Heidenau - Die Hilfsorganisation Johanniter fordert eine neue Struktur, um den Missbrauch der Notrufnummer 112 zu vermeiden.
Die Johanniter sehen die Notwendigkeit eines zentralen Ansprechpartners, eines Lotsensystems, welches Patienten optimal leitet und eine Gesundheitsleitstelle einrichtet. Kevin Grigorian, Leiter des Geschäftsbereichs Rettung & Medizinische Dienste im Bundesverband der Johanniter, erklärte dies bei einem Symposium in Heidenau.
Geschulte Disponenten könnten Grigorian zufolge die Anrufe entgegennehmen, Notrufe filtern und bei Bedarf Rettungswagen losschicken. Dagegen müsste die Leitstelle bei Bagatellen an den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst oder niedergelassene Ärzte verweisen dürfen, ohne später juristische Auseinandersetzungen fürchten zu müssen.
Nach Darstellung der Johanniter wählen immer mehr Menschen in Deutschland die Rufnummer 112 - auch wenn kein Notfall vorliegt. «Die Folgen: massiv steigende Einsatzzahlen, überfüllte Notaufnahmen, Rettungspersonal am Limit, frustrierte Patienten. Reformen sind dringend nötig.» Laut Grigorian geht es darum, die Notruf-Alternativen zu stärken. So könnten Rettungsdienste ambulante und stationäre Ressourcen effizienter nutzen. Jede Patientin und jeder Patient erhielte Hilfe - die Notfallrettung müsse aber Notfällen vorbehalten bleiben. Zumal die steigende Nachfrage nach Notfallversorgung auf ein System treffe, dem das Personal ausgehe, hieß es weiter.
Nach Angaben der Organisatoren hatte der Leipziger Notarzt Patrick Swoboda vom Klinikum St. Georg auf einen «notärztlichen Notstand» verwiesen. Notfallsanitäter könnten den Mangel an Notärzten zwar mit ihrer umfassenden Ausbildung auffangen, allerdings fehle es an den entsprechenden Freigaben: «Die Notfallsanitäter können Patienten notfallmedizinisch voll versorgen, dürfen es aber nicht und müssen ins Krankenhaus fahren. Da geht auch Zeit verloren.» (mit dpa)