Dresden - Am Montagabend ist in einem Edeka-Markt in Dresden Johannstadt die gesamte Kühlanlage durch einen Unfall ausgefallen. Mehrere Tonnen Lebensmittel drohten zu verderben. In einer mehrstündigen Rettungsaktion verteilten 50 Lebensmittel-Retter die Ware in der Stadt. Doch die sechsstellige Schadenssumme bleibt.
Ein Albtraum wurde für den EDEKA-Kaufmann Reinhard Griephan am Montagabend gegen halb Zehn zur harten Realität. Beim Ausfahren aus der Einfahrt des EDEKA-Markts in der Dresdner Hohlbeinstraße hat ein angelieferter LKW das Hauptventil der Kühlanlage beschädigt. Innerhalb von nur 30 Minuten strömte die gesamte Kühlflüssigkeit aus und die Kühlung fiel ersatzlos aus. Für den riesigen Supermarkt mit 2.500 Quadratmetern Verkaufsfläche wurde dies zum Worst-Case-Szenario. Die durchgehende Kühlung der Lebensmittel ist hier von entscheidender Bedeutung: eine 18 Meter lange Theke, 70 Meter lange Molkereiprodukte, zahlreiche Tiefkühltruhen, Tiefkühlhäuser, Obst- und Gemüsekühlhäuser und vieles mehr waren betroffen.
Das strenge Lebensmittelrecht zwang den Kaufmann dazu, sämtliche gekühlte Waren auszuräumen und nicht mehr zum Verkauf anzubieten. Reinhard Griephan schätzte den Schaden auf einen sechsstelligen Betrag. In einem Rundgang durch den Markt zeigte er das Ausmaß der Zerstörung und äußerte die Befürchtung, dass massive Kundenausfälle in den kommenden Tagen und Wochen weitere Einbußen verursachen könnten. "Das ist eine wirtschaftliche Vollkatastrophe!", so der verzweifelte Kaufmann.
Die Menge der betroffenen Lebensmittel belief sich auf mehrere Tonnen, was Reinhard Griephan in dieser Nacht kaum Schlaf ließ. Mit nur drei Stunden Ruhephasen musste er funktionieren, denn die Situation war dramatisch und belastend. Dennoch gab es eine überraschende Wendung: Der Kaufmann wandte sich an "Foodsharing Dresden" und rief um Hilfe. Julia Ritter, Botschafterin bei "Foodsharing Dresden", erhielt die dringende Nachricht am Dienstagmorgen kurz vor 8 Uhr: "Wir haben hier einen ganz ganz großen Notfall, Havariefall - die ganze Kühlung ist ausgefallen!" Wenn jetzt keine Rettungsaktion gestartet würde, wären mehrere Tonnen Lebensmittel dem Müll gewidmet.
Julia Ritter mobilisierte in kürzester Zeit bis zu 50 Lebensmittel-Retter und koordinierte eine mehrstündige Rettungsaktion. Mit Fahrrädern und Autos beladen, verteilten die Freiwilligen die Lebensmittel auf verschiedene Stationen in der Stadt. Glücklicherweise wurde durch das kurzzeitige Absinken der Temperaturen um ein oder zwei Grad die Qualität der Lebensmittel nicht beeinträchtigt, sodass sie bedenkenlos genießbar blieben. Einzig unverpackte Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Käse mussten aufgrund des gesundheitlichen Risikos zurückgelassen werden.
"Bei solchen Riesen-Abholungen schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe", betonte Julia Ritter. Die Verschwendung von Lebensmitteln wurde verhindert und gleichzeitig konnten Bedürftige, wie beispielsweise die Dresdner Bahnhofsmission, unterstützt werden. Die sogenannten "Fair-Teiler" waren an diesem Tag keineswegs überquellend. Innerhalb kürzester Zeit waren die Kühlschränke dank der engagierten Freiwilligen wieder gefüllt und für die Kunden bereit."