Fr, 14.10.2022 , 14:10 Uhr

Kabarett: Selbst hier ist die Stimmung wegen aktueller Krisen angespannt

Leipzig - Dem einst vollen Leipziger Kabarett Sanftmut fehlen die Zuschauer, weil diese nicht mehr genug Geld hätten.

Auch die Corona-Pandemie ist für manches Publikum immer noch ein Grund keine Veranstaltungen zu besuchen. Viele Vorstellungen seien deshalb nur halb besetzt - auch sonst seien die Zeiten auf der Kleinkunstbühne andere: In all diesen Krisen müsse man nur eine leise Andeutung machen, einen dezenten Hinweis geben, schon lache das Publikum - und das deutlich aggressiver als davor. Das beobachtet Thomas Störel, der gemeinsam mit seiner Kollegin Uta Serwuschok seit Jahrzehnten als Moni und Manni auf der Bühne steht. Die, die kämen, seien mit vollem Herzen da. Trotz leerer Ränge und bedrückender Weltlage freue sich das Publikum über Unterhaltung und genieße das Lachen.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer seien deutlich besser informiert und auf ganz andere Weise involviert, sagt Störel. Weil ihr Alltag durch politische Maßnahmen stark beeinflusst sei, habe jeder und jede eine Meinung zu aktuellen Themen, Problemen und Politikern.

Lachen sei gerade in Krisenzeiten der Vergangenheit eine gute Medizin gewesen, sagt der Vorstand des Leipziger Humor- und Satire-Festivals, Harald Pfeifer. So seien Kabaretts beispielsweise zu DDR-Zeiten gern besucht worden, weil auf der Bühne Dinge ausgesprochen wurden, die sonst nicht laut gesagt werden durften.Auf der kleinen Bühne werde schon immer viel gewettert und von einer Welt geträumt, die es so nicht gibt, so Pfeifer. Insofern sei die Katastrophe ja eigentlich der Nährboden des Kabaretts.

Zwischen dem 16. und 23. Oktober findet das Kleinkunstfestival in diesem Jahr zum 32. Mal statt. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt laut Pfeifer auf politischem Kabarett. Darüber hinaus finden sich aber beispielsweise auch Poetry-Slams und Liedermacherei auf dem Programm. Geplant sind Auftritte bekannter Größen der Szene, wie Anny Hartmann und Tom Pauls. Ziel der Messe sei es, die Vielfalt der Branche zu präsentieren, so Pfeifer.

(Quelle: dpa)