Sachsen - Normalerweise weht über dem Spitzberg nahe der tschechischen Grenze die schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne. Doch was Kletterer am Mittwoch bei ihrem Aufstieg auf den 510 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Hausberg von Oderwitz entdeckten, war ein Schock.
Am Fahnenmast wehte eine 1,80 Meter große Hakenkreuzflagge!
Die Gipfelklippen stehen seit 1936 als Naturdenkmal unter Naturschutz. Das Klettermassiv in der Nähe von Zittau selbst ist zudem einer der markantesten Kegelberge in der östlichen Oberlausitz. Von hier aus hat man bei schönem Wetter einen fantastischen Blick auf die Gipfel des Riesengebirges und das Hirschberger Tal im polnischen Teil Schlesiens.
Die Nazi-Fahne war demnach einen Tag lang weithin zu sehen. Laut Polizei bemerkten Hobbykletterer am Mittwochvormittag als erste die Schandtat und verständigten die Beamten. Diese stellten die Flagge sicher. Inzwischen wurde das Dezernat Staatsschutz der Kriminalpolizei eingeschaltet und ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, so Polizeisprecher Marcel Malchow.
Um die Hakenkreuzflagge aufzuziehen, mussten die Täter über einiges an Klettergeschick verfügen, wie es aus der Gemeindeverwaltung von Oderwitz heißt, die für die Gipfelflagge zuständig ist. Zudem haben die Täter bei ihrer Aktion den Fahnenmast erheblich beschädigt, indem sie die Sicherung für die Deutschlandfahne professionell entfernten.
Wann sich die Täter an der Fahne zu schaffen machten und das NS-Symbol hissten, ist noch unklar. Auch die Wirtsleute der Spitzbergbaude zu Füßen des Berges hatten nichts gemerkt. Das Lokal hatte Mittwoch und Donnerstag geschlossen.
In Oderwitz ist man entsetzt, denn der Ort lebt auch vom Tourismus und den Kletterern. "Schade, dass das wunderschöne Oderwitz dadurch nun in Verruf kommt. Die Verherrlichung der Nazizeit finde ich schlimm", sagt Luise Hübener (35), eine Architektin aus Annaberg-Buchholz, die derzeit in der malerischen Gemeinde Urlaub macht.