Dresden - Insgesamt rund 16.000 Besucher haben sich das Modell der neuen Stadtbahn angesehen, das die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) vom 8. bis 19. Januar 2020 im Verkehrsmuseum Dresden der Öffentlichkeit präsentierten. Dabei notierten die DVB-Marktforscher rund 2.000 Meinungen der Bürger, die direkt vor Ort oder über eine online-Umfrage abgegeben wurden. Fast alle fanden die neue Bahn gut. Das Modell wurde inzwischen vom Verkehrsmuseum am Neumarkt in das Straßenbahnmuseum nach Trachenberge gebracht. Zu den Museumsöffnungstagen kann es dort weiterhin besichtigt werden. Das nächste Mal am 4. und 5. April 2020.
„Noch bevor der erste Wagen gebaut wird, wollten wir mit der Präsentation des Modells die Dresdner und künftigen Nutzer der Bahn unmittelbar in unser Projekt einbeziehen. Die überwiegend positive Resonanz zeigt, dass unser Fahrzeugkonzept genau richtig ist. Wir nehmen aber auch die geäußerten Hinweise und Wünsche sehr ernst. Jetzt prüfen wir gemeinsam mit dem Hersteller der neuen Bahnen, was sich davon konkret umsetzen lässt“, sagt DVBVorstand für Finanzen und Technik Andreas Hemmersbach. Sein Vorstandskollege für Betrieb und Personal Lars Seiffert erläutert den geplanten Einsatz der neuen Fahrzeuge: „Wenn die ersten Wagen in Dresden eintreffen, können sie sofort eingesetzt werden. Geplant ist es, zuerst die Linie 2 damit auszustatten. Die Linie 3 soll folgen. Jeden dort freiwerdenden Stadtbahnwagen benötigen wir dringend, um der kontinuierlich steigenden Anzahl unserer Fahrgäste zusätzliche Kapazitäten im DVB-Netz anzubieten.“
Fast alle Besucher der Modell-Präsentation äußerten sich positiv über die neue Stadtbahn. Vor allem gefiel das Design, das sich an die vorhandenen Stadtbahngenerationen anlehnt und doch modern und zeitlos wirkt. Begeistert waren die Besucher von der neuen Geräumigkeit im Fahrzeug, die sich aus der größeren Breite des Wagenkastens ergibt. Auch die Panoramafenster wurden vielfach gelobt. Kritisch sahen viele die Form und Neigung der Sitze für die Fahrgäste. Ebenso möchten die künftigen Passagiere mehr Haltewunschtaster, veränderte Festhaltemöglichkeiten und bessere Kennzeichnung der Trittstufen. Einige fanden den Platz der vorgesehenen USB-Ladebuchsen noch nicht optimal. Benutzer von Rollstühlen wünschten sich unter anderem eine bessere Position der Sprechanlage zum Fahrer sowie einen separaten Haltewunschknopf. Von den Fahrern kamen Hinweise wie zur Größe der Armauflage am Fahrhebel, zum Fahrersitz und zur Anordnung der Bedienelemente in der Fahrerkanzel.
Alle Hinweise wurden gesammelt und sind nun bei den Technikern in der Auswertung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Gestaltung der Sitze. Aber auch die Umsetzbarkeit von anderen Wünschen und Hinweisen wird konkret untersucht. Dazu stimmen sich die DVBTechniker mit denen des Schienenfahrzeugherstellers Bombardier Transportation ab. Weitere Änderungen wie die bessere Sichtbarkeit der Fahrtzielanzeige oder eine höhere Anbringung der Monitore im Fahrgastraum hatten die DVB selbst auf dem Zettel. Für Wünsche wie beispielsweise die Höhe der Griffstangen zum Festhalten muss ein Kompromiss gefunden werden.
Sobald die Anpassungen in den Plänen vorgenommen sind, wird der Bau des ersten Serienfahrzeugs vorbereitet. Der soll im Sommer 2020 bei Bombardier in Görlitz beginnen. Dort entstehen Rahmen und Karosserie. Der Innenausbau findet anschließend im Werk Bautzen statt. Etwa zur Jahresmitte 2021 wird der Wagen bei den DVB in Dresden erwartet. Dann schließen sich rund sechs Monate Softwareeinstellung, Inbetriebnahme, technische Zulassung und Probefahrten im DVB-Netz an. Der erste Linieneinsatz könnte Anfang 2022 erfolgen. Ist der erste Wagen abgenommen, geht die Inbetriebnahme der folgenden Wagen deutlich schneller. Im Herbst 2023 sollen allen neuen Stadtbahnen an die DVB ausgeliefert sein. Die ersten zwölf neuen Stadtbahnen werden ab 2022 wie angekündigt auf der Linie 2 zwischen Kleinzschachwitz und Gorbitz eingesetzt. Mit täglich über 35.000 Fahrgästen gehört die „2“ zu den nachfragestärksten Linien im DVB-Netz. Sobald die Großenhainer Straße ausgebaut ist, können die folgenden elf Fahrzeuge dann auf der Linie 3 zwischen Wilder Mann und Coschütz fahren. Die „3“ hat täglich knapp 37.000 Fahrgäste. Auf beiden Linien verkehren heute 43 beziehungsweise 45 Meter lange Wagen der bisherigen Stadtbahngeneration. Die werden mit dem Einsatz der Neuwagen frei. Sie können dann im Netz die kürzeren 30- Meter-Wagen ersetzen und mehr Platz auch auf anderen Linien schaffen. Mittelfristig besteht mit dem Einsatz auf Linie 1 eine weitere Option für den Einsatz der neuen Wagen.
Beinahe 80 Prozent des DVB-Gleisnetzes sind heute schon für den Einsatz der neuen 2,65 Meter breiten Bahnen vorbereitet. Für den Einsatz der Neuwagen auf der mit täglich fast 50.000 Passagieren nachfragestärksten Linie 7 müssen die DVB noch auf den Ausbau der Königsbrücker Straße sowie von Teilen der Kesselsdorfer und Königsbrücker Landstraße warten. Von den 30 bestellten Stadtbahnwagen sind neun Zweirichtungsfahrzeuge. Sie bieten ein breites Einsatzspektrum bei Bauvorhaben. Mit diesen Wagen kann zielgerichtet direkt an die Enden der Baustellen heranfahren werden. Das verkürzt den Weg mit dem Ersatzverkehr für Fahrgäste oder vermeidet zusätzliches Umsteigen.
Quelle: DVB