Sachsen - Flüchtlingshelfer beklagen den Mangel an Sprach- und Integrationskursen für die Flüchtlinge aus der Ukraine, die seit Kriegsausbruch Zuflucht in Sachsen gefunden haben.
Mehr als 54.000 Menschen sind es inzwischen, die nach Sachsen geflüchtet sind, wie Angaben der Landesdirektion zeigen. Die Bereitschaft, die deutsche Sprache zu lernen und hier zu arbeiten sei sehr hoch, sagte die Mitbegründerin des Dachverbandes sächsischer Migrantenorganisationen, Tatjana Jurk, der Deutschen Presse-Agentur. Aber es fehle an Kursangeboten. Hier wirke sich der Lehrermangel in Sachsen aus. Auch für die ukrainischen Kindern gebe es nicht genügend Angebote an den Schulen, die deutsche Sprache zu lernen. Die Bereitschaft, den Kriegsflüchtlingen zu helfen, sei in Sachsen auch ein halbes Jahr nach Kriegsausbruch weiter hoch.
Inzwischen habe sich der Zustrom an Ukrainern, die nach Sachsen flüchten, abgeschwächt. Im März wurden im Schnitt 328 Menschen pro Tag registriert. In den vergangenen Wochen waren es nur noch 44 täglich. Viele Betroffene haben sich im Freistaat inzwischen arbeitssuchend oder arbeitslos gemeldet - ein Grund für den Anstieg der Arbeitslosigkeit in den vergangenen Monaten.
Innenminister Armin Schuster (CDU) und der Sächsische Städte- und Gemeindetag hatten jüngst vor Problemen bei einem weiteren Anstieg der Zahl von Asylbewerbern und Flüchtlingen aus der Ukraine gewarnt. Es gebe bereits Schwierigkeiten bei deren Verteilung und Integration, hieß es. Wohnraum sei zunehmend knapp, Kindergärten, Schulen und Arbeitsmarkt würden stark belastet.
Das bestätigt auch Jurk, die in Freital bei Dresden als Kommunale Integrations-Koordinatorin arbeitet und einem Verein zur Integration von russischsprachigen Menschen leitet. In etlichen Kommunen seien die Kapazitäten erschöpft, etwa bei verfügbarem Wohnraum oder Plätzen in Kindergärten, berichtet sie. Deswegen gebe es Aufnahmestopps.
Kritisch sieht Jurk auch die Situation für viele Schüler aus der Ukraine. Rein ukrainische Klassen seien anfangs eine Übergangslösung gewesen. Inzwischen würden sie aber von vielen Betroffenen kritisch gesehen. Viele würden wollen, dass ihre Kinder Deutsch lernen und in normale Klassen gehen, sagte Jurk. Allerdings fehle es offensichtlich an Lehrern für Deutsch als Zweitsprache.
Mehr als ein halbes Jahr nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sieht Jurk in Sachsen weiterhin eine große Bereitschaft, den Kriegsflüchtlingen zu helfen. Doch hätten sich die Bedarfe gewandelt. Inzwischen gehe es weniger um Kleider- oder Essensspenden. Gesucht seien Wohnraum für die Betroffenen, die häufig zunächst privat untergekommen seien, Beratung zu Behördenangelegenheiten, Kinderbetreuung und Angebote zum Deutschlernen. (mit dpa)