Dresden - Der HC Elbflorenz musste am Wochenende vor Weihnachten eine empfindliche Heimschlappe einstecken. In einem hochdramatischen Spiel gegen den TV Emsdetten unterlagen die Dresdner in ihrer BallsportArena am Ende denkbar knapp mit 33:34 (15:21)
Der HC wirkt derzeit wie eine alte Hängebrücke, wie man sie typischerweise aus Filmen kennt. Betritt man sie und Schritt für Schritt kommt man zu stabileren oder eben zu sehr brüchigen Stellen. Aber insgesamt wackelt es nach 19 von 38 Schritten schon ganz ordentlich. Es ist wohl abzusehen, dass es bis zum letzten Schritt gehörig wackeln könnte. Aber auch wenn die Brücke letztendlich nicht hält, war der 38. Schritt hoffentlich dann der rettende. In der 1. Halbzeit sahen die zahlreichen Zuschauer einen TV Emsdetten, der wie aus einem Guss spielte. HC-Trainer Christian Pöhler sagte nach der Partie: „Man muss auch mal anerkennen, dass ein Gegner eine überragende Halbzeit gespielt hat.” Unglaubliche 80 Prozent Wurfeffektivität brachten den Gästen ebenso unglaubliche 21 Tore. Die Dresdner Abwehr sowie die Dresdner Torhüter fanden keine Mittel gegen das starke Spiel des TVE, welcher vor allem aus dem Rückraum die Partie im Angriff nach Belieben dominierte. Gerade die Aufbaureihe mit Merten Krings, Sven Wesseling und Janko Bozovic zeigte eine sehr gute 1. Halbzeit. Dazu kam ein konstant guter Yannick Dräger am Kreis und ein treffsicherer Dirk Holzner vom Siebenmeterpunkt. Der HC selbst warf seinerseits zwar 15 Tore, was für die Dresdner ein starker Wert ist, fand aber eben in der Defensive einfach nicht ins Spiel. Dementsprechend führten die Gäste auch verdient zur Halbzeit mit 6 Toren. Dabei spielte es für den Liga-Dino aus Emsdetten auch keine Rolle, dass der HC mehrfach die Deckungssysteme gewechselt hatte. Die Mannschaft von Trainer Daniel Kubes hatte auf alles eine Antwort.
TVE-Trainer Daniel Kubes zur 2. Halbzeit: „Die waren viel viel besser als wir.” Die ersten fast 18 Minuten der 2. Halbzeit brannte der HC mit leichten Anlaufschwierigkeiten ein Feuerwerk ab. Die Mannschaft zeigte sich wie verwandelt. Als Sebastian Greß, nach Ballgewinn HC, erst das leere TVE-Tor zum 26:27 traf und nur kurze Zeit später nach erneutem Ballgewinn per Konter zum 27:27 einwarf, waren rund 2100 Zuschauer der Ekstase nahe. Die Dresdner drückten in dieser Phase unglaublich auf das Tempo und dem TVE gelang immer weniger. Bestes Beispiel war Janko Bozovic, der für Emsdetten in der 1. Halbzeit ein entscheidender Faktor war, im 2. Abschnitt aber kaum in die Partie fand. Vielleicht auch, weil die Dresdner Zuschauer nach einer Aktion des Ballblockierens seinerseits, ihm in seiner restlichen Einsatzzeit ihren Unmut kundtaten. Die Halle war in der 2. Halbzeit insgesamt ein extremer Faktor, denn die Zuschauer gaben alles, um den HC in die Erfolgsspur zu lenken. Allerdings haben die Dresdner ein Problem. HC-Coach Christian Pöhler beschrieb es nach der Partie so: „In der Phase hatten wir ein heißes Herz, aber keinen kühlen Kopf. Wir haben dann im besten Wissen und Gewissen dann zwei, drei Angriffe wo wir es zu sehr erzwingen wollen und lassen klare Chancen dann einfach liegen.” Der HC gestaltet insgesamt in der Saison solchen Phasen zu oft nicht gut. Die Dresdner verpassten es das Momentum des Ausgleichs für sich zu nutzen. Immerhin waren da noch fast 13 Minuten zu spielen. Der TVE fing sich wieder und konnte vor allem durch den wiedergenesenen Spielmacher Merten Krings und den starken Sven Wesseling die Partie wieder zu ihren Gunsten wenden. In der 57. Minute führten die Gäste so mit 4 Toren (30:34). Das Spiel schien gelaufen, doch der HC schaffte es noch einmal sich in die Position für 1 Punkt zu bringen. Erst traf Julius Dierberg per Heber, dann Oskar Emanuel aus der 2. Welle heraus und schließlich nach einer Huhnstock Parade Norman Flödl vom Kreis zum 33:34. Als der TVE sich dann bei angezeigtem Zeitspiel ca. 30 Sekunden vor dem Ende einen Fehlwurf leistete, hatte der HC noch Zeit den Ausgleich zu erzielen. Als Julius Dierberg dann 6 Sekunden vor dem Schlusspfiff von Linksaußen für einen Wurf in den Kreis sprang und danach mit Schmerzen auf der Platte liegen blieb, bewerteten die Einen es so und die Anderen eben anders. Die Vielen haderten mehr und die nicht so vielen weniger. Leider hatten sich in dieser emotionalen Phase nicht alle im Griff. Am Ende gewann der TVE mit 33:34 und jubelte natürlich ausgelassen. HC-Coach Christian Pöhler sagte nach der Partie: „Aus meiner Sicht hatte das Spiel nach der 2. Halbzeit keinen Sieger verdient.“
Fazit: Man muss beiden Mannschaften für die jeweiligen Halbzeiten Respekt zollen. Dies wurde auf Dresdner Seite von den Zuschauern für ihre Mannschaft nach dem Spiel mit viel Applaus auch getan. Die Stimmung war insgesamt sehr sehr gut und ein echter Faktor für den HC. HC-Trainer Christian Pöhler: „Ein großes Kompliment für die Stimmung heute. Die Halle hat uns in der 2. Halbzeit beflügelt.” Man kann über die letzte Szene im Spiel trefflich diskutieren. Allerdings braucht man über das Spiel nicht mehr Worte zu verlieren, denn der HC hat ein ganz anderes Problem: Es heißt 8, 10, 12 und 18. Die Elbflorentiner haben in 9 Heimspielen 8 von 18 möglichen Punkten geholt. Insgesamt gewannen die Dresdner nur 3 ihrer 9 Heimspiele. Gegner waren zum ganz überwiegenden Teil Teams ab Platz 10 abwärts, also potenzielle Mitbewerber um den Nichtabstieg. Am Ende der Hinrunde haben die Sachsen somit 12:26 Punkte und stehen dem 18. Platz. Dass dies zu wenig ist und was dieser Platz am Ende der Saison bedeutet weiß jeder. Gästetrainer Daniel Kubes sagte nach dem Spiel: “Ich bin megaglücklich, dass wir das heute hier geschafft haben. Das Spiel war ähnlich zum Spiel vor einem Jahr. Wir haben von der Angriffsleistung her eine sensationelle 1. Halbzeit gespielt. In der 2. Halbzeit verlieren wir das Momentum im Spiel komplett. Es gab Phasen wo der HC das Momentum komplett übernimmt. Ich muss sagen, die waren in der 2. Halbzeit viel viel besser als wir. Am Ende war es die letzten 10 Minuten nur noch der pure Kampf. Wir waren heute am Ende die Glücklichen. Das war ein sehr sehr wichtiger Sieg für uns und ich glaube auch ein wichtiger Sieg für den restlichen Verlauf der Saison.”
Tore: Huhnstock/Halfmann (beide Tor), Pulay 1, Jurgeleit 5/1, Emanuel 2, Dierberg 5/3, Flödl 3, Kretschmer 6, Hoffmann 1, Greß 7, Becvar 3, Quade, Pechstein 1
Wir wünschen euch allen ein frohes Fest und ein paar besinnliche Tage, ehe wir uns am 26.12. 17:00 Uhr in der BallsportARENA Dresden wiedersehen gegen den HSC 2000 Coburg. Habt eine schöne Zeit!
Text: Wolfram Wegehaupt
Bilder: Stephanie Fleischer