Dresden - Viele werden das kennen, man steht lange vor einem Bild und ist ob der Aussage des Bildes ratlos. Bei den Dresdner „Handballkünstlern“ war es am Freitagabend zwar so, dass der Rahmen stimmte, denn die BallsportARENA war mit 2581 restlos ausverkauft, das Bild was die Hausherren auf dem Feld „zeichneten“ war allerdings etwas ernüchternd bis schwer zu deuten. Vor allem wenn man sich vor Augen hält, was der HC zuletzt für Spiele gezeigt hat. Vielleicht hätte die beste Analyse ja der in der Halle anwesende DHB-Vizepräsident Bob Hanning gekonnt, denn der versteht sehr viel von Handball und war in letzter Zeit fast schon kunstvoll gekleidet, quasi also ein Bild für sich.
Um im Bild zu bleiben, was beide Teams, Dresdner wie Essener, in der 1. Halbzeit zeigten, war wenig Handballkunst und mehr eine Partie mit vielen Fehlern und Unkonzentriertheit. HC-Trainer Christian Pöhler beschrieb die 1. Spielhälfte treffend als „wilde Fahrt auf beiden Seiten“. Am Ende der 1. Spielhälfte stand vor allem darum ein Unentschieden (11:11) auf der Anzeigetafel, weil beide Teams gleich viel zu viel Fehler machten. Zudem konnten sich beide Mannschaften auf gute Torhüter verlassen, wobei HC-Keeper Mario Huhnstock mit starken 9 Paraden TUSEM-Torhüter Sebastian Bliß noch etwas den Rang ablief. Das Spiel begann mit einem Ballverlust des HC Elbflorenz und nach 90 Sekunden mit einem Treffer (0:1) durch den Essener Rückraumspieler Dennis Szczesny.
Trotz eines zwischenzeitlichen Unentschieden (5:5), waren die Gäste aus dem Ruhrpott bis zur 26. Minute überwiegend mit 2 bis 3 Toren in Führung. Nach einer Auszeit des HC, verloren die Essener kurzeitig den Faden. Nach einer 7:10 Führung vor der Auszeit, mussten die Gäste 4 HC-Tore in Folge hinnehmen. In dieser Phase hielt Mario Huhnstock erst einen Strafwurf und wenig später einen freien Ball. Als Gabriel De Santis für die Hausherren zum 11:10 traf, stand die Halle kurzzeitig Kopf. Vorausgegangen war eine erneute Huhnstock Parade. Eine wirklich gute Chance zum 12:10 gab es sogar auch noch, blieb aber durch den HC ungenutzt. So glichen die Gäste, nach mehr als 10 torlosen Minuten, zum 11:11 aus und die Sachsen konnten die verbleibenden 10 Sekunden nicht mehr zu Führung nutzten.
Die Dresdner kamen nicht gut in die 2. Halbzeit und lagen in der 35 Minute mit 13:16 zurück. Auch bedingt durch eine frühe Zeitstrafe nach 25 gespielten Sekunden. Doch dann erwischten der HC noch einmal eine der wenigen guten Phasen im Spiel. Mit einem erneuten 4-Torlauf brauchten die Hausherren nur knapp 4 Minuten, um die Partie wieder zu ihren Gunsten zu drehen. Nach einem Pfostentreffer vom Essener Außen Felix Klingler, war es Hennig Quade der für die Dresdner zum 17:16 traf. Es war die letzte Führung im Spiel für den HC. Christian Pöhler sagte zu diesem Spielabschnitt: „Wir haben es in dieser Phase verpasst die aufkommenden Euphorie von den Ränge mitzunehmen.“ Ein Tor aus der schnellen Mitte brachte für den TUSEM erst das 17:17 und nach einem Dresdner Ballverlust das 17:18 durch Jonas Ellwanger.
Bis zur 43. Minute konnten die Gäste ihrerseits den Vorsprung auf 17:21 ausbauen. Eine Dresdner Auszeit nach dem 21. Treffer der Essener brachte nicht den gewünschten Erfolg. Die Gäste aus der Ruhrmetropole zogen immer sicherer ihre Kreise. Im Angriff spielten das Team von Trainer Jaron Siewert lange, geduldig und clever. Der TUSEM-Trainer sprach nach dem Spiel zu Recht von „souverän nach Hause geschaukelt“. Durch einen Strafwurftreffer von Tom Skroblien führte der TUSEM in der 50. Minute sogar mit 6 Toren (20:26).
Der in der Schlussphase sehr aktive und treffsicher Skroblien ließ sich zusammen mit seinen Mitspielern in der restlichen Spielzeit nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Auf Dresdner Seite war es vor allem ein immer wieder mutiger Gabriel De Santis der sich gegen die Niederlage stemmte. Er erfuhr an diesem Tag aber zu wenig Unterstützung. Zudem gewannen die Gäste in der 2. Hälfte das Torhüterduell klar, wobei TUSEM-Torwart Bliß von seiner Deckung auch einfach mehr Unterstützung bekam. So endete die Partie mit einem klaren und verdienten Sieg für die Gäste (25:29).
Fazit: Ab dem 17:21 erschien der Vorsprung der Essener für die Gastgeber uneinholbar. Die Gäste zeigten ab der 40. Minute warum sie bisher so eine starke Saison spielen und das angriffsstärkste Team stellen. Den Dresdner fehlte es vor allem im Angriff an der „Leichtigkeit der letzten Spiele“, wie Christian Pöhler es ausdrückte. Auffällig bei den Dresdnern war, dass sie das Tempospiel der Gäste ebenso ganz gut im Griff hatten, wie das sonst gute Spiel im Eins gegen Eins, daraus aber nicht wirklich durchschlagend Kapital schlagen konnten. Am Ende agierte der HC einfach zu fehlerhaft und im Angriff zu oft auf der Basis schlechter Wurfentscheidungen. Insgesamt stimmte das „Wie“ einfach nicht. So haben die Dresdner nach 11 Heimspielen leider eine negative Heimbilanz von 10:12 Punkten aufzuweisen. Bei aller Leistungsdichte in der 2. Liga, ist das natürlich bisher zu wenig.
Im Blick auf die kommenden 5 Spiele haben die Dresdner ein brutales Programm vor der Brust (Balingen auswärts, Hamm heim, Hamburg auswärts, Ferndorf heim, Lübbecke heim). Für den Ausgang der Saison sind natürlich Punkte wichtig, aber eben auch, ob es der HC schafft, seine zuletzt gute Phase wieder aufzugreifen und da sollte das „Wie“ wieder stimmen.
Tore: Halfmann/Huhnstock (beide Tor), Pulay, Jurgeleit 2, Emanuel, Dierberg 1, Flödl, Kretschmer 2, De Santis 6, Hoffmann 1, Greß 5, Kammlodt, Becvar 3, Quade 2, Kasal 1
Text: Wolfram Wegehaupt