Augustusburg - Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR hatte wenig Vertrauen zu den eigenen Mitbürgern. Oppositionelle und abtrünnige Geheimnisträger wurden bespitzelt und notfalls aus dem Verkehr gezogen.
Auch für den Fall einer größeren Krise hatte man bereits fertige Pläne in der Schublade - dazu gehörten etwa Internierungs- und Isolierungslager, die man quasi über Nacht in Ferienlagern und Jugendherbergen, aber auch auf Burgen und Schlössern einrichten wollte - darunter auch auf Schloss Augustusburg bei Chemnitz.
In einer Sonderausstellung, die vom "Freundeskreis Schlösserland Sachsen" initiiert wurde, sind noch bis zum 2. März die bewegenden Hintergründe der geheim gehaltenen Pläne zu sehen.
Hoch über dem Zschopautal thront das Schloss Augustusburg. Kurfürst August von Sachsen ließ das monumentale Renaissanceschloss vor über 450 Jahren als Zeichen seiner Macht errichten.
Heute beherbergt es zahlreiche Ausstellungen - besonders beliebt nicht nur bei Bikern ist eine der bedeutendsten Motorradsammlungen Europas. Eine neue Sonderausstellung im Schlossmuseum beleuchtet nun eine weniger ruhmvolle Geschichte des Schlosses, so die Museumschefin Claudia Glashauser.
Alles lief unter strengster Geheimhaltung: Im Krisenfall wollte die Staatsführung der DDR oppositionelle DDR-Bürger sowie Ausländer aus „Feindstaaten“ in Lagern „isolieren“. Die Namen der Personen standen bereits fest - die dann am Tag X verhaftet worden wären - ein Tag, der zum Glück nie kam.
Der Plan für die gesamte DDR umfasste fast 86.000 Personen, fast 3000 sollten direkt verhaftet, mehr als 10.000 in Lagern wie auf der Augustusburg isoliert und mehr als 70.000 operativ überwacht und kontrolliert werden. Schloss Augustusburg war eines von 35 geplanten Isolations- und Internierungslagern. Die Dauer der Isolation war ungewiss, die Haft unter menschenunwürdigen Bedingungen, nur für ein Drittel der geplanten Maximalbelegung war die Versorgung überhaupt gesichert - so die Museumsleiterin.
In der Ausstellung lässt sich all das in allen Einzelheiten nachvollziehen - Originale der Akten und Dokumente indes gibt es nur noch wenig, auch da war das MfS gründlich.
Noch bis zum 2. März nächsten Jahres ist die Ausstellung in der Turmgalerie im Aussichtsturm des Lindenhauses auf Schloss Augustusburg zu sehen.