Sachsen – Depression, Angststörungen, Panikattacken. Deutschlandweit leiden knapp eine halbe Million Studierende unter psychischen Erkrankungen. Das hat der aktuelle Barmer-Arzt-Report ergeben.
Obwohl angehende Akademiker vergleichsweise zur weitgehend „gesunden“ Gruppe zählen, ist inzwischen jeder Sechste von einem psychischen Leiden betroffen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig.
„Dann spielen schon auf alle Fälle Leistungsängste, Versagen, Prüfungsängste, Nicht-Fertig-Werden-Können, Sich-Prüfungen-Nicht-Stellen-Können eine Rolle. Aber auch häufig Zweifel. Ist das die richtige Studienrichtung? Wie geht es mal nach dem Studium weiter? Wie wird mein Weg sein? Häufig ist auch ein Anlass ein Auslöser, um erst mal zur Psychotherapie zu kommen, Konflikte in Beziehungen. Dass Beziehungen auseinandergehen oder wenn sie aus dem Elternhaus zum Studium kommen, dann Schwierigkeiten haben, sich zu integrieren, wieder Kontakte zu finden, in Gruppen reinzukommen, was ja doch sehr wichtig ist für die psychische Gesundheit, eingebunden zu sein“, erklärt Dipl.-Psych. Margitta Wonneberger, niedergelassene Psychotherapeutin und Vorstandsmitglied der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer.
Niedergeschlagenheit, Antriebsmangel, soziale Ängste so wie viele körperliche Symptome: Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Herz- und Magenbeschwerden bis hin zur Suizidalität sind mögliche Begleiterscheinungen der betroffenen Patienten.
Allein im Bereich der Depression gibt es bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren einen Anstieg um 76% seit dem Jahr 2005. Ein massives Plus, das nicht nur durch unsere heutige schnelllebige und auf Leistung basierende Gesellschaft zu erklären ist.
„Was wir schon auch sehen, ist, dass die Hemmschwelle sich heute Hilfe zu suchen, niedriger ist, weil das Thema psychische Erkrankung, speziell auch Depression, früher ein absolutes Tabuthema war. Die meisten haben sich davor gescheut, sich um Hilfe zu kümmern. Gerade sind übrigens Männer auch heute noch diejenigen, die sich etwas schwieriger damit tun, Hilfe zu ersuchen. Wir sehen eben schon, dass es mehr Bereitschaft gibt, Hilfe anzunehmen“, so Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen.
So werden niedrigschwellige Angebote wie psychosoziale Beratungen, beispielsweise des Student_innenRates der Uni Leipzig, immer häufiger genutzt.
„Häufig mit dem Thema Stress im Studium, Selbstorganisation, Zurechtfinden, Zu-Viel-Druck-Empfinden, Prüfungsängste und ganz häufig haben die ein gutes Gefühl für sich. Also ein gutes Gefühl dafür, was ihnen fehlt. Das kommt dann auch oft direkt zur Sprache, sodass da vielleicht eine depressive Episode, starke Ängste oder eine Verstimmung dahintersteckt. Wenn man ihnen genug Zeit gibt, dann finden sie das ganz oft auch selber und ich schupps sie dann noch ein Bisschen“, meint Beatrix Stark, psychosoziale Beraterin des Student_innenRates der Uni Leipzig.
Solche Angebote ersetzen aber keinesfalls den Therapeuten, sondern dienen als Lotsen in die richtige Richtung.
Psychische Leiden nicht als Schwäche, sondern als Krankheiten anerkennen und den Umgang damit offener gestalten, darin sind sich die Experten einig, wird dafür sorgen, dass eine schwerere Erkrankung bei vielen jungen Menschen präventiv verhindert werden kann.