Dresden - 2.581 Zuschauer, eine ausverkaufte BallsportArena Dresden, ein spannendes Spiel, tolle Stimmung und ein verdienter Sieg im Ostderby. Was will man mehr? Wenn man vor der Saison den Dresdnern des HC Elbflorenz prophezeit hätte, dass sie nach 13 Spieltagen, also einem Drittel der Saison, 8 Punkte vor dem ThSV Eisenach stehen und dieser auf dem vorletzten Tabellenplatz, hätten die Sachsen den Propheten sicher komplett mit Handballkleber gesalbt und mit dem Mattenwagen weit, weit aus der Halle gefahren.
2581 - Die Zahl beschreibt etwas noch nie Dagewesenes, denn mehr Zuschauer gab es noch nie bei einem Punktspiel in Handball-Dresden. In der Überschrift sind die ThSV-Fans großzügig abgezogen, denn nach der 11. Niederlage im 13. Spiel war da sicher keiner glückselig. Na mal ehrlich, wer konnte so etwas ahnen?
Nach ausgeglichenem Beginn mit einem 3:3 nach etwas mehr als 6 Minuten, kamen die Hausherren immer besser in die Partie. Die Gäste aus Thüringen versprühten ihrerseits in dieser Phase wenig Esprit. Vielleicht brauchte der ThSV aber auch etwas, um nach dem Spiel am Freitag gegen Coburg etwas Luft zu holen.
So traf der HC viermal in Folge und führte in der 13. Minute mit 7:3. Wie schon am Freitag bei der Heimniederlage gegen Coburg hatten die Eisenacher den Anfang verschlafen. ThSV-Trainer Christoph Jauernik hatte aber keine Lust auf eine erneute „Dornröschen-Geschichte“. Er nahm folgerichtig die Auszeit und das wirkte. Er ließ jetzt konsequent im Angriff 7 gegen 6 spielen und hatte damit durchschlagenden Erfolg. Zudem stellte er in der Abwehr von der anfänglichen 5:1-Deckung auf eine 6:0-Variante um. Die Dresdner hatten jetzt einen Bruch im Spiel und einige Probleme gegen die kompakte Abwehr der Gäste.
Zwar hatte der HC nach der Auszeit zum 8:3 getroffen, die Dresdner fabrizierten in der Folge aber einige leichte Fehler, welche die Thüringer nutzen. Zudem gelang es dem HC nicht die 7 gegen 6 Situationen zu verteidigen. So konnte der ThSV in weniger als 4 Minuten ausgleichen, denn in der 17. Minute traf Daniel Luther aus dem Rückraum zum 8:8. Gabriel De Santis erlöste dann den HC mit einem „Laser“ von Halbrechts (9:8). In den verbleibenden Minuten der 1. Halbzeit legte der HC immer vor und der ThSV zog nach. So führten die Dresdner durch einen Überzahltreffer durch Julius Dierberg zur Pause mit 14:13. Vor allem beim Überzahlspiel agierten beide Teams auch über die 1. Halbzeit hinaus sehr abgezockt.
Beide Teams begannen die 2. Halbzeit etwas fehlerhaft. So konnte Eisenach erst in der 34. Minute treffen (14:14) und der HC eine Minute später zum 15:15. Im Weiteren Verlauf blieb die Partie eng und die Thüringer immer an den Dresdnern dran. In der 40. Minute wurde diese Hartnäckigkeit belohnt und der ThSV konnte das erste Mal in Führung gehen (17:18), als Rechtsaußen Willy Weyhrauch einen geklauten Ball selbst per Konter verwandelte. Als Duje Milijak in der 41. Minute für den ThSV zum 18:19 traf, war dies schon die letzte Führung für den Gast. Kurz danach sah Miljak die Rote Karte, da er den schnellen Torabschluss der Dresdner auf das leere Tor des ThSV regelwidrig verhinderte und dafür seine dritte Zeitstrafe erhielt.
ThSV Coach Jauernik sah nach dem Spiel in dieser Roten Karte einen „Knackpunkt“. In der Folge blieb die Partie weiter ausgeglichen. Buschmann erzielte mit allem was er hatte für den HC das 19:19 und Adrian Kammlodt schaffte in Unterzahl wenig später sogar das 20:19. Bis zum 25:24 durch Matthias Gerlich in der 52. Minute, hatte der HC zwar leichte Vorteile, die Thüringer blieben aber dran. Dabei agierte das Team von Christoph Jauernik vor allem im 7 gegen 6 immer wieder clever. Allerdings leitet jetzt Spielmacher Arseniy Buschmann mit einem Wurf in den Knick die entscheidende Phase ein. In den letzten Minuten war es dann vor allem Routinier René Boese, welcher für den HC traf.
Zunächst klaute er dem ThSV den Ball und war es dann selbst, der nach wenigen Stationen zum 27:24 einwarf. Er besorgte auch das 28:24 nachdem ihn Arseniy Buschmann mustergültig auf Rechtsaußen bedient hatte. Zwischen den beiden Treffern lag eine Auszeit des ThSV, welche die Dresdner aber nicht mehr stoppen konnte. Als Boese 140 Sekunden vor dem Ende zum 29:25 traf, war das nicht nur sein 7. Treffer bei 7 Versuchen, sondern auch die Entscheidung. Trotz Überzahl in den Schlussminuten sowie einer Manndeckung, schafften die Thüringer die Wende nicht mehr. Julius Dierberg setzte mit einem verwandelten Siebenmeter (30:27) 40 Sekunden vor dem Ende, das Ausrufezeichen hinter den Derbysieg. Der Rest war grenzenloser Jubel.
Fazit: Das war der erste Zweitligaderbysieg des HC! Das Spiel war eines Derbys würdig, das gilt für den fantastischen Rahmen mit 2581 Zuschauern und für die Leistungen beider Teams. Auch die knapp 100 Fans aus Eisenach haben ein Kompliment verdient. Der ThSV präsentierte sich als starker Gegner, der allerdings an diesem Tag auf der Torhüterposition gewisse Nachteile hatte. Die Dresdner ließen sich vom Heimpublikum in der entscheidenden Schlussviertelstunde tragen. Zudem agierte der HC im Angriff insgesamt einfach effektiver als der ThSV, denn Matthias Gerlich und Alexander Saul warfen zwar für die Tühringer fast die Hälfte aller Tore, brauchten dafür aber auch sehr viele Versuche. Wobei die Eisenacher vor allem im Spiel 7 gegen 6 teilweise sehr stark agierten. Nach nun mehr einem Drittel der Saison steht der HC mit 12 Punkten auf Platz 11 der Tabelle. Vor allem in eigner Halle präsentierten sich die Sachsen zuletzt sehr stark. Jetzt gilt es sich auch auswärts zu steigern.
Ein bärenstarker Arseniy Buschmann der während der Partie viel einstecken musste, sagte nach der Partie: „Die Kulisse war unglaublich. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Bei uns hat jeder für jeden gekämpft. Ich glauben, dass wir in der letzten Phase des Spieles noch einmal hohes Tempo gegangen sind, war der Schlüssel zum Erfolg.“
Der derzeit sehr gut aufgelegte Rückraumschütze Adrian Kammlodt sagte: „Wir haben uns gut an den Matchplan gehalten. Unsere Abwehr-Torhüter-Kombination war heute besser als beim Gegner.“ Auf Nachfrage wie er seine persönliche Entwicklung gerade sieht, sagte er: „Ich muss mir manchmal ein wenig auf die Wange klopfen und mich zurückholen. Vor zweieinhalb Jahren haben ich noch in der 4. Liga gespielt und jetzt vor so einer Kulisse. Ich versuche solche Momente wie heute auch zu genießen, denn dafür betreiben wir den ganzen Aufwand. Heute war es einfach geil.“
Quelle: HC Elbflorenz/Wolfram Wegehaupt