In Dresden steigen die Temperaturen, aber im Probenraum der Dresdner Kapellknaben herrscht konzentrierte Kühle. Unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Bonath feilen 50 Jungen zwischen 9 und 18 Jahren an Beethovens Messe in C-Dur. Trotz der Hitze und alternativer Freizeitangebote, wie einem Tag im Freibad, sind die Jungen engagiert bei der Sache.
Die Kapellknaben, die eine über 300-jährige Geschichte haben und heute vorwiegend aus der Dresdner Region stammen, bereiten sich auf eine besondere Reise vor. Bald werden sie in Rom auftreten, was sowohl eine kulturelle als auch eine spirituelle Pilgerreise darstellt. Die bevorstehenden Auftritte umfassen eine Privataudienz beim Papst, ein Konzert in der deutschen Botschaft und weitere Aufführungen im Vatikan.
Die solistische Ausbildung jedes Sängers spielt eine zentrale Rolle im Chor. „Jeder Sänger ist ein Solist", betont Bonath, was die individuelle musikalische Entwicklung und die Fähigkeit, in kleinen Ensembles zu führen, unterstreicht. Die musikalische Vielfalt reicht von Barock bis zu zeitgenössischen Werken, wobei die Kapellknaben im Unterschied zu größeren Chören wie dem Kreuzchor, eine intime Besetzung von 40 bis 60 Sängern beibehalten.
Trotz ihrer tiefen Verwurzelung im katholischen Glauben sind nicht alle Kapellknaben katholisch. Viele besuchen zwar das katholische Benno-Gymnasium, aber der Chor ist offen für Mitglieder aller Schulformen und Konfessionen. Diese Vielfalt bereichert den Chor, wie Bonath erklärt: "Die Buntheit hilft uns sehr."
Die Reise nach Rom ist nicht nur eine Gelegenheit, vor internationalem Publikum aufzutreten, sondern auch eine Bildungserfahrung, die den Jungen die kulturelle und spirituelle Bedeutung ihrer Musik nahebringt. Inmitten der Vorbereitungen erinnern sich die jüngeren Chormitglieder wie Silas Geiert und Leander Gaßmann daran, wie die Musik ihre Leidenschaft und ihren Glauben geformt hat.
Trotz finanzieller Herausforderungen – das Bistum Dresden-Meißen kürzt Budgets – bleibt Bonath optimistisch bezüglich der Zukunft des Chores. Die Kapellknaben, die auch Teil des immateriellen Kulturerbes in Deutschland sind, planen, ihre musikalische Mission fortzusetzen und hoffen, eines Tages auch in Jerusalem auftreten zu können.
Die bevorstehende Reise nach Rom markiert einen Höhepunkt im Chorjahr der Kapellknaben und verspricht, ein unvergessliches Erlebnis zu werden, das die jungen Sänger sowohl musikalisch als auch persönlich prägen wird. (mit dpa)