Dresden - Die sächsische Landeshauptstadt genießt einen hervorragenden Ruf im Bildungssektor, der Anteil internationaler Studierender ist in Dresden mit 16 Prozent überdurchschnittlich hoch. Der Berufseinstieg fällt vielen jedoch schwer. Eine Studie des Projekts Intap hat nun untersucht, warum das so ist und wie dieses Potenzial besser genutzt werden könnte.
Der Wirtschaftsstandort Dresden ist attraktiv für internationale Studierende. Absolventinnen und Absolventen aus aller Welt wollen gern in der Landeshauptstadt bleiben – vorausgesetzt, sie finden eine passende Stelle. Dies ist aber gerade für Internationals besonders schwierig. Das zeigt eine neue Studie des Instituts für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie der TU Dresden im Auftrag von intap – einem Projekt der Scientists into Business (SCiB) GmbH. Die Kernfrage der Studie mit dem Titel „A perfect match? Internationals und der Dresdner Arbeitsmarkt“ lautete: Wie kann der schwierige Übergang internationaler Absolventinnen und Absolventen in den Arbeitsmarkt besser gelingen, um das Potenzial dieser gut ausgebildeten und zu großen Teilen bleibewilligen Absolventinnen und Absolventen für die regionale Wirtschaft zu nutzen?
„Für die Studie wurden im Zeitraum von Januar bis Juli 2019 mehr als 400 internationale Studierende und Alumni dreier Dresdner Hochschulen (Technische Universität Dresden, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden und Dresden International University) zu den Themenkomplexen ‚Studentischer Werdegang‘, ‚Berufliche Vorstellungen und Vorerfahrungen‘, ‚Leben in Dresden‘ und ‚Unterstützung und Netzwerke‘ befragt“, erläutert Prof. Petra Kemter-Hofmann, Projektleiterin der Studie. Die „Top 3“ der Herkunftsländer sind Indien, China und Italien. Die Entscheidung, ob die Studierenden in Dresden bleiben möchten, fällt bei der Hälfte der „Internationals“ bereits vor dem Studium, bei der anderen Hälfte während des Studiums. In Hinblick auf den zukünftigen Arbeitgeber bevorzugt jede/r dritte bis vierte Befragte ein kleines und mittelständisches Unternehmen (KMU). Zudem beantworteten 40 Dresdner Unternehmen – viele davon KMU – und Institute Fragen zu den Themen Personalrekrutierung und -auswahl, bisherigen Erfahrungen mit internationalen Bewerbern und Mitarbeitern sowie zu Potenzialen in Hinblick auf die Beschäftigung von Internationals. Die Mehrheit der befragten Unternehmen ist aktiv auf der Suche nach Akademikern, gern aus dem Ausland. Zwei Drittel der befragten Unternehmen beschäftigen bereits Internationals, dort zumeist in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Beratung – hier können sie eine Projektmanagement- oder Spezialistenkarriere anstreben.
Dennoch: Nur etwa ein Drittel der Alumni, die sich in Deutschland beworben haben, schaffte den erfolgreichen Berufseinstieg in Deutschland. „Das muss sich ändern, denn wir brauchen dringend Talente, um dem eklatanten Fachkräftemangel zu begegnen. Wir müssen uns fragen: Warum gehen internationale Studierende nach dem Studium zurück in ihr Heimatland oder ziehen in andere Regionen, anstatt einen erfolgreichen Karrierepfad in der Landeshauptstadt einzuschlagen? Und was können die Entscheider in der Wirtschaft sowie dritte Instanzen dagegen unternehmen?“, sagt Anke Wagner, Geschäftsführende Gesellschafterin der Scientists into Business (SCiB) GmbH, Projektträger von intap. Die Studie zeige, dass das Potenzial internationaler Arbeitnehmer in Dresden ein noch unerschlossener Fachkräfteschatz sei. Den Bedürfnissen der Internationals müsse daher Sorge getragen werden, um den Übergang in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Häufig genannt wurde der Wunsch nach Unterstützung beim Spracherwerb und Bewerbungsprozess, Networking mit potenziellen Arbeitgebern sowie Zugang zu Praktikums- und Stellenangeboten. Hier setzt die Arbeit von intap an. Das Projekt fungiert als Schnittstelle zwischen den Unternehmen und Internationals. Intap veranstaltet Career Cafés, Workshops, Informations- und Vernetzungsveranstaltungen und bietet individuelle Karriereberatungen an. Studierende und regionale Arbeitgeber können sich kostenlos im Online-Karrierenetzwerk intap.network registrieren, um sich miteinander zu verbinden“, so Anke Wagner abschließend.
„Projekte wie intap, die Internationals und lokale Unternehmen zusammenbringen sind extrem wichtig für die wirtschaftliche Zukunft des Freistaats“, betont Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Stadt Dresden. „Nur im Zusammenspiel der Universitäten, der Wirtschaft und solchen privaten Akteuren, die auch kreative Wege gehen und die Sprache der beiden Zielgruppen sprechen, können wir erfolgreich dem demografischen Wandel entgegentreten.“
Weitere Informationen zur Studie und zum Intap Projekt finden Sie auf der Intap-Website.