Mo, 05.12.2022 , 14:41 Uhr

Infektionswelle belastet Kinderkliniken - Lage in Sachsen angespannt

Sachsen- Die Welle von Atemwegsinfekten bei den 0- bis 15-Jährigen bringt die Kinderkliniken in Sachsen an ihre Grenzen. «So schlimm wie in anderen Bundesländern wie Bayern, Nordrhein-Westfalen oder in Berlin ist es noch nicht», sagte Reinhard Berner, Direktor der Kinderklinik an der Uniklinik Dresden.

Aber es gebe landesweit einen enormen Ansturm auf Praxen und Notaufnahmen. Wieland Kiess, Chef der Kinderklinik an der Uniklinik Leipzig, sagte: «Wir sind tatsächlich nicht in einer Katastrophe, aber im Krisenmodus.» Der starke Anstieg vor allem an Influenzafällen und Infektionen mit dem für Babys und Kleinkinder gefährlichen Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) hat die Situation noch einmal verschlimmert. Dabei komme die winterliche Erkältungswelle nicht überraschend, sagte Kiess. In der Corona-Pandemie hätten Kinder keine Immunität gegen dieses Virus und andere übliche Viren entwickeln können, weil sie nicht in die Kita gegangen seien, Masken getragen hätten und geimpft wurden. «Und jetzt trifft die ganze Palette der Erkältungsviren das Land in einer Situation, wo die betroffenen Kinder vom Babyalter bis zum dritten, vierten Lebensjahr nicht immunisiert sind.» Nach Angaben der Landesuntersuchungsanstalt (LUA) haben sich die Fallzahlen der RSV-Infektion bei den 0- bis 15-Jährigen im Freistaat seit Anfang November versechsfacht, von 63 in der ersten auf 366 in der vergangenen Woche. Seit Beginn der Erkältungssaison summiert sich die Fallzahl in dieser Altersgruppe auf 834. Der Fünfjahres-Mittelwert liegt bei 627. Die Zahl der im Krankenhaus befindlichen jungen Patienten erhöhte sich von 19 auf 102. Bei Influenza stiegen die Fallzahlen auf das Achtfache – auf 328. Das Sozialministerium sieht keine «dramatische Situation» und geht davon aus, dass die Krankenhäuser die Patientenversorgung mit den vorhandenen Kapazitäten, Kooperationen oder der Verlegung von Patienten sichern können. Die Lage sei weiterhin an vielen Stellen angespannt, auch weil viel Personal ausfalle, hieß es auf Anfrage. Stark beansprucht seien auch Kinderarzt-Praxen, das sei aber typisch für die Jahreszeit und nicht überraschend. (dpa)

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