Mi, 26.10.2022 , 07:20 Uhr

Igelstationen in Sachsen vollkommen überfüllt

Sachsen- Igel führen ein gefährliches Leben: Nicht nur andere Tiere, Rasenmäher und Autos bedrohen ihre Existenz, sondern auch Neugier und Unwissenheit von Menschen führen oft dazu, dass die stacheligen Vierbeiner leiden und sogar sterben können.

Wenn Mama-Igel auf der Suche nach Futter von einem Mähroboter erfasst, einem Auto überfahren oder einem anderen Tier getötet wird, bleibt ihrem Nachwuchs nichts anderes übrig, als sich um sich selbst zu kümmern. Einige Tiere wögen laut Sandra Kühnert von der Igelauffangstation in Zwickau nicht mal 50 Gramm, wenn sie aus ihrem Nest kriechen.

Es sei verrückt zurzeit, so Kühnert. Unzählige Tiere würden schwer verletzt, unterkühlt und halbtot bei der Igel-Nothelferin und ihren Kolleginnen und Kollegen abgegeben. In Spitzenzeiten erreichten den Verein, der sich hauptsächlich durch Spenden finanziert, zehn Anrufe pro Tag - manche davon spät in der Nacht.

Dass so viele Igeljunge in Not seien, habe unterschiedliche Gründe, erklärt Kühnert. Die Mütter liefen mehr und fänden weniger. Im Zweifel ließen sie ihre Jungen zurück oder sterben auf der Suche nach etwas Essbarem.

Auch durch falsche oder ausbleibende Pflege bei Privatleuten verendeten viele Igel qualvoll. Einmal hätten sie zum Beispiel eine Familie gehabt, da wollten die Kinder einfach schauen, wie sich das Igeljunge so entwickelt. Deshalb hätten sie es nicht zur Station gebracht – mit tödlichen Folgen für das Tier. Trotz des guten Willens vieler Igelfreunde fehle oft einfach das Verständnis für die Bedürfnisse der Igel, sagt die Zwickauerin. Bei einem anderen Fall käme es auch schon dazu, dass Tiere mit Schokolade oder Cola gefüttert wurden.

Wer ein Tier findet, solle unter anderem Funddatum, -uhrzeit, -gewicht und die Fundstelle notieren. Zu Fressen könne den Tieren Katzen-Dosenfutter, Rührei ohne Gewürze und Wasser angeboten werden. Tabu seien hingegen unter anderem Milchprodukte, Obst und Gemüse, da die Insektenfresser dies nicht verdauen können. Ist ein Igel wieder fit, sollte er möglichst am Fundort wieder freigelassen werden.

Quelle: dpa