Ehrenfriedersdorf – Auch dieses Jahr werden viele Kinder wieder mit einer prall gefüllten Zuckertüte ihren ersten Schultag feiern. Deutschlands älteste Zuckertütenfabrik, Nestler Feinkartonagen in Ehrenfriedersdorf, produziert jährlich zwei Millionen dieser bunten Tüten. In diesem Jahr feiert die Fabrik mit ihren 50 Mitarbeitern ihr 130-jähriges Bestehen.
Zuckertüten, in anderen Teilen Deutschlands als Schultüten bekannt, werden in der Nestler-Fabrik in Handarbeit verziert. Die Designs reichen von Fußbällen und Dinosauriern bis hin zu Einhörnern und Pferden. "Gestalterische Trends ändern sich, die Beliebtheit der Tüte aber nicht", sagt Bettina Nestler, die das Familienunternehmen zusammen mit ihrer Mutter führt. Trotz finanzieller Engpässe in einigen Familien wird bei der Anschaffung der Zuckertüte nicht gespart. Eine Tüte kostet zwischen 20 und 30 Euro und wird an Supermärkte und Einzelhändler geliefert.
Der Brauch der Zuckertüte hat seinen Ursprung in Ostdeutschland, insbesondere in Sachsen und Thüringen, und reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. 1894 gründete Carl August Nestler die Firma in Wiesa. Während der DDR-Zeit gingen viele Informationen und Materialien durch Enteignungen verloren.
In Ostdeutschland ist die Zuckertüte meist 85 Zentimeter hoch und sechseckig, während sie in Westdeutschland 70 Zentimeter hoch und rund ist. Lukas Roth von der Roth GmbH, einem weiteren sächsischen Hersteller, erklärt, dass beide Varianten hergestellt und deutschlandweit verkauft werden. "Es ist eine angenehme Branche, mit positiv gestimmten Kunden. Kinder erinnern sich meist ein Leben lang gerne an ihre Schultüte", sagt Roth.
Die Produktion für die nächste Saison beginnt bereits jetzt, denn die Nachfrage bleibt hoch und die Erinnerungen an die eigene Schultüte sind für viele Menschen von großer Bedeutung. (dpa)