Leipzig - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erhebt energisch ihre Stimme für eine umgehende Verbesserung der Personalschlüssel in sächsischen Kindertagesstätten.
In der sächsischen Politik ist die Betreuung von Kindern in Krippen und Kindergärten ein anhaltendes Thema. Angesichts sinkender Geburtenzahlen wird nun verstärkt gefordert, das Personal zu halten und gleichzeitig die Betreuungsrelationen zu optimieren.
Astrid Axmann, die stellvertretende Vorsitzende der GEW, betonte die Dringlichkeit dieser Maßnahme. Sie erklärte, dass der Rückgang der Geburtenzahlen zu Kita-Schließungen führe, da die Träger sich nicht leisten könnten, das Personal ohne angemessene Refinanzierung des Landes zu halten. Besonders betroffen seien die Gebiete in Sachsen, die nicht von einem Zuzug junger Menschen profitieren. Um die Zukunft der Kitas zu sichern, sei es daher unerlässlich, einen besseren Personalschlüssel im Kita-Gesetz des Freistaates zu verankern und die Finanzierung der Einrichtungen zu gewährleisten.
Die GEW hat bisher keinen konkreten Personalschlüssel vorgeschlagen, sondern orientiert sich an den Empfehlungen von Experten. Bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren wird ein Idealwert von einem Erzieher für drei Kinder angestrebt, während im Kindergarten ein Schlüssel von 1 zu 7,5 als optimal gilt. Die Bertelsmann Stiftung hat in ihrer jährlichen Analyse wiederholt festgestellt, dass die Betreuung in sächsischen Kitas den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht wird. Zuletzt lag der Schlüssel bei 1 zu 5,4 in Krippen und 1 zu 11,2 im Kindergarten.
Astrid Axmann argumentierte, dass Erzieherinnen in Sachsen sich um deutlich mehr Kinder kümmern müssen als ihre Kolleginnen in anderen Bundesländern. Dies habe negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit sowie auf die individuelle Begleitung, Bildung und Erziehung jedes einzelnen Kindes. Der rückläufige Geburtenrückgang biete jedoch die Möglichkeit, die frühkindliche Bildung qualitativ zu verbessern. Mit weniger Kindern in den Einrichtungen könnten diese Herausforderungen besser bewältigt werden. Dafür sei jedoch eine Änderung des gesetzlich vorgegebenen Personalschlüssels erforderlich. Die GEW fordert eine weitere Novelle des Kita-Gesetzes sowie eine sofortige Übergangslösung zur nachhaltigen Finanzierung des Freistaates zur Gewinnung von Personal.
Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat am Wochenende gezeigt, dass den Kindergärten in den großen Städten Sachsens zunehmend Kinder fehlen. Einige Einrichtungen sehen sich gezwungen zu schließen, da der Geburtenrückgang stärker ist als ursprünglich angenommen. Sabine Grohmann, Abteilungsleiterin im Dresdner Amt für Kindertagesbetreuung, erklärte, dass in Dresden bis 2026 zunächst sechs und bis 2029 weitere fünf Kindergärten mit insgesamt rund 3500 Plätzen geschlossen werden sollen.
Erzieherinnen sollen jedoch nicht entlassen werden. Die Stadt plant, eine Reserve zu schaffen und die Qualität der Bildungs- und Betreuungsangebote weiter zu verbessern. Geschlossen werden nur Kitas, die ursprünglich in Raumcontainern untergebracht waren, um Spitzen bei der Betreuung abzufangen. (mit dpa)