Dresden - Noch immer herrscht Stillstand an der Wasserski-Anlage in Leuben, nachdem die Stadtverwaltung die Nutzung aufgrund einer fehlenden Baugenehmigung untersagte. Der Betreiber muss jetzt mit der Strandbar umziehen und hat nun endlich die Baugenehmigung für den neuen Standort erhalten. Dennoch sind damit nicht alle Fragen geklärt und ein SPD-Vorschlag im Stadtrat wirft zusätzliche Fragen auf.
Am Freitag war es endlich so weit: in einer Pressemitteilung gab die Stadt Dresden bekannt, dass die Wasserskianlage CABLE Dresden eine Baugenehmigung für den Plan zum Aufbau am neuen Standort erhalten hat. Über den Start des Umzugs und den Betrieb der Anlage in dieser Saison laufen nun noch gemeinsame Gespräche mit Betreiber Martin Riedel, deren Ergebnis bis Ende des Monats mitgeteilt werden soll. Für Riedel sind damit allerdings noch einige Fragen offen, wie er im neuen SACHSEN FERNSEHEN Interview schildert. Mit Kosten von bis zu 25.000 Euro bei gleichzeitig wegfallenden Einnahmen bis Juli sei der Umzug eine wirtschaftliche Zerreißprobe. Das beste Szenario sei für ihn weiterhin, die Duldung der Anlage zumindest noch bis Ende der Saison zu verlängern, damit Geld für den Umzug erwirtschaftet werden könne und dieser nicht überstürzt und mitten in der Hochaktivitätsphase der Pflanzen- und Tierwelt am Kiessee Leuben geschehen müsse. Der Naturschutz sei schließlich ja auch der ursächliche Grund für den Wegfall der Baugenehmigung, so sei es dann schwer vermittelbar, warum mitten in der Brutzeit der Wasservögel große Baumaschinen die Anlage versetzen sollten und dazu auch einiges der umliegenden Vegetation in Mitleidenschaft gezogen werden müsste.
Für ganz neuen Wirbel sorgt außerdem ein Vorschlag der SPD Stadtratsfraktion, die einen Flächentausch vorschlägt, mit dem der Verbleib der Strandbar am alten Standort ermöglicht werden soll. Das könnte den Umzug gänzlich unnötig machen. Für Riedel wäre das dann der Gipfel des Irrsinns:
"Also das Schlimmste wäre natürlich, wenn wir jetzt das ganze Geld und die Zeit investieren und den Verlust haben, umziehen und dann käme man auf die Idee zu sagen: Ja, ihr könntet ja doch wieder zurück, weil wir haben eine Möglichkeit gefunden, dass es geht. Also das wäre dann doch schon ganz schön schräg."
Beide Themen - 1. die Verlängerung der Duldung der Anlage mit Ermöglichung der sofortigen Öffnung für den Rest der Saison und 2. der Flächentausch - werden nun bei der nächsten Sitzung im Mai den Dresdner Stadtrat beschäftigen. Bis dahin bleibt Riedel erstmal nur abzuwarten.
Schon seit 2005 ist sie ein großer Anziehungspunkt für die Anwohner und Wassersport-Hotspot der Region: die CABLE Dresden Wasserski-Anlage am Kiessee im Stadtteil Leuben. Hier trainiert auch der amtierende deutsche Wakeboard-Meister Ariano Blanik regelmäßig - zumindest bis zur letzten Saison. Denn in diesem Jahr dreht sich noch keine der Winden, gleiten nur die Gänse und Enten über das Wasser der Kiesgrube.
Dem Betreiber Martin Riedel wurde von der Stadtverwaltung im vergangenen Oktober die Nutzung untersagt. Er muss nun den gesamten oberen Teil der Anlage, also die beliebte Strandbar, Umkleide- und Toilettenhäuschen, Sitzplätze und Strandkörbe komplett abbauen. Der neue Standort leigt dann 70 Meter weiter, hinter der Grenze des Landschaftsschutzgebietes. Mitten auf der Wiese werden dann sechs Container stehen. Der direkte Weg zum Wasser, das Strandbarfeeling und die schöne Aussicht gehen verloren.
