptgang fertigzustellen und das Essen anzurichten – immer unter den kritischen Augen des Küchenchefs.
Dann der mit Spannung erwartete Moment: Endlich wird die Vorspeise serviert. Dann die Erleichterung, denn es stimmt einfach alles. Nicht nur für die ausländischen Küchengehilfen ein voller Erfolg, auch DEHOGA Geschäftsführer Holm Retsch zieht ein positives Resümee. „Da es für uns alle ein Erfolgserlebnis war, werden wir diese Art der Fachkräftegewinnung fortsetzen.“
Fast jeder der elf Geflüchteten strebt nun eine Ausbildung zum Koch an. Die DEHOGA und die an der Initiative beteiligten gastronomischen Einrichtungen wollen den angehenden Azubis bei der Unterbringung in ein Unternehmen nun behilflich sein. Es scheint also, als hätten die Vertriebenen in der Küche eine neue Heimat gefunden.