Dresden – Mit dem letzten Spiel vor der WM-Pause hat der HC Elbflorenz ein Zeichen gesetzt. Gegen den Tabellenführer HSC 2000 Coburg zeigten die Dresdner am 2. Weihnachtsfeiertag ihre beste Saisonleistung und gewannen hochverdient mit 35:27 (18:17).
„Durch die letzten beiden Spiele hat sich bei uns viel Wut angestaut und wir wollten uns selber das Ganze noch einmal beweisen und natürlich den zuletzt immer zahlreich erschienen Zuschauern. Heute gab es für uns persönlich eigentlich nichts anderes als einen Sieg.“, sagte Arseniy Buschmann nach dem Spiel.
Schon die ersten Minuten deuteten an, dass der Buschmann schon vor dem Spiel von diesen Worten überzeugt war. Es deutete sich außerdem schon früh ein torreiches Spiel an und die Tatsache, dass der HC diesmal nicht den Start verschlafen würde. Nach 4 Minuten waren schon 8 Tore gefallen und der HSC führte mit 5:3. Beide Teams blieben sich in der Folge kaum etwas schuldig. In der 11. Minute konnte Nils Kretschmer dann zum 7:7 ausgleichen. Nach einem im Anschluss gehaltenen Strafwurf durch Mario Huhnstock konnten die Gastgeber durch Henning Quade vom Kreis sogar in Führung gehen (8:7). Bis zum Schluss gab man diese Führung nicht mehr ab. Wie schon in den vergangenen Spielen drückten die Dresdner mächtig aufs Tempo und hatten damit Erfolg. So führte die Pöhler-Sieben durch einen Treffer von Oskar Emanuel in der 21. Minute erstmalig mit 3 Toren (12:9). Bis zum 17:14 durch Sebastian Greß in Überzahl, hatte der Vorsprung bestand. In der restlichen 1. Halbzeit konnten die Oberfranken, immer wieder angeführt von Tobias Varvne, noch einmal näher an den HC heranrücken. So ging es nach einer torreichen Halbzeit mit einer knappen Führung für den HC in die Halbzeitpause (18:17). Die erste Halbzeit sah ein starkes Kreisläuferspiel durch beide Teams, wobei der zu Beginn bärenstarke Markus Hagelin durch die Dresdner-Abwehr immer mehr aus dem Spiel genommen wurde, während HC-Kreis Henning Quade so viel Tore in 60 Minuten erzielte, wie seit der Jugendnationalmannschaft nicht mehr. Er wirkte an diesem Tag wie die handballerische Ausführung von „Magneto“, denn er zog die Bälle wie automatisch an. Zudem wurde trotz der 17 Gegentore ersichtlich, dass der HC den gefährlichen Coburger Rückraum in Teilen richtig gut im Griff hatte. Weder Anton Prakapenia noch Pontus Zetterman kamen wirklich zur Entfaltung und in der 2. Halbzeit überhaupt nicht mehr. „Gefühlt hätte Dresden schon zur Halbzeit höher führen können und wir sind noch ganz gut dabei weggekommen“, sagte HSC-Trainer Jan Gorr nach der Partie.
Dass der HC gute und teilweise sogar überragende 2. Halbzeiten spielen kann, wissen die Zuschauer in der BallsportARENA schon. Dass die Dresdner aber auf die schon sensationellen 17 Toren in der 1. Halbzeit noch 17 drauflegten und nur 10 des Gegners zuließen, jenes hatte gegen den Tabellenführer wahrscheinlich keiner vermutet. Auf die Frage wann HSC-Trainer Jan Gorr in der 2. Halbzeit bewusst wurde, dass in Dresden nichts zu holen war, antwortet der HSC-Übungsleiter so, wie es ein Trainer eben tut und führte vielen Faktoren sowie keine Zeitangabe an. Wer ihn beobachtet hatte dem war allerdings klar, der Zeitpunkt muss zwischen der 45. und 50. Minute gelegen haben. Der HC startete gut in die 2. Halbzeit. Eine Mixtur aus 2 Treffern, einer Huhnstock-Parade sowie einer Zeitstrafe gegen Coburg brachte die Sicherheit. In der Folge legte Dresden Tor um Tor zwischen sich und den HSC. Als der an diesem Tag überragende Henning Quade in der 44. Minute zum 25:20 einwarf, nahm HSC-Coach Jan Gorr die Auszeit. Die Coburger Verunsicherung war aber auch nach der Auszeit zum greifen nah und so bauten die Hausherren, angetrieben von den eigenen Fans, den Vorsprung weiter aus. Vor allem die extrem bewegliche Dresdner Abwehr passte dem HSC überhaupt nicht. Als Marc Pechstein für die Dresdner aus der eigenen Hälfte das leere HSC-Tor traf und der Coburger-Keeper Konstantin Poltrum trotz Hechtsprung den Ball nicht mehr erreichte, war das der 32. Treffer des HC. Eine neuerliche Huhnstock-Parade brachte dann durch einen Treffer von Gabor Pulay das 33:23 in der 54. Minute. Die restlichen 6 Minuten nutzten die Gäste um ein kleines Debakel zu verhindern. Am Ende musste der Tabellenführer aber eine 8-Tore-Niederlage hinnehmen (35:27). Das war gleichbedeutend mit der höchsten Saisonniederlage der Oberfranken. Dass Gabor Pulay das letzte Tor für den HC nach Anspiel vom sehr gut aufspielenden HC-Spielmacher Roman Becvar per Kempatrick erzielte, war noch die „Kirsche auf der Sahne“.
Fazit: Der HC setzte mit diesem Spiel vor allem ein Zeichen für sich selbst. Die Gastgeber hatte auch keine Crunchtime-Probleme, denn diese Zeit ließen die Hausherren einfach ausfallen. Die erneut über 2000 Zuschauer trauten fast 60 Minuten ihren Augen nicht. Spätestens beim 33:23 Zwischenstand fingen sich die Zuschauer wohl gegenseitig an zu kneifen. Da war schon lange klar, dass der HC gerade dabei war seine beste Saisonleistung zeigen.
Linksaußen Julius Dierberg ging sogar noch weiter: „Gerade mit der Situation die wir haben, macht dieses erste gewonnene Weihnachtsspiel wahrscheinlich zu einem der besten die wir überhaupt in der 2. Liga gespielt haben. Auch natürlich weil das heute der Tabellenführer war. Wir haben gegen einen wahrscheinlichen Aufsteiger gerade 35 Tore geworfen. Wir haben heute fast 60 Minuten lang ein überragendes Spiel gespielt. Das lief heute fast wie von allein und das vor allem auch durch die überragende Unterstützung durch die über 2000 Zuschauer.“
Die 35 geworfenen Tore sind das eine, den wahrscheinlichen Schlüssel zum Sieg erkannte aber Arseniy Buschmann wie folgt: „Wir waren heute in der Abwehr viel präziser am Gegner und haben ihn gestört. So hatten es die Torhüter auch leichter.“
Trainer Christian Pöhler sprach im Blick auf die Abwehr von „klaren Unterschieden in der Beinbarbeit im Vergleich zum Gegner. Wir sind unfassbar gute Wege gegangen und konnten viele Ballgewinne daraus generieren. Wir hatten heute in der Defensive den unbedingten Willen.“
Damit schließt der HC das Handballjahr 2018 mit einem ganz wichtigen Sieg ab. Ein Sieg, der für den Rest der Saison Mut machen sollte.
Tore: Halfmann/Huhnstock (beide Tor), Pulay 4, Emanuel 5, Dierberg 5, Buschmann 1, De Santis, Flödl, Kretschmer 5, Hoffmann, Greß 2, Pechstein 2, Quade 10, Becvar 1
Text: Wolfram Wegehaupt