Chemnitz - Die Elektrifizierung der Bahn-Strecke zwischen Leipzig und Chemnitz wird nicht bis 2025 fertig. Falls Chemnitz Kulturhauptstadt 2025 wird, scheint dies die Anreise für die Besucher erheblich zu erschweren.
Die Wege der Bürokratie sind lang, gerade wenn es um Bauvorhaben geht. Dies gilt auch für den Ausbau der Zugstrecke zwischen Chemnitz und Leipzig. Aktuell laufen die Vorplanungen, diese sollen bis Anfang 2021 abgeschlossen sein. Dann wird eine ausführliche Entwurfsplanung erstellt. Im Anschluss kommt das Planfeststellungsverfahren. Dies wird benötigt, um Baurecht zu erhalten. Das ist der zeitaufwendigste Punkt in der Bürokratiekette. Nach Veröffentlichung der Pläne wird durch die Anhörungsbehörde das Anhörungsverfahren eingeleitet. Betroffene Behörden und Gemeinden sowie natürliche Personen, wie ortsansässige Bürger können im Anschluss Einwendungen und Stellungnahmen abgeben. Hier besteht auch die Möglichkeit der Klagen gegen die Pläne. Erst nach der Prüfung dieser Einwendungen und Stellungnahmen oder Abschluss der möglichen Verfahren kann mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Diese Bürokratiekette soll laut SPD-Bundestagsabgeordneten Detlef Müller verkürzt werden. Der Bundestag soll das Bauvorhaben als Gesetz beschließen und damit das Baurecht herstellen. Dadurch könnten langwierige Klagen gegen die Baumaßnahmen vermieden werden. Eine Bürgerbeteiligung soll es dann trotz des Gesetztes geben. Die Gesetzgebung wird wahrscheinlich ein Jahr in Anspruch nehmen. Damit wäre ein Baubeginn, frühestens, im Jahr 2024 möglich. Dies könnte eine Zeitersparnis von zwei bis drei Jahren bedeuten.
Das Datum für die Fertigstellung der Elektrifizierung wird von verschiedenen Stellen unterschiedlich angesetzt. Im Bid-Book für die Kulturhauptstadtbewerbung sollen die Bauarbeiten bis 2026 erledigt sein. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Detlef Müller rechnet damit, dass die Züge 2027 wieder auf dieser Strecke fahren können. Die Deutsche Bahn geht davon aus, dass dieser Schienenweg Ende des Jahres 2028 wieder befahren werden kann. Trotz dieser unterschiedlichen Jahreszahlen steht jedoch eines fest, die Bauarbeiten für die Elektrifizierung werden nicht bis 2025 abgeschlossen sein. Falls Chemnitz den Titel zur Kulturhauptstadt erlangt, würden diese Bauarbeiten die Anreise der Besucher erheblich erschweren. Denn Leipzig bildet ein wichtiges Fernverkehrsdrehkreuz in Sachsen.
Nach Aussage von Andreas Stuhr, dem Projektleiter der Deutschen Bahn, wird nach bisheriger Planung in zwei großen Abschnitten gebaut. Der erste Bereich ist die Strecke von Leipzig bis Geithain. Diese wird dann für 12 Monate komplett gesperrt. In zweiter Instanz soll auf der Strecke zwischen Geithain und Chemnitz gebaut werden. Auch diese Strecke soll dann für rund ein Jahr gesperrt werden. In diesen zwei Jahren werden Pendler im Nahverkehr auf Busse umsteigen müssen. Für Reisende nach Leipzig wird sich die Fahrzeit verlängern. Sie sollen über Riesa umgeleitet werden.
Der Ersatzverkehr und die Umleitung verlängern die Reisezeit. Dies wird die Anreise für das Publikum der Kulturhauptstadt in die Länge ziehen und erschweren. Ob die Gäste diese Verlängerungen in Kauf nehmen müssen oder ob die Bahn und die Stadt Chemnitz eine schnellere Lösung für dieses Szenario haben, ist derzeit noch unklar.