Leipzig – Noch brennen nur drei Adventskerzen auf dem Adventskranz der Propsteikirche St. Trinitatis. Doch schon am Sonntag wird hier an Heilig Abend die vierte und letzte Kerze brennen.
Für viele Leipzigerinnen und Leipziger darf der Gottesdienst an Heiligabend nicht fehlen. Für die rund 90 Kirchen im Leipziger Stadtgebiet bedeutet das volle Kirchbänke. Der Gottesdienst der Propsteikirche muss deswegen sogar in ein anderes heiliges Haus umziehen.
„Bei uns ist das Ungewöhnliche, dass wir den größten Gottesdienst, die sogenannte Christnacht am Heiligen Abend um 22 Uhr gar nicht in unserer eigenen Kirche feiern. Owohl die neu ist, ist sie für diesen Gottesdienst zu klein. Wir sind immer 22 Uhr in der Nikolaikirche zu Gast, worüber wir uns sehr freuen“, erklärte Propst Gregor Giele der Katholischen Propstei St. Trinitatis Leipzig.
Mit etwa 2.000 Menschen rechnet die katholische Gemeinde zu ihrem Weihnachtsgottesdienst in der Nikolaikirche.
Leer ist die Propsteikirche deswegen noch lange nicht. Christen aus Syrien werden hier ihre Weihnachtsgottesdienste unter anderem auf Aramäisch – der Sprache Jesus Christus – halten.
In der Nikolaikirche findet am Heiligen Abend um 17 Uhr eine Christvesper der Kirchgemeinde statt, bei der von KonfirmantInnen das Krippenspiel aufgeführt wird. Gesang und Predigten sind fester Bestandteil.
Die Botschaft der Weihnachtsgottesdienste ist dabei immer gleich: Himmel und Erde verbinden sich, Jesus wurde geboren, Gott wird Mensch und ihm ist nichts Menschliches fremd.
Das Thema Menschlichkeit bietet deswegen auch Nährboden für einen Blick auf politische Situationen.
„Wir haben in diesem Jahr daran gedacht, dass vor einem Jahr in Berlin auf dem Breitscheitplatz der Anschlag war. Das sind Sorgen, die die Menschen auch heute auf den Weihnachtsmärkten betroffen haben. Man hat die Betonsperren gesehen. Wie gehen wir mit dieser Angst um? Die Weihnachtsbotschaft soll etwas Freude bringen, soll Licht bringen, soll Optimismus und Mut machen. Also in einer Zeit voller Angst und Sorgen auch Hoffnung und Ermutigung schaffen“, so Pfarrer Bernhard Stief der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde St. Nikolai.
Angst und Hoffnung – Emotionen, die auch für Menschen wichtig sind, die keinen direkten Bezug zum christlichen Glaube oder der Kirche haben. Für alle die, die noch nie bei einem Weihnachtsgottesdienst dabei waren, könnte es zu einem bereichernden Wagnis werden.
„Zu allererst und das wirklich alle anspricht, ist die Atmosphäre. Man stelle sich die große Nikolaikirche vollgefüllt mit Menschen vor. Es wird die Krönungsmesse von Mozart aufgeführt, ein sehr feierlicher Gottesdienst vom Ritus. Das spricht erstens alle Sinne an und berührt zu allererst das Herz“, so Propst Giele.
„Und dann denke ich auch, die Weihnachtsbotschaft ist eine Botschaft, die nicht nur Christen anspricht, sondern eigentlich alle Menschen, weil wir in dieser Zeit eben diese froh machende Botschaft brauchen, nicht entmutigt zu sein. Um uns wieder klarzumachen, warum wir das Weihnachtsfest haben, auch in die Geschichte zu schauen und auch ermutigt, miteinander in das neue Jahr zu gehen“, so Pfarrer Stief weiter.
Selbstverständlich werden auch in allen anderen Leipziger Kirchen Gottesdienste abgehalten. Alle zusammen feiern sie die Besinnlichkeit an Weihnachten und lassen mit Hilfe von Krippenspielen und Chorgesängen für einen kurzen Moment den Negativismus vergessen.