Di, 24.10.2023 , 15:00 Uhr

«Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» - der Kultfilm wird 50 Jahre

Sachsen - In den Herzen der Zuschauer verankert und seit einem halben Jahrhundert ein fester Bestandteil der Weihnachtstradition: Die Verfilmung des Märchens "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" bleibt ein zeitloser Klassiker. Doch was macht diesen deutsch-tschechoslowakischen Kinderfilm so erfolgreich?

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Tschechien und Norwegen wird "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" als ultimativer Weihnachtsfilm gefeiert. Im vergangenen Jahr wurde er allein im Ersten und den Dritten 15 Mal zwischen dem 1. Advent und Neujahr ausgestrahlt. Dabei war es beinahe ein Sommermärchen

Ursprünglich war das Drehbuch für blühende Wiesen und sonnendurchflutete Bäche konzipiert. Doch ein glücklicher Umstand führte dazu, dass das ostdeutsche Studio DEFA, ein Partner der Prager Barrandov-Studios, im Winter 1972/1973 freie Kapazitäten hatte. In nur wenigen Tagen wurde das Drehbuch kurzerhand für den Winter umgeschrieben.

Traditionell wird meist der 1. November 1973 als offizielles Datum für die Premiere des heutigen Kultfilms genannt. Nachforschungen des Nationalen Filmarchivs in Prag haben indes ergeben, dass der Film in Wirklichkeit erst am 16. November 1973 in den tschechoslowakischen Kinos anlief. Bereits am 26. Oktober gab es eine Galapremiere für den sozialistischen Jugendverband SSM. Unstrittig ist indes, dass die DDR-Premiere später am 8. März 1974 erfolgte. Leider kann Hauptdarstellerin Libuse Safrankova zum 50. Jubiläum nicht mehr befragt werden - sie starb im Juni 2021 im Alter von 68 Jahren.

 

Eine der beeindruckendsten Szenen des Films ist die erste Begegnung zwischen Aschenbrödel und dem Prinzen. Als der Thronfolger auf der Jagd mit seiner Armbrust ein Reh erlegen will, trifft ihn unvermittelt ein Schneeball. Geworfen hat ihn das kecke Aschenbrödel, das sich schnell davonmacht. "Das ist kein passives Mädchen, das darauf wartet, vom Prinzen gerettet zu werden", sagt der Leiter des Nationalen Filmarchivs in Prag, Michal Bregant im Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Aschenbrödel handelt mit mehr Unabhängigkeit und Energie - das ist es, was den Film bis heute so interessant macht."

"Vorlicek war ein Regisseur, der den Ehrgeiz hatte, erfolgreiche und populäre Filme zu drehen", sagt Bregant über den 2019 gestorbenen Künstler. "Er war kein großer Philosoph, sondern ein Pragmatiker." Unverkennbar ist Vorliceks Sinn für Humor. "Ich nehme das Leben mit einem Lächeln, selbst wenn ich verschiedene Klippen umschiffen muss, denn ich bin vom Wesen her ein Optimist", sagte er einmal in einem Radiointerview.

 

Solche Klippen gab es auch 1973: Die Dreharbeiten fielen in eine Zeit der politischen Unterdrückung und der verschärften Zensur in der Tschechoslowakei. Im August 1968 hatten die Warschauer-Pakt-Staaten die Reformbewegung Prager Frühling mit Panzern niedergewalzt. Viele Künstler fielen in Ungnade. "Der ausgezeichnete Dramatiker und Szenarist Frantisek Pavlicek schrieb das Drehbuch versteckt hinter einem falschen Namen", berichtet der Filmwissenschaftler Pavel Skopal.

Pavlicek verzichtete auf einen traditionellen Erzähler und geschickt drei Märchentexte der tschechischen Nationalschriftstellerin Bozena Nemcova (1820-1862). So öffnet Aschenbrödel Zaubernüsse, anstatt, wie bei den Gebrüdern Grimm, "Bäumchen rüttel dich und schüttel dich!" zu rufen. Die Sorge der DEFA-Koproduzenten, dass deutsche Kinder das Märchen nicht erkennen würden, erwies sich als unbegründet.

Kürzlich wurde Pavel Travnicek, der den Prinzen spielte, vom Tschechischen Rundfunk gefragt, was ihm als Erstes in den Sinn kommt, wenn er an die Dreharbeiten zurückdenkt. "Der Winter, der Winter, es war schrecklich kalt", antwortete der 72-Jährige. Damals waren sie jung und hielten bei minus 17 Grad durch. Wenn er sich Fotos von damals ansieht, berührt es ihn nahezu: "Verdammt, was für eine Zeit war das."

Märchenfans können sich freuen, dass mit fallenden Temperaturen auf Schloss Moritzburg in Sachsen bald wieder eine Winterausstellung zu dem Kultfilm zu sehen ist. Die Schau startet am 22. November. Gezeigt werden originale Kostüme, Fanobjekte, Requisiten und mehr. Weitere Drehorte der Außenaufnahmen waren die gotische Wasserburg Svihov im Westen Tschechiens und die verschneiten Hänge des Böhmerwalds.