Der Weg hierhin führt über ein langjähriges Hin und Her mit der Stadt. Eigentlich liegt die Anlage nämlich im Landschaftsschutzgebiet um den Kiessee, erhielt jedoch in der Vergangenheit zunächst eine Baugenehmigung. Laut Riedel klagte allerdings eine Anwohnerin vor dem Oberlandesgericht gegen den Bebauungsplan der Stadt Dresden - und gewann. Damit entfiel auch die Grundlage für die Baugenehmigung.
Der Betrieb lief unterdessen weiter, doch irgendwann hatten sich alle Zahnräder zu Ende gedreht, das letzte Verfahren wurde abgeschlossen - die Stadtverwaltung sah 2023 Handlungsbedarf und verlangte den Abbau des oberen Teils, ab 12 Meter hinter dem Ufer, untersagte zudem ab Oktober die weitere Nutzung des Wasserskilifts.
Riedel bemühte sich ab Oktober um eine neue Baugenehmigung, reichte zügig seine Anträge ein und ging auf Änderungswünsche ein. Doch die Verwaltung ließ sich viel Zeit. Bis nach Silvester habe er auf die Antwort warten müssen, wertvolle drei Monate, in denen er schon längst hätte umbauen können, gingen verloren. Nun bangt er um die Zukunft seines Geschäfts, denn er ist auf den Betrieb in der Saison angewiesen.
"Für mich war es wirklich schwierig, weil ich habe jetzt schon Geld verloren. Wenn ich nun noch investieren muss und parallel dabei noch Geld verliere, sind quasi die Umzugskosten doppelt so hoch."
Seit seiner letzten Einreichung im März wartet er nun auf Antwort der Verwaltung, hofft auf eine endgültige Zusage seines Bebauungsplans in den nächsten Tagen. Dann könnten auch endlich wieder die Fahrerinnen und Fahrer auf's Wasser, auch wenn parallel der Umzug laufen müsse.
Da klopfen natürlich auch die Lokalpolitikerinnen und -politiker an, die in der Angelegenheit Potenzial für den anstehenden Kommunalwahlkampf wittern. So war die Entwicklung der Kiesgrube zur offiziellen Badestelle auch vor fünf Jahren schon ein Thema, mit dem zum Beispiel Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert auf Stimmenfang ging. Seitdem passierte: nichts. Obwohl das Baden offiziell untersagt ist, bleibt der See ein beliebter Anlaufpunkt für Gäste, die nicht nur des öfteren für Grillfeste samt Vermüllung verantwortlich sind, sondern auch für manchen Notarzteinsatz, denn es gibt keine Absicherung der Badestelle durch Fachpersonal.
Nicht erst seit kurzem sondern bereits seit vielen Jahren engagiert sich deswegen Heike Ahrnert, die CDU-Fraktionschefin im Dresdner Stadtrat für die Wasserskianlage und die Entwicklung der Kiesgrube. Sie sei als Kind noch selbst dort schwimmen gewesen und wolle dies auch endlich wieder für alle Dresdner ermöglichen - offiziell und gesichert. Deswegen sei es begrüßenswert, dass die Stadt sich im Zuge der Bundesgartenschau 2033 nun auch endlich das Areal vornehmen wolle. Dass die Verwaltung allerdings im Prozess mit Riedel nicht zügiger vorankomme findet sie enttäuschend.
"Hier haben wir wieder so einen Fall von einer Kultur des Nicht Entscheidens. Ich glaube, da muss die Verwaltung den Spielraum, den sie hat, besser nutzen. Nicht nur mit Herrn Riedel, sondern auch im Interesse der Sportler und aller Anwohner hier vor Ort, die ja nicht nur die Wasserski Anlage, sondern das ganze Areal gern nutzen wollen. Da könnten wir viel, viel weiter sein und da muss es jetzt schneller gehen."
Dennoch bleibe Gesetz nunmal Gesetz schließt Riedel, und daran halte er sich auch. Er sei in gewisser Weise sogar erleichtert, dass mit dem Umzug dann wenigstens die jahrelange Unsicherheit ein Ende habe. Den Sportlerinnen und -sportlern sei der weitere Weg zum Wasser sicher kein großes Ärgernis, schade sei es eher um die schöne Aussicht, aber so sei es nun. Die Hoffnung auf einen baldigen Saisonstart hat er auf jeden Fall noch nicht aufgegeben, denn trotz des ganzen Hin und Hers sei die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Amt der Stadt bisher gut verlaufen.