Dresden- Karsten Wöhler hat am Samstag zusammen mit A-Jugendtrainer Hennig Cal zum zweiten Mal die Trainerrolle für den HC Elbflorenz übernommen. Nachdem Mittwoch auswärts dank Remis ein Punkt mit nach Hause genommen werden konnte, kämpften die Tiger am 30. Oktober in der BallsportArena zum zweiten Mal unter besonderen Umständen. Vier Spieler und der gesamte Trainerstab wurden vor kurzem positiv auf Corona getestet, sodass Wöhler und Cal erneut übernehmen mussten. Am Samstag reichte es leider nicht für einen Gewinn.
Interimstrainer Karsten Wöhler: „Wir haben gekämpft wie die Löwen. Irgendwann waren wir nur noch auf dem Zahnfleisch unterwegs. Ich habe den Jungs gesagt, dass ich nur sauer bin, wenn einer nach dieser Leistung den Kopf hängen lässt und nicht mit breiter Brust aus der Halle geht. Wir sind sehr stolz auf die Mannschaft.“
Gästetrainer Daniel Kubeš: „Es war ein Spiel zwischen zwei ausgeglichenen Mannschaften und sehr spannend für die Zuschauer. Natürlich bin ich glücklich über den Sieg, muss aber gleichzeitig den Dresdner ein Kompliment für ihre Leistung machen und das unter den schwierigen, coronabedingten Umständen.“
Es war aus Dresdner Sicht so ein Spiel, wo man als Spieler 60 Minuten alles reinlegt und das trotz widriger Umstände und man am Ende mental und körperlich total leer in der Halle steht und sehr enttäuscht ist. Aber eben auch eines, bei dem man es wie Karsten Wöhler halten sollte. Sie wissen schon …breite Brust!
In der 1. Halbzeit sah man schnell, wie Nordhorn zuletzt seine Spiele gewonnen hatte, nämlich über die Abwehr. Die Hausherren hatten so ihre Probleme mit der massiven 6:0 Abwehr der HSG, die einen sehr starken Mittelblock stellte. Man brauchte eine gute Viertelstunde, um ins Spiel zu kommen. Die Gäste aus Niedersachsen kamen im Angriff zunächst viel über ihre starke Physis und führten so verdient mit 3:6 und 4:7. Mit der Zeit stellten sich die Dresdner aber besser auf die Gäste ein und gingen durch einen Treffer des gut aufgelegten Sebastian Greß zum 11:10, in Minute 27 erstmals in Führung. Grund war auch ein starker Mario Huhnstock im Tor, der bspw. HSG Rechtsaußen Robert Weber gleich den ersten Strafwurf abkaufte. Ivar Stavast brachte nach dem Spiel die 1. Halbzeit aus Sicht der Dresdner gut auf den Punkt: „Wir hatten zunächst Probleme reinzukommen, haben uns dann reingekämpft und durch eine gute Abwehr und gutes Gegenstoßspiel, die Partie für uns gedreht.“ Eben diese Abwehr und das Gegenstoßspiel bescherte den Hausherren ein knappe 13:11 Führung zur Halbzeit.
Es war klar, dass es bei den Dresdnern über die Zeit eine Kraftfrage werden würde. Und am Ende spielte diese Kraftfrage wohl auch die entscheidende Rolle. Während die Niedersachsen immer wieder durchwechseln konnten und so sogar eine direkte rote Karte gegen Georg Pöhle (34. Minute) wegstecken konnten, verlor der HC in der Schlussphase mit Nils Kretschmer quasi seinen letzten verbliebenen Innenblockspieler mit einer roten Karte (52. Minute) und mit Sebastian Greß 2 Minuten vor dem Ende durch Zeitstrafe seinen überragenden Taktgeber. Beide hatten wesentlich mitgeholfen, dass die Dresdner bis zur 45. Minute auf Basis einer starken Abwehr und eines teilweise spektakulär haltenden Mario Huhnstock die Partie leicht bestimmten und bspw. 17:14, 18:15 und 19:16 führten. Sogar eine sehr gute Chance zum 20:16 hatte man. Die HSG hatte nach dem 17:14 ihr Angriffsspiel etwas umgestellt und versuchte es jetzt mit mehr Bewegung im Rückraum. Das hatte zunehmend Erfolg, auch weil die Gäste in der Schlussphase sehr oft den Kreis fanden und dieser von der zunehmend geschwächten HC Defensive kaum noch verteidigt werden konnte. In Minute 48 musste der HC den 21:21 Ausgleich hinnehmen, konnte sich aber bis Minute 53 noch einmal auf 2 Tore absetzen. Bis zur 55. Minute glich die HSG aber wieder aus. Als der HC dann 3:20 Minuten vor dem Ende einen Strafwurf verwarf, war es Nils Torbrügge der 1:20 Minute vor dem Ende die 25:26 Führung für die Gäste erzielte. Knapp 25 Sekunden vor dem Ende konnte der HC in Unterzahl und bei angezeigtem Zeitspiel durch Arseniy Buschmann einen Siebenmeter herausholen, welchen Lukas Wucherpfennig jetzt sicher verwandelte. So blieben den Gästen noch etwa 20 Sekunden, um in Überzahl den Siegtreffer zu erzielen und am Ende war es wieder Torbrügge, der 5 Sekunden vor der Schlusssirene eine Chance vom Kreis nutzte und den 26:27 Siegtreffer erzielte.
Fazit: Etwas über 800 Zuschauer machten für beiden Seiten eine super Stimmung. Kompliment! Man muss der Mannschaft der Dresdner ein noch größeres Kompliment machen. Die Sachsen gaben alles gegen den Erstligaabsteiger aus Nordhorn und am Ende entschieden Nuancen und die besser besetzte Bank der Gäste. Trotz einer fantastischen Unterstützung von den Rängen sollte es an diesem Tag nicht sein. Man kann nicht mal sagen, dass mit Nordhorn die bessere Mannschaft gewann, sondern an diesem Tag die glücklichere. Der HSG obliegt das Kompliment, dass sie immer drangeblieben sind, sehr nervenstark waren und mit Björn Buhrmester einen starken Keeper in ihren Reihen hatte.
Bei den Sachsen hofft man nun auf die Rückkehr der erkrankten Spieler und auf die Rückkehr des Trainerteams sowie ein bisschen Normalität. Die letzten Tage haben den Dresdnern nicht nur auf dem Punktekonto Spuren hinterlassen. Manchmal braucht es auch etwas Zeit und Abstand, um Dinge noch besser einzuordnen.