Dresden - Ein alarmierendes Ergebnis, was die DAK am Donnerstag präsentiert hat. Als erste gesetzliche Krankenkasse hat die DAK-Gesundheit in einem Kinder- und Jugendreport die gesundheitliche Situation von rund 15.000 Jungen und Mädchen analysiert. Sie wollten herausfinden wie gesund oder krank die Sachsen sind. Dabei kam heraus: Fast jedes dritte Kind aus Sachsen ist chronisch krank.
Neurodermitis, Asthma, Heuschnupfen – in Sachsen ist fast jedes dritte Kind körperlich chronisch krank (30 Prozent). Zwischen Stadt- und Landkindern gibt es große Unterschiede. Laut Studie sind neun von zehn Jungen und Mädchen mindestens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. Und dabei zeigt sich: Bereits Schulkinder leiden unter krankhaftem Übergewicht und Rückenschmerzen. Als Konsequenz wird die DAK-Gesundheit die Präventionskampagne „fit4future“ – für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung – ausweiten.
Im Auftrag der DAK-Gesundheit untersuchte die Universität Bielefeld umfassend die Gesundheits- und Versorgungssituation von Jungen und Mädchen in Sachsen. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 liefert erstmals systematische Analysen zum Erkrankungsgeschehen bei Kindern. „Wir wollen die gesundheitliche Situation von Kindern besser verstehen und sie verstärkt in die politische Diskussion rücken“, sagt Christine Enenkel, Leiterin der DAK-Landesvertretung Sachsen.
Atemwegserkrankungen stehen insgesamt auf Platz 1 der häufigsten Erkrankungsarten im Kindesalter. Mehr als die Hälfte (61,8 Prozent) aller Jungen und Mädchen in Sachsen leidet mindestens einmal pro Jahr unter einem grippalen Infekt oder einer akuten Bronchitis. In der Häufigkeit dahinter folgen Infektionskrankheiten, Hauterkrankungen, Augenerkrankungen und psychische Leiden. Muskel-Skelett-Probleme wie Rückenschmerzen oder Knieprobleme treten ebenfalls bereits bei jungen Menschen auf. Ab dem zwölften Lebensjahr hat mehr als jeder vierte Jugendliche mindestens einmal im Jahr eine entsprechende Diagnose. „Das ist alarmierend“, betont Enenkel, „denn frühe Muskel-Skelett-Probleme können im Erwachsenenalter schwere Rückenleiden nach sich ziehen." Ein weiteres Leiden, das mit Bewegungsarmut zusammenhängt, ist krankhaftes Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg sind knapp vier Prozent betroffen, im Alter von zehn bis 14 Jahren 5,2 Prozent. „In diesem Alter werden für solch verhaltensbezogene Krankheitsbilder die Weichen gestellt“, kommentiert Enenkel die Ergebnisse.
Kinder in Sachsen sind vergleichsweise kränker als im Bundesdurchschnitt. Zwar dominieren dieselben Erkrankungen wie auf Bundesebene, aber der Anteil der betroffenen Kinder ist in vielen Erkrankungsbereichen höher. „Mit dem Kinder- und Jugendreport liegen nun belastbare Analysen zur regionalen Häufigkeit bestimmter Erkrankungen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt vor“, erklärt Julian Witte von der Universität Bielefeld als Studienautor. „Die Untersuchung im Auftrag der DAK-Gesundheit ist die erste kontinuierliche und erkrankungsübergreifende Analyse von solchen regionalen Abrechnungsdaten einer gesetzlichen Krankenkasse.“
Der Kinder- und Jugendreport für Sachsen zeigt außerdem, dass Stadtkinder anders krank sind als Gleichaltrige vom Land: Stadtkinder leiden häufiger unter Viruserkrankungen (plus 43 Prozent), Zahnkaries (plus 38 Prozent) oder Depressionen (plus 22 Prozent). Landkinder hingegen haben häufiger Heuschnupfen (plus 20 Prozent). „Unser Report belegt, dass der Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern in Sachen Gesundheit größer ist als gedacht“, betont Christine Enenkel. Das schlägt sich jedoch nicht auf die Ausgaben der Krankenkassen nieder: Diese sind insgesamt vergleichbar hoch. Es gebe jedoch Unterschiede in den einzelnen Versorgungsbereichen. „Am höchsten ist die Differenz im Arzneimittelbereich: Wir haben hier 2016 durchschnittlich für jedes Stadtkind 187 Euro ausgegeben, für jedes Landkind 207 Euro, also elf Prozent mehr.“ Dies sei insbesondere auf mehr Verschreibungen von Antibiotika unter Landkindern zurückzuführen. Bei den Stadtkindern lagen die Pro-Kopf-Ausgaben für ambulante Arztbesuche hingegen zehn Prozent höher.
Insgesamt gab die DAK-Gesundheit in Sachsen 2016 rund 15,2 Millionen Euro für die Behandlung von Kindern aus. Davon ging mehr als die Hälfte an Kliniken (37 Prozent) und niedergelassene Ärzte (25 Prozent). Arzneimittel machten knapp ein Fünftel aller Kosten aus, Heil- und Hilfsmittel zusammen 17 Prozent. Reha-Leistungen hatten mit zwei Prozent den geringsten Anteil. Je Kind entspricht dies durchschnittlichen Ausgaben von 1.024 Euro pro Jahr. Allerdings verteilten sich die Ausgaben sehr unterschiedlich, die Hälfte der Gesamtausgaben entfiel auf lediglich drei Prozent aller Kinder und Jugendlichen.
Auf Grundlage des Reports will die DAK-Gesundheit die bestehende Versorgung von Kindern und Jugendlichen weiter optimieren. Außerdem wird die Krankenkasse ihre Prävention an Kitas und Schulen intensivieren. So soll die Präventionskampagne „fit4future“ mit der Cleven-Stiftung für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung ausgeweitet werden. Das Programm läuft aktuell an 105 Grund- und Förderschulen in Sachsen mit mehr als 16.000 Schülern und soll in Kürze in Kitas sowie an weiterführenden Schulen starten.
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von rund 15.000 minderjährigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Sachsen durch die Universität Bielefeld ausgewertet. Infos zu allen Angebote, die die Krankenkasse speziell für Kindergesundheit bereithält unter: www.dak.de/kinder