Die anhaltende Niedrigzinsphase stellt Banken vor große Herausforderungen. Die Geldpolitik der EZB sorgt dafür, dass sich die Zinsspirale in den letzten Jahren immer weiter nach unten gedreht hat, was zu erheblichen Einnahmeausfällen bei Banken geführt hat.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Banken reagieren müssen. Die Redaktion von Franke-Media.net hat in ihrem Vergleich die Privatkredit-Zinsen von zahlreichen Kreditgebern untersucht – mit teilweise überraschenden Ergebnissen, was die Höhe der Zinsen angeht.
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Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang der sogenannte Privatkredit-Index, der die durchschnittliche Zinsentwicklung berücksichtigt. Welche konkreten Schlussfolgerungen sich daraus ziehen lassen, wir im Folgenden näher unter die Lupe genommen.
In letzter Zeit zeigt sich eine immer stärkere Diskrepanz zwischen dem sogenannten Werbezinssatz und dem 2/3-Zinssatz. Bei Werbezinssatz handelt es sich um den Zinssatz, mit dem ein Kreditanbieter wirbt, der aber nicht jedem Kunden gewährt werden kann.
Aussagekräftiger ist da schon eher der sogenannte 2/3-Zinssatz. Hierbei handelt es sich um die durchschnittlichen Konditionen, die zwei Drittel der Personen erhalten. Wie es zu erwarten ist, liegt dieser Wert über dem Werbezinssatz.
Die Gründe dafür liegen darin, dass Banken mit niedrigen Zinsen werben, um Kunden zunächst einmal anzulocken. Wer einen zu hohen Zinssatz ausruft, taucht bei Vergleichsseiten gar nicht mehr im sichtbaren Bereich auf und verliert damit schon einen Großteil seiner potentiellen Kreditnehmer im ersten Schritt.
Allerdings ist die Situation für den Kunden natürlich auch nicht so schön – man geht von günstigen Konditionen aus, erfährt dann aber nach einiger Zeit, dass diese gar nicht realisierbar sind. Das kann für Unmut sorgen und lässt den Eindruck entstehen, dass die Banken ihre Marge erhöhen möchten.
In Zahlen: Betrachtet man die letzten 12 Monate, hat sich der durchschnittliche Werbezins um rund 12,5 % reduziert. Gleichzeitig ist aber der 2/3-Zins um rund 10,5 % teurer geworden. Es zeigt sich also, dass mit immer niedrigeren Zinsen geworben wird, die tatsächlichen Konditionen aber höher ausfallen als noch vor einem Jahr.
Es gibt verschiedene Argumente, die eine solch hohe Abweichung zwischen Werbezins und 2/3-Zins erklären können. Die gängigsten Erklärungen sind:
Wofür man einen Kredit einsetzt, hat eine große Auswirkung auf den Zinssatz. Wer sein Konto ausgleichen oder endlich mal wieder in den Urlaub fahren möchte, muss mit hohen Zinsen rechnen, denn dem Kreditbetrag steht keine zusätzliche Sicherheit gegenüber – das Geld wird ja schlichtweg ausgegeben.
Etwas anders sieht es aus, wenn man das Geld in seine Firma investieren möchte oder berufliche Weiterbildung (z.B. ein Studium) anstrebt. Hier hat die Bank zwar auch keine Sicherheit, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sich die Investition in Form von höheren Einnahmen in der Zukunft auszahlen könnte.
Am besten sehen die Zinsen aus, wenn man in Anlageobjekte wie Immobilien investiert. Auch die Anschaffung eines Autos kann für zumindest etwas niedrigere Zinsen sorgen, da das Auto stets einen gewissen Wert behalten wird und somit als Sicherheit für den Kredit fungiert.
Allerdings: Im vorhin angesprochenen Zahlenbeispiel handelt es sich ausdrücklich um den sogenannten Privatkredit. Dabei handelt es sich um einen reinen Konsumkredit zur freien Verwendung. Er wird auch als Verbraucherkredit oder ganz klassisch als Ratenkredit bezeichnet.
Es ist wichtig, dass man die Zinsen verschiedener Kreditarten nicht miteinander vermischt. Sonst kann man die Ergebnisse nicht richtig interpretieren. Fakt ist aber, dass die erwähnte Diskrepanz zwischen Werbe- und 2/3-Zins sich ausdrücklich auf Privatkredite bezieht.
Inzwischen gibt es so viele Möglichkeiten, bei einer Bank oder direkt online einen Kredit anzufragen, dass der Wettbewerb besonders hart geworden ist. Kreditgeber müssen sich ganz genau überlegen, mit welchen Konditionen sie werben. Wer zu vorsichtig ist und bereits eingangs hohe Zinsen ausschreibt, bekommt vielleicht gar keine Anfragen mehr.
Gleichzeitig muss aber auch die Kundenzufriedenheit und die allgemeine Fairness gewahrt bleiben. Wer als Kunde mit möglichen Konditionen von unter 1% Zinsen gelockt wird und dann am Ende ein Vielfaches davon bezahlen soll, ist mit Sicherheit stark abgeschreckt und vermutlich auch wütend.
Allerdings muss man sich als potentieller Kreditnehmer auch immer an die eigene Nase fassen und bei sich selbst nach den Gründen suchen. Nur weil aktuell eine Niedrigzinsphase herrscht, heißt das nicht, dass die Bonität der Kunden unbeachtet bleiben darf. Diese könnte sich durch Ereignisse wie die Corona-Krise in vielen Haushalten verschlechtert haben.
Die Banken müssen bei der Kreditvergabe sehr vorsichtig sein und es hat nicht immer etwas mit der Erhöhung der Marge zu tun, wenn höhere Zinsen gefordert werden. Wer über keine sicheren Einkünfte verfügt und vielleicht noch anderweitige Schulden tilgen muss, darf sich keine Hoffnungen auf allzu gute Konditionen machen, sofern der Kredit überhaupt bewilligt wird.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die aktuelle Niedrigzinsphase von Verbrauchern manchmal ein wenig fehlinterpretiert wird. Die Erwartung niedriger Zinsen wird zusätzlich dadurch befeuert, dass der Wettbewerb unter Kreditgebern sehr hoch ist und daher sehr niedrige Werbezinsen ausgerufen werden, die sich dann schnell deutlich erhöhen, wenn die Bonität des potentiellen Kreditnehmers beleuchtet wird.
Dahinter steckt natürlich zum einen ein finanzielles Interesse der Banken, die – so wie es der Privatkredit-Index zeigt – trotz sinkender Werbezinsen immer höhere 2/3-Zinsen verlangen und somit ihre Einnahmen erhöhen. Allerdings muss auch immer bedacht werden, dass ein reiner Verbraucherkredit zu guten Konditionen auch eine exzellente Bonität voraussetzt.
In jedem Fall sollten die Banken aber versuchen, die Schere zwischen Werbezins und 2/3-Zins nicht zu weit aufgehen zu lassen. Sonst droht mittelfristig ein Verlust der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens in die Kreditinstitute.