Dresden - Die Modedesignstudenten der Fachhochschule Dresden starten in die Semesterferien. Dazu haben sie in dieser Woche mit ihren Abschlussarbeiten gezeigt, was sie gelernt haben. Jedes Semester hatte dabei eine unterschiedliche Aufgabe. So stellten die Studierenden ihre Damenoutfits, Funktionsbekleidung und Trendkollektionen der Prüfungskomission zur Schau.
Die Studenten des zweiten Fachsemesters haben jeweils zwei Damenoutfits kreiert. „Dabei sollten sie unter dem Überthema ‚The Artist Collection’ eine Verbindung zwischen Kunst und Mode schaffen, als Inspirationsquellen dienten die Künstler Ólafur Ellíason und Antony Gormley“, erläutert Dipl.-Des. Torsten Berndt, Leiter des Studiengangs Modedesign an der FH Dresden.
Nadine Riemer (19) wählte Ólafur Ellíason. „Er beschäftigt sich hauptsächlich mit physikalischen Phänomenen in der Natur sowie dem Konstruieren von kubistischen, klar aufgebauten Installationen. In meiner Kollektion ‚INHONLORTION’ werden Effekte durch Einsetzen von Materialkombinationen, Formgebung und Natureinflüssen erreicht. Im Fokus steht eine Konstellation aus weißen Dreiecken sowie Dreiecken mit allen Farben des Hologramms, die als Kapuze sowie als Schultererweiterung designt wurden“, so Riemer.
Wie bei dem englischen Bildhauer und Künstler Antony Gormley beschäftigt sich auch die Kollektion „The Grey Collection“ von Florian Funke (20) mit der Beziehung des menschlichen Körpers zum Raum. Die zwei Outfits werden durch ausgefallene Formen betont, die die spirituelle Verbindung verdeutlichen. „Der Körper ist ein Ort, an dem Emotionen am sichtbarsten zutage treten. Egal ob jemand Angst hat, aufgeregt, glücklich oder niedergeschlagen ist, der Körper registriert es. In meiner Kollektion werden die Emotionen durch die farbliche Gestaltung veranschaulicht“, so Funke.
Die Studenten des vierten Semesters hatten die Aufgabe, zwei Sport- und Funktionsoutfits unter dem Motto „Spacediver“ zu erstellen. „Die Studenten sollten sich dabei vorstellen, dass sie im Weltraum oder unter Wasser sind, konnten also Raumfahrt- oder Taucherelemente einbauen“, verrät der betreuende Dozent Prof. Joachim Baumgartner.
Saskia Trute (21) thematisiert in ihren Outfits die Schwerelosigkeit. Dies spiegelt sich in leichten Stoffen wie Organza in Zusammenspiel mit festen Materialien wie Lycra wider. „Bedeckte Grautöne mischen sich in Kombination mit Signalfarben wie Neongelb zu einem perfekten Mix aus sanfter Eleganz und sportlichem Ehrgeiz. Besondere Merkmale meiner Kleinkollektion sind Kapuzen an Body, Jacke und Mantel. Taucher- und Astronautenhelme dienten hierbei als Inspirationsquelle. Zipper, Kordel- und Gummizüge verleihen den Outfits als Schlüsselelemente eine besondere Sportlichkeit. Der Spacediver erhält dadurch Bewegungsfreiheit und Funktionalität“, so Trute.
„Das Eintauchen, Verschwinden sowie der Kontrast zwischen Enge und Schweben sind starke Einflüsse auf einen Spacediver, auf die ich in meiner Kollektion Bezug nehme. Ich fand die Frage spannend, was die Welt, die meine Taucher in das All schickt, ihnen alles mitgeben würde. Licht zur Kommunikation oder um fremde Wesen anzulocken? Taschen und Halterungen für all die Dinge, die ein ‚Space Diver’ braucht? Und wer oder was würden die Taucher selbst sein?“, erläutert Lara-Marie Lipp (21), wie sie ihre Kollektion entwickelt hat.
Gisa Bigl (36) hat die futuristische und moderne Sportkollektion „MUTARE“ entworfen und setzt sich darin mit der Verknüpfung der beiden völlig konträren, gleichzeitig geheimnisvollen und rauen Welten All und Tiefsee auseinander. „So entgegengesetzt diese auch sind - so sehr ähneln sie sich, denn sowohl die Weiten des Weltraums als auch jene des Meeres lassen sich nur mithilfe von künstlichen Sonden und Robotern erkunden.
Da im Blickpunkt der Kollektion die Wandelbarkeit steht, wurden in jedem Outfit Elemente beider Sphären stofflich umgesetzt. Durch den Einsatz von Reißverschlüssen und Kordelzügen kann der Träger das jeweilige Outfit entsprechend an Weltall oder Tiefsee anpassen“, so Bigl.
Die Kollektion "in abeyance" (= „in der Schwebe“) von Marilena Stock (21) baut sich rund um das Schweben im Weltall und das Schwebegefühl unter Wasser auf. „Visualisiert wird dies durch runde, seifenblasenähnliche Formen und holografisches Vinyl. Die Schwebe kann zudem als Ungewissheit gedeutet werden, in der wir uns befinden, wenn wir über die Weiten des Weltraums und die Tiefen der Ozeane philosophieren. Zwar glauben wir schon viel zu wissen, dennoch bleiben einige Lösungen zu unseren Fragen im Schutz der Dunkelheit verborgen. Für diese Ungewissheit stehen der halbtransparente Tüllstoff und die vielen runden Tunnelzüge, die den Outfits gemeinsam mit den Gummizügen einen sportlichen Look verleihen“, so Stock.
Im sechsten Semester erarbeiteten die Studenten Trendkollektionen unter dem Überthema „Transition in Nature“. „Das Thema konnte frei interpretiert werden, und so kamen sehr unterschiedliche Kollekti onen zustande“, so Torsten Berndt.
Laura-Sophia Schmidt (21) hat in ihrer Kollektion „Shapes of the seasons“ untersucht, wie sich der Wandel der Jahreszeiten auf Formen und Silhouetten in der Mode niederschlägt. „Ich habe mir aus jeder Jahreszeit ein typisches Element ausgesucht und die Formen davon in die vier Outfits integriert. Der Frühling hat die Form einer aufgehenden Blüte, der Sommer hat eine Blume als Inspiration, der Herbst ein Laubblatt und der Winter einen Eiszapfen. Eine besondere Betonung habe ich dabei auf die Ärmel und die Kragen gelegt. Die Farben meiner Kollektion sind den Jahreszeiten entsprechend ausgewählt“, berichtet Schmidt.
Nadja Herklotz (21) entwarf mit „Silent Fighter“ eine Kollektion, die den Träger in einen Kämpfer verwandelt, „der sich dem Schicksal seiner eigenen Endlichkeit stellt, es hinnimmt und damit mutig durch eine dystopische Welt zieht. Überdimensionale, schwere Jacken und Mäntel bilden die Schlüsselelemente der Kollektion und schützen den Kämpfer in seiner Welt“, so Herklotz. Die vier Outfits der Kollektion bestehen komplett aus dem Material von drei Boxsäcken, einer Sportmatte, einem Sportnetz und Second-Hand-Kleidung. Das Recyclingthema bildet damit den Bezug zum aktuellen Trend der Nachhaltigkeit.
In der Kollektion „VIRUS“ von Miriam Goerdt (24) geht es darum, das Innerste nach außen zu kehren. „Ich habe mit transparentem Kunststoff gearbeitet, um das Innenleben sichtbar zu machen. Gesunde und maligne Transformationen der körperlichen Zellen treffen aufeinander. Die Schnittteile sind mit flüssiger Farbe gefüllt und zeigen den körperlichen Kreislauf und die innere Bewegung, auf die wir Menschen keinen Einfluss haben“, erläutert Goerdt.
Quelle: meeco Communication Services