Immer mehr Menschen nutzen inzwischen Netflix, Amazon und Co. Vielleicht wird der ein oder andere Leser die Frage, wann er zuletzt etwas im Free-TV geschaut hat, gar nicht erst beantworten können, da die Nutzung mit der Zeit immer geringer wurde. Allein in Deutschland gibt es über 400 Fernsehprogramme, welche registriert sind und somit öffentlich zugänglich sind. Diese Vielfalt spiegelt wider, wie relevant, bewegte Bilder für die Menschen sind.
Das sich das Free-TV mit dem Pay-TV duelliert, wird in vielen Bereichen schnell deutlich. Dies beginnt bei Serien, welche auf Netflix und Co. zu jeder Zeit eingeschaltet werden, während sie im Free-TV nur zu bestimmten Uhrzeiten ausgestrahlt werden. Ebenfalls ist der Bereich des Sportes stark eingeschränkt und wird inzwischen nahezu ausschließlich von Pay-TV Sendern übernommen. Das beste Beispiel stellt die Formel 1 dar. Denkt man als gelegentlicher Zuschauer der Rennserie zurück, erinnert man sich automatisch daran, dass RTL die Rechte an den Rennen besaß. Inzwischen hat sich jedoch der Pay-TV Sender „Sky“ die Rechte gesichert, sodass im Free-TV keine lauten Motorgeräusche und spektakulären Überholmanöver mehr zu sehen sind.
Sofern man die Zeit vor den zahlreichen Pay-TV Sendern miterlebt hat, wird man sich sicherlich daran erinnern können, dass die Fernsehzeitschrift immer griffbereit lag. Da unterschiedliche Sender zur Primetime interessante Filme oder Serien ausstrahlten, musste man sich entscheiden, welchen Sender man einschaltet.
Heutzutage ist dies Geschichte, über welche die jüngere Generation nur lachen kann. Mit zwei Klicks ist das Netflix, Amazon Prime oder Disney Plus Programm aufgerufen und man kann zu jeder Zeit eine Serie oder einen Film streamen – völlig ohne Fernsehzeitschrift!
Bereits 2019 ergab eine gemeinsame Untersuchung der Unternehmensberatung Roland Berger und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, dass Netflix die Fernsehzuschauer an sich bindet. So habe jeder Zuschauer mehr Zeit auf der Streaming Plattform verbracht, als mit jedem einzelnen linearen Sender.
Diese Studie zeigte, dass Netflix mit einem Anteil von 10,3% die Nase vorne hat. Dahinter folgten RTL mit 10%, das ZDF, ARD und im Anschluss lässt sich mit Amazon Prime schon der nächste Streaming-Dienst finden. Inzwischen dürfte sich dieses Verhältnis zu Gunsten der Streaming-Dienste ausgeweitet haben. Weitere Dienste wie Disney Plus werden mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür sorgen, dass die linearen Sender weiterhin an Zuschauern verlieren.
Das klassische TV hat den Weckruf sicherlich inzwischen ernstgenommen, welches durch die Big-Player aus Amerika ausgelöst wurde. Ein Blick auf die Umsätze der Streaming-Dienste zeigt, dass die deutsche TV-Landschaft hier kaum mithalten kann. Die beiden etabliertesten Plattformen Netflix (Umsatz von rund 29,7 Milliarden US-Dollar in 2021) und Amazon (Umsatz von rund 469,82 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021) laufen dem Free-TV den Rang ab und liefern mit immer neuen Film- und Serienproduktionen deutlich besser ab, als es RTL, ARD und ZDF gemeinsam tun. Hinzu kommt natürlich auch der Sender Disney Plus, welcher neben der Unterhaltung für die Kleinen, auch für Erwachsene einige spannende Serien und Filme bereithält.
Fußballfans werden uns sicherlich zustimmen, wenn wir sagen: „So langsam reicht es aber!“. Um jedes Spiel seines Lieblingsclubs sehen zu können, müssen derzeit zwei Abos abgeschlossen werden – das von DAZN und Sky Sport. Spielt der Verein international, könnte es zu einem weiteren Abo kommen, welches abgeschlossen werden muss.
Wie angesprochen, haben sich sicherlich auch einige Formel 1 Fans die Augen gerieben, als RTL nicht mehr das Rennwochenende übertragen konnte, weil die Rechte an einen Pay-TV Sender abgegeben wurden. Hinzu kommt, dass einige Wettanbieter ebenfalls auf Streaming-Dienste setzen. Online Buchmacher, die auf spielotv.com verglichen werden können, bieten zum Beispiel zahlreiche Fußballpartien des europäischen Fußballs (keine Bundesligapartien) kostenfrei an. Auch beim Tennis und anderen Sportarten hat das Free-TV das Nachsehen und kann sich nicht einmal gegen einen Wettanbieter behaupten.
Es bleibt fraglich, ob das Free-TV eine Zukunft besitzt. Zahlreiche lineare Sender greifen inzwischen auf eine Mediathek zurück, welche am Computer, dem Smartphone oder dem TV aufgerufen werden kann. Vielleicht schafft man es sogar mit diesem Schritt, einen Teil der Zuschauer zu halten. Dennoch bieten Streaming-Plattformen und Pay-TV Sender wie Sky und DAZN inzwischen eine Vielfalt, bei der Sender wie ARD, ZDF oder RTL nur staunen können.