Leipzig – Mit sehr tiefsinnigen Fragen beschäftigten sich in den letzten Monaten die Jugendlichen des Theatriums in Grünau.
Was treibt den Menschen an? Worauf hofft er? Worum bittet er? Was ist für ihn der Glaube, was die Religion? Woran glaubt er?
Ist die Frage nach dem Glauben eine individuelle? Und ist die Suche nach Antworten eine rein religiöse?
Mit diese tiefsinnigen Fragen beschäftigten sich in den letzten Monaten die Jugendlichen des Theatriums in Grünau. In ihren Vorbereitungen zu dem interreligiösen Jugendtheaterprojekt „Was glaubst du?“ wurde eine besondere Herangehensweise gewählt.
„Dann habe ich erstmal gedacht: Ohje ha – ich habe mit dem Glauben wenig zu tun und wenig Erfahrung. Ich hab dann relativ viel recherchiert und dachte: Ok, wenn Ich und möglicherweise auch die Jugendlichen, die an diesem Projekt teilnehmen, sehr unwissend sind, dann können wir einfach einen Clue daraus schlagen und sagen: Ok, wir sind alle Forschende und können damit verschiedene Leute selber befragen und dann diese Antworten auf die Bühne bringen“, erklärt Anne Buntemann, theaterpädagogische Leiterin.
Statt also die Wahrheit auf die Bühne zu bringen, wurde die Suche nach Antworten im Stück gespiegelt. Dadurch entstand ein Prisma aus Meinungen, Ansichten und Emotionen, welches eine tiefe Einsicht in die Glaubenswelt verschiedenster Menschen bietet.
„Dadurch wird einerseits die emotionale Ebene – also das was im Gebet passiert, diese ganz intime Kommunikation zu Gott oder zu anderen Vorstellungen – genauso thematisiert wie bestimmte Regeln der Religion, die dann auch in kurzen Episoden angeschnitten werden“, formuliert Anne Buntemann.
An was glaubst du? Was verbindest du mit dem Glauben? Hast du schonmal an deinem Glauben gezweifelt und ist dir schonmal ein Wunder widerfahren?
Diese und andere Fragen waren Teil der Interviews, die die Jugendlichen unter sich und mit zahlreichen gläubigen und nicht gläubigen Menschen durchgeführt haben.
Im Fokus lagen dabei vor allem der christliche und muslimische Glaube sowie der Atheismus als eine Überzeugung.
„Ich selber bin Atheistin, aber ich denke selber viel darüber nach. Warum glauben Menschen an etwas und warum brauchen sie das? Was einen vorantreibt und woran man noch so glauben kann fernab von allen möglichen göttlichen Wesen. Da es dort eigentlich kaum Grenzen gibt, wenn jemand sagt: Hej, ich glaube jetzt daran. Wenn du die einzige bist, dann ist das halt so, aber es ist dein Glaube.“, erklärte Katharina Dietze, Schauspielerin im Stück. Weiter erzählte Jenny Pohle, ebenfalls Schauspielerin im Stück: „Ich war tatsächlich mal christlich und habe mich mit 16 taufen lassen. Ich hab mich hier wieder sehr stark mit dieser Zeit und meinem persönlichen Glauben auseinandergesetzt. Was das damals mit mir gemacht hat und wie ich mich weiterentwickelt habe. Deswegen war das alles ein bisschen schwierig für mich, aber es hat mir auch ganz gut getan.“
„Unsere Gläubigen haben festgestellt, dass es auch Menschen gibt die eben nicht glauben und warum sie nicht glauben. Sie fanden das ziemlich interessant, weil sie sich das selber nicht vorstellen konnten, weil sie zum Beispiel selber am Tag dreimal beten. Bei den Jugendlichen die atheistisch sind, die haben festgestellt, was eigentlich zum Glauben dazugehört. Was glauben wirklich bedeutet, also das es nicht nur dieses religiöse sein muss, sondern auch klassische Sachen wie: Ich glaube, dass es später besser werden wird“, so Dominique Kunze, Projektassistent.
Diese sehr bewegenden Geschichten, die unter anderem auch von Krieg und Flucht handeln, wurden szenisch in das Stück integriert und in schöner Bildesprache umgesetzt.
Die Frage nach Hoffnung und Verzweiflung lässt tief in die Seele des Menschen blicken und macht dieses Stück so besonders.
„Es ist eine Collage aus verschiedenen Sachen. Es hat viel privates mit drin. Von allen möglichen Seiten. Das sieht man normalerweise im Theater nicht so sehr, dass man wirklich etwas von sich zeigt. Dass man Wahrheiten hat und versucht den Menschen etwas von sich so preiszugeben und auch richtig tief in die Menschen reinsehen kann. Etwas richtig intimes“, meint Dominique Kunze.
„Was glaubst du?“ ist bewegend und inspirierend zugleich. Es ist ein Forschungsprojekt, das dem Zuschauer intimste Momente und Gedanken von Menschen zeigt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. „Was glaubst du?“ stellt Stereotype in Frage und betrachtet die Frage nach dem Glauben aus verschiedensten Blickwinkeln.
Premiere feiert das Stück am 26. Mai 2017 um 20 Uhr im Theatrium Leipzig Grünau.