Di, 13.08.2024 , 11:22 Uhr

Ein Jahr der Herausforderungen

Frostschäden zwingen sächsische Winzer zum Verzicht auf Federweißen

Sachsen - Der Federweißer, der noch nicht vollständig vergorene Traubenmost, steht für viele Weinliebhaber als erstes Highlight des neuen Weinjahres. Doch in diesem Jahr müssen sich die Fans des beliebten Jungweins auf eine Seltenheit einstellen.

Die Spätfröste im April haben die Weinberge der Region stark beschädigt, sodass viele Winzer auf die Lese der frühreifen Trauben verzichten müssen. Stattdessen setzen sie auf die volle Ausreifung der verbleibenden Trauben, um zumindest einen Teil der Ernte zu retten.

Besonders betroffen ist das Elbtal zwischen Dresden-Pillnitz und Diesbar-Seußlitz, eine der zentralen Weinregionen Sachsens. Hier, wo der Federweißer traditionell Anfang September erhältlich ist, wird der Jungwein in diesem Jahr weitgehend aus Trauben anderer Anbaugebiete stammen müssen. Das Staatsweingut Schloss Wackerbarth in Radebeul hat bereits angekündigt, keine eigenen Trauben für den Federweißen verwenden zu können und stattdessen auf Pfälzer Trauben zurückzugreifen. Trotzdem wird es beim geplanten Federweißerfest am 7. und 8. September die beliebte Spezialität geben – wie schon in den Frostjahren 2009 und 2013.

Nicht alle sächsischen Winzer sind jedoch bereit, den Federweißen komplett aufzugeben. Der Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust berichtet von einigen Reben in seinen Weinbergen, die sich gut entwickelt haben. Er plant, beim Tag des offenen Weinguts am 24. und 25. August frischen Federweißen anzubieten, auch wenn ein Teil der Trauben zugekauft werden muss. Für Aust ist es wichtig, die Tradition in dieser historisch bedeutsamen Weinbau- und Kulturlandschaft trotz der schwierigen Bedingungen aufrechtzuerhalten.

In der Hoflößnitz, einem weiteren renommierten Weingut in Radebeul, hat man sich hingegen bereits vor einigen Jahren aus der Produktion des frühen Rebensafts zurückgezogen. Dort konzentriert man sich auf die Herstellung hochkonzentrierter Bio-Weine, und auch in diesem Jahr wird jede hängende Traube bis zur optimalen Reife am Stock belassen.

Das Jahr 2024 wird insgesamt als eines der schwierigsten in die Geschichte des sächsischen Weinbaus eingehen. Der Weinbauverband Sachsen rechnet mit einer stark reduzierten Ernte – nur 20 bis 30 Prozent der üblichen Menge werden voraussichtlich in die Keller kommen. Einige Winzer sprechen sogar von Totalverlusten. Georg Prinz zur Lippe vom Weingut Schloss Proschwitz beziffert den Schaden auf 80 Prozent und hat Tausende Kilometer zurückgelegt, um in der Kaiserstuhl-Region Trauben für den Jahrgang 2024 zu finden, die auf ähnlichen Böden wie seine eigenen reifen. (dpa